Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)
notwendig. Für die Akzeptanz von Micropayment könnte FidorPay auf diese Weise tatsächlich den Weg ebnen. Startnext selbst wird zukünftig ebenfalls auf Provisionen verzichten: „Wir sind jetzt offiziell als gemeinnützig anerkannt. Das ist ein klares Statement der Behörden für unser Modell!“, konnte Denis Bartelt Ende April 2011 auf dem Startnext-Blog verkünden. Zusätzlicher Vorteil für die Unterstützer ist dabei, dass sie Crowdfunding jetzt als Spenden von der Steuer absetzen können. Milde Gaben für die Plattform selbst sind übrigens auch weiterhin erwünscht, sie fließen in einen „Crowdfonds“, mit dem besonders wertvolle Projekte zusätzlich unterstützt werden sollen. Welche das sind, entscheidet ein eigens eingerichteter Beirat, neudeutsch: „Advisory Board“.
Meine Crowd, deine Crowd: Diversifizierung
Startnext ist nur ein Beispiel dafür, wie sich Crowdfunding im deutschen Web ausbreitet. In den letzten zwei, drei Jahren hat für die Dankeschön-Ökonomie eine wahre Gründerzeit begonnen. Die Plattformen haben so klingende Namen wie inkubato, pling oder visionbakery (mehr dazu im Anhang). Doch vom Prinzip her funktionieren sie nach dem Vorbild Kickstarter – zumeist auch, was ihren eigenen kommerziellen Hintergrund betrifft. So fallen etwa Provisionen von durchschnittlich zehn Prozent an, einerseits für PayPal, andererseits zur Monetarisierung der Plattform selbst.
Wer ein Crowdfunding-Projekt plant, wird sich also in Zukunft entscheiden müssen, wo es am besten aufgehoben ist. Grundsätzlich werden die Chancen dort am besten sein, wo es eine aktive und auch zahlenmäßig ausreichend große Community gibt. Ebenso entscheidend dürfte das Mission Statement/der Charakter einer Plattform sein. Regionale Bezüge werden in manchen Fällen ebenfalls eine Rolle spielen.
Für Kultursponsoring oder soziale Projekte könnte es wichtig sein, dass die Crowdfunding-Plattform selbst einen non-kommerziellen Ansatz verfolgt oder gar – wie bei Startnext schon der Fall – als gemeinnützig anerkannt ist. Geht es dagegen um eher am Markt orientiert Startup-Ideen, wird dieser Aspekt möglicherweise weniger Bedeutung haben. Es kommt aber auch auf den Charakter des Investments an: so sammelte etwa das genossenschaftlich orientierte Projekt „fairnopoly“ auf der 2013 gestarteten Crowdinvestment-Schiene von Startnext für den geplanten „fairen Online-Marktplatz in Hand der NutzerInnen“ mehr als 200.000 Euro ein, und gewann bei einer Mindesteinlage von 50 Euro gleich auch 850 neue Genossenschaftsmitglieder hinzu.
Bereits jetzt deutet sich zudem an, dass sich Crowdfunding-Plattformen in Deutschland auf bestimmte Bereiche bzw. Geschäftsmodelle spezialisieren. In den USA ist dieser Prozess bereits weit fortgeschritten. So gibt es Plattformen für Künstler, die Pre-Order-Modelle und Crowdfunding verbinden (etwa artistshare.com), Crowdfunding für journalistische Reportagen (spot.us) oder digitale Kollekten speziell für Game-Entwickler (8-Bit-Funding). Auch das Krautfunding begibt sich mittlerweile auf den Pfad der Diversifizierung. Beispiele dafür sind die Micro-Investment-Portale Seedmatch und Innovestment. Modelle wie etwa das Buchprojekt „Kann man denn davon leben?“ oder das Filmprojekt „Hotel Desire“ zeigen zugleich aber auch, das Crowdfunding sogar jenseits populärer Plattformen funktionieren kann.
Böse Orte in einem rechten Land – Atlas zur extremen Rechten
Eine Spur brauner Gewalt zieht sich durch Deutschland – vom alltäglichen Rassismus bis hin zu Terroranschlägen. Doch das tatsächliche Ausmaß bleibt leider oft im verborgenen, anders als etwa im Fall des mörderischen NSU-Terrors schaffen es viele Vorfälle vom Neonazi-Aufmarsch bis zum Brandanschlag nur in die regionalen Medien. Doch selbst bei der Aufarbeitung der vermeintlichen „Döner-Morde“ verhielt sich die Presse viel zu lange passiv. Der Berliner Onlinejournalist Lorenz Matzat sprach deswegen im Sommer 2012 vom „Versagen des Journalismus“ – nicht nur wegen mangelnder Recherchetätigkeit. Die „vierte Gewalt“ habe auch bei der zeitgemäßen medialen Darstellung des Terrors versagt, obwohl es doch „eigentlich naheliegend [wäre], eine Plattform oder eben Datenbank aufzubauen, die prozesshaft in Text-, Bild-, Audio- und interaktiven Grafikformaten sammelt, was Kenntnisstand ist“. Derselbe Vorwurf, so Matzat, betreffe aber ebenso die Netzgemeinde – auch aus ihrer Mitte hätte es bisher keinen
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