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Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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weil ich zu dem Zeitpunkt keine Lust gehabt hatte, mich mit dem Thema zu beschäftigen. Auch als er mir, als ich ihn dann schließlich anrief, noch weitere Informationen zu dem Objekt hatte geben wollten, hatte ich ihn in seinem Redefluss unterbrochen und klargestellt, dass ich ganz unvoreingenommen an die Sache rangehen wollte. »Es kann sein, dass er etwas davon weiß. Aber wieso ist das denn so wichtig? Ich bin doch sicher nicht die Einzige, mit der der Investor sprechen wollte.«
    »Nein. Die Einzige bist du nicht, Katharina«, sagte Ellen Wintherscheid. »Er hat es bei jeder von uns schon versucht und ist abgeblitzt. Wir wollen nicht, dass unser Dorf zerstört wird, und das würde unweigerlich passieren.«
    »Er kann euch ja nicht zwingen zu verkaufen.«
    »Nein. Das kann er nicht.«
    »Wo ist dann das Problem?«
    »Es gibt keines, solange wir zusammenhalten.«
    »Warum dachtet ihr, ich würde nicht zu euch halten?«
    »Weil du nicht von hier bist. Eine Fremde, der das alles ganz egal sein kann.« Ellen Wintherscheid lächelte entschuldigend. »Wir wussten nicht, wie wir dich einschätzen sollten. Das war ein großes Risiko.«
    »Warum habt ihr mich nicht einfach gefragt?«
    »Als du Mila gesagt hast, du würdest direkt wieder abreisen, haben wir befürchtet, du würdest dein Erbe verkaufen wollen.«
    »Es stimmt, ich habe darüber nachgedacht.« Ich rieb über meine Oberschenkel. »Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, mich für diese ganze Sache hier restlos zu begeistern. Aber ich wusste nichts von einem Interessenten.«
    »Was vermutlich unser Glück war.«
    »Keine Ahnung, wie ich darauf reagiert hätte. Vielleicht wäre ich erst gar nicht hergekommen und hätte direkt zugeschlagen.«
    »Hast du aber nicht.«
    »Nein.« So ganz überzeugt war ich noch nicht. »Was ist mit den Blumen auf den Grabsteinen? Auf einigen Männergräbern habe ich einzelne Blumen gefunden. Auf denen von Marion und einiger Frauen, von denen ich denke, dass es meine Vorfahrinnen sind, waren Sträuße. Gibt es da einen Zusammenhang?«
    »Natürlich«, mischte Marga sich ein. »Das macht man hier so.«
    »Das ist eine nette Tradition hier im Dorf. Mehr nicht. Auf anderen Friedhöfen findet man Engel und Putten und so einen Kram. Wir haben Blumen«, bestätigte Ellen Wintherscheid. Sie nickte, und die Frauen wiederholten die Geste wie ein Echo. Ich legte meine Hände auf den Tisch und sah sie der Reihe nach an. Das konnte eine Erklärung sein oder auch nicht. Die Mörder-Opfer-Variante war die deutlich paranoidere, also für mich typische.
    »Was hat er euch denn geboten für die Grundstücke?«, fragte ich. Alle sahen Ellen Wintherscheid an. Sie räusperte sich.
    »Es geht uns nicht nur ums Geld, Katharina, und darum, ob du verkaufst oder nicht.«
    »Sondern?«
    »Marion war sehr kreativ im Finden von Lösungen. Sie hat nicht so schnell aufgegeben. So jemand fehlt nun. Als ob man uns den Motor weggenommen hätte.«
    »Was hat das mit mir zu tun?« Ich schaute in die Runde. Ellen lächelte.
    »Du machst einen sehr energiegeladenen Eindruck und hast eine Menge Schwung. Vielleicht kannst du die Lücke, die Marion bei uns hinterlassen hat, ja füllen?«, fragte sie und wartete auf meine Reaktion. Als ich schwieg, senkte sie den Blick und fuhr mit verändertem Tonfall, aus dem Enttäuschung sprach, fort: »Wie viel Geld er uns bietet, willst du wissen? Eine Menge. Er will die Grundstücke unbedingt haben und ist mittlerweile bei Summen angekommen, die nichts mehr mit dem tatsächlichen Wert zu tun haben.«
    »Wie viel?« Ich wollte alle Fakten kennen, bevor ich mich für oder gegen irgendwas entschied.
    »Eine Million Euro.« Ellen Wintherscheid räusperte sich. »Für jede von uns.«
    Hatte ich bis dahin im Letzten noch gezweifelt, wusste ich nun, was die Aufgabe war, die mir das Leben zugeteilt hatte. Die Frauen kamen und baten mich um Hilfe. Ich half. In guten und in schlechten Tagen. In Gesundheit und Krankheit. Und manchmal bis ans Ende aller Zeit.
    Agnes und ich vertrauten einander, lebten und wirtschafteten gemeinsam. Johannes wuchs heran, lief mit den Knechten aufs Feld und in den Stall. Sog alles auf. Abends saß er mit uns im Schein der Lampe und hörte zu, wie Agnes ihm vorlas. Geschichten aus fernen Ländern und alte Märchen. Und genauso, wie er sich den Umgang mit dem Vieh auf natürliche Weise aneignete, wurden ihm die Buchstaben vertraut, einer nach dem anderen.
    Es wurde Februar. Die Zeit des Gesindewechsels stand

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