Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)
seine Doktorarbeit momentan die Einführung von digitalen Schulbüchern in Deutschland, Südkorea und den USA. Seine Forderung: das „öffentlich verfügbare Wissen gerade den jungen Menschen altersgerecht, verantwortungsvoll, interessant, frei und vor allem zeitgemäß zu servieren“.
Das ebenso crowdfinanzierte wie crowdgesourcte Bio-Buch soll modular aufgebaut sein, verschiedene Aufgaben für verschiedene Lernniveaus enthalten, Tests, multimediale Grafiken und Filme. „Zehntausende freie Schulmaterialien stehen auf Hunderten Webseiten verstreut im Netz“, so Przyhodnik und Wedenig. „Diese Materialien möchten wir nutzen.“ Dabei hoffen sie nicht nur auf die Mitarbeit von LehrerInnen und Fachleuten: „Alle, Lehrer, Schüler, Eltern, partizipieren bei der Entstehung und Weiterentwicklung des Buches und bestimmen somit letztlich auch über die Art, wie sie lernen wollen.“
Der Kostenrahmen ist vergleichsweise bescheiden – mit der erzielten Spendensumme von 10.000 Euro wollen die Schulbuch-o-mateure das komplette eBiobuch produzieren. Der Löwenanteil (6000 Euro) geht als Spende an das Wiki-Fachportal “Biologie”, betrieben vom Verein „Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet“ (ZUM), sowie an den am Ende ausgewählten gemeinnützigen Systempartner. Für Honorare und Betriebskosten sind 4000 Euro eingeplant. Während des Startjahres will man sich zudem auch aktiv nach öffentlichen und privaten Förderungsmöglichkeiten umsehen, um eine langfristige Finanzierung von Schulbuch-o-mat zu garantieren. Da das Endprodukt kostenlos erhältlich sein wird, beschränkten sich die „Incentives“ der Crowdfunding-Kampagne auf symbolische Dankeschöns.
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Wie funktioniert eine Spendenplattform?
"Drei, zwei, eins – meins!?“
Wie langweilig ist doch ein normaler E-Store im Vergleich zu Web-Auktionshäusern à la eBay. Gebannt verfolgen Millionen Nutzer Tag für Tag den Bieter-Wettlauf um Produkte, die anfangs vor allem aus zweiter Hand kamen. Längst kann man in den eBay-Shops professioneller Händler aber auch die allerneuesten Gadgets erwerben. Die Schnäppchenjagd wirkt auf jeden Fall äußerst ansteckend. Der Akt des Einkaufens wurde dank eBay vom einsamen Herumklicken zu einem spannenden Community-Erlebnis. Dazu kommt, dass sich Käufer und Verkäufer gegenseitig bewerten können, und mit der Zahl der positiv verlaufenen Auktionen auch das Ansehen steigt.
Die Spenden-Plattform Kickstarter hat dieses Prinzip in die Kreativwirtschaft übertragen. Event-Charakter und die Interaktion mit der Crowd stehen auf der 2009 gegründeten Spendenplattform im Vordergrund. Wenn im Projekt-Widget der Spendenbalken schwillt, geht es aber gerade nicht um „Drei, zwei, eins, meins!“, sondern um den Nutzen für die Community. Oder besser gesagt: es geht auch um den Nutzen für die Community. Denn auf Kickstarter sammeln nicht nur Musiker, Comic-Künstler oder Dokumentarfilmer Geld für schöngeistige Projekte. Es tummeln sich dort ebenfalls erfindungsreiche Startup-Unternehmer, die ein Produkt vermarkten wollen. Vorher müssen sie allerdings die Community davon überzeugen, dass ihr iPod-Armband, ihr 3D-Drucker oder ihre Designer-Lampe nützlich und/oder cool sind.
Da Kickstarter sozusagen als die Mutter aller großen Crowdfunding-Plattformen gelten darf, zeigt ein Blick auf den Ablauf der dortigen Spendenkampagnen sehr gut die Prinzipien, die auch für deutsche Varianten wie Startnext oder mySherpas gelten. Der Fachbegriff für eine solche Plattform ist Threshold Pledge System, was man etwa mit Spenden-Schwellen-System übersetzen könnte. Auch beim klassischen Fundraising bestimmt oft eine Spendensumme die Dramaturgie von Sammelaktionen: wird das Ziel erreicht? Und wenn ja, wann? (Massen-)Psychologie kommt dabei natürlich ebenfalls ins Spiel. Je näher das Ziel heranrückt, desto größer die Motivation für den Einzelnen, vor dem Ende der Aktion auch noch etwas beizutragen.
Mindestsumme, Laufzeit, Belohnungen
Auch bei einer Crowdfunding-Kampagne auf Kickstarter wird zunächst einmal eine Mindestsumme angegeben, die zur Realisierung des jeweiligen Projektes erreicht werden soll, beispielsweise 500, 5.000 oder 50.000 Dollar. Als nächstes setzt man sich eine Deadline – bei Kickstarter beträgt die maximale Laufzeit 60 Tage. Besonders wichtig zur Motivation der Unterstützer sind die sogenannten Incentives oder Rewards – je nach Spendenhöhe werden bestimmte Belohnungen verteilt. Das können Aufkleber,
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