Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)
unheard-of liberty?“, heißt es im Vorwort der englischen Originalausgabe. Eine kommerzielle Fassung kam vor kurzem in deutscher Übersetzung in Rowohlts Rotfuchs-Reihe heraus und ist auch als E-Book erhältlich.
Daneben existiert allerdings auch ganz legal eine alternative deutschsprachige E-Book-Übersetzung, die man dank cc-Lizenz kostenlos herunterladen kann. Auch bei Argon wollte man sich die Freiheit nehmen, die Doctorow meint: es sollte eine zweite, ungekürzte Version des Hörbuchs geben, und zwar frei zugänglich und kostenlos.
Virtueller Spendenhut, oder: das Street-Performer-Protocol
Für den Sprecher Oliver Rohrbeck hätte sich beim erneuten Einlesen nichts geändert – sein Honorar war gesichert. Nur die Herkunft des Geldes wäre eine andere gewesen. Die Finanzierung sollte nach dem Street Performer Protocol erfolgen. Auf der Projektseite beschrieb der Argon-Verlag das so:
„Vergleichbar mit einer klassischen Subskription definiert der Urheber, Produzent oder Verlag eine Summe, die er zur Umsetzung seines Vorhabens benötigt und ruft im Vorhinein das interessierte Publikum zu Spenden auf. Kommt die notwendige Summe zusammen, wird das Werk produziert und steht fortan unter einer freien Lizenz der Allgemeinheit zur Verfügung.“
Benötigt wurde eine vierstellige Summe – genauer gesagt 9.000 Euro. Laut Kilian Kissling von Argon kostet die Produktion selbst lediglich 4.500 Euro: „Wir müssen 9.000 Euro sammeln, weil wir die Hälfte der Einnahmen an den Lizenzgeber (Verlag/Autor) abführen.“ Als digitalen Klingelbeutel nutzt Argon ein von SellYourRights.com entwickeltes Widget. SellYourRights ist sozusagen ein Label neuen Typs – denn es geht nicht um die Vermarktung, sondern um die Befreiung von Musik, Videos und Texten, die nach der Produktion unter eine CC-Lizenz gestellt werden. Wenn eine Spendenaktion den vorgegebenen Mindestbetrag nicht erreicht, haben zumindest die Spender keinen Nachteil. Das System arbeitet mit PayPal-Autorisierungen, die nur dann in Anspruch genommen werden, wenn das Projekt gelingt.
Im Fall von „Little Brother“ klappte es allerdings nicht. Innerhalb der gesetzten Frist von drei Wochen kam lediglich ein Fünftel der notwendigen Summe zusammen. Das lag wohl zunächst mal an Unzulänglichkeiten bei der technischen Abwicklung. Spenden konnte man nämlich nur per Kreditkarte und via PayPal – ein Affront gegen die mitteleuropäische Lastschrift-Kultur. Doch es gab auch ein weitaus banaleres Problem: Die Community rund um Argons & SellYourRights war 2010 einfach noch zu klein. Kaum drei Jahre später hat sich das zum Glück geändert: Wie das folgende Beispiel zeigt, können vergleichbare Projekte auf populären Crowdfunding-Plattformen wie Startnext selbst fünfstellige Summen einsammeln.
“Free in/free out”: Schulbuch-o-mat befreit Schul-E-Books
„Freies Netzwissen rein – offenes eSchulbuch raus“ – nach diesem Motto möchte das Projekt Schulbuch-o-mat das erste freie elektronische Schulbuch Deutschlands publizieren: „ohne Verlage, ohne Urheberrecht, alles frei zu verwenden und zu kopieren“, versprechen die Macher Heiko Przyhodnik und Hans Hellfried Wedenig. Zu diesem Zweck setzen sie einerseits auf die Creative Commons-Lizenz (CC-BY), andererseits auf Crowdfunding via Startnext: zwischen November 2012 und Januar 2013 wurden knapp 10.000 Euro gesammelt. In der Pilotphase wird nun zunächst ein Biologiebuch für die Klassenstufe 7/8 realisiert werden, und zwar „lehrplankonform“. Das heißt: die meisten Inhalte könnten bundesweit im Biologieunterricht der Sekundarstufe I verwendet werden. Als zentraler Dreh- und Angelpunkt des Projekts dient die Online-Plattform Schulbuch-o-mat: dort werden die einzelnen Inhalte gesammelt und der Publikationsprozess koordiniert.
“Das Schulbuch ist in die Jahre gekommen”, wissen die beiden Schulbuch-o-mat-Erfinder aus eigener Erfahrung. Biologielehrer Heiko Przyhodnik etwa ärgerte sich immer wieder darüber, „dass vorhandenes Lehrmaterial oft veraltet ist und somit der aktuelle Stand der Biologie nur mit viel eigenem Engagement und enormen Zeitaufwand verbunden ist.“ Sobald Pädagogen statt mit Schere und Papier mit Copy-Paste arbeiten, lauern zudem juristische Fallstricke – nicht umsonst wollten Fachverlage sogar einen „Schultrojaner“ in Umlauf bringen, um digitalen Coypright-Verletzungen auf die Spur zu kommen. Der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften Hans Hellfried Wedenig vergleicht für
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