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Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)

Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)

Titel: Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ansgar Warner
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Crowd
    Wie erfolgreich man bei der Selbstvermarktung von Content via Crowdfunding ist, hängt wohl immer auch ein wenig vom Sex-Appeal des Themas ab. Sehr vielversprechend beginnt in dieser Hinsicht das Drehbuch von „Hotel Desire“, einem Filmprojekt der teamWorx Television & Film GmbH: „Untermalt von einer ‚sehnsuchtsreichen‘ Musik schäumt sich Toni ihre Waden mit orangener Kernseife ein. (…) Unser Blick hebt sich, wandert immer weiter an ihrem Körper entlang. Jetzt sehen wir ihre Brüste. Der Strahl der Dusche prasselt auf sie ein.“ Für die Realisierung dieses „porneografischen“ Streifens setzen die Macher nicht auf staatliche Filmförderung, sondern auf Crowdfunding. 170.000 Euro mussten her, damit Saralisa Volm, Clemens Schick, Anna Maria Mühe und Co. auf der Leinwand kunstgerecht ihre Hüllen fallen lassen konnten.
    Die Spendenaktion nutzte keine normale Crowdfunding-Plattform, sondern lief auf einer eigens geschaffenen Seite namens hotel-desire.com, vor deren Betreten man übrigens bestätigen muss, dass man bereits volljährig ist. Eine besonders schöne Idee war bei dieser Kampagne die sukzessive „Enthüllung“ des Drehbuchs – je mehr Spenden eingingen, desto mehr Kapitel waren online lesbar. Auf die Unterstützer selbst warteten filmspezifische Gimmicks: ab 5 Euro ein Streaming-Gutschein für den fertigen Film, ab 50 Euro eine handsignierte DVD, ab 100 Euro ein handsignierte Drehbuch. Für mindestens 500 Euro kann man als Komparse am Filmset dabeisein. Makro-Patronage ist aber auch erwünscht. Wenn man wollte, wurde man inklusive Spendensumme auch auf der Website erwähnt. Mehr als 500 Spender wollten das – und sind jetzt dort als Unterstützer zu sehen.
    Ab 10.000 Euro durfte man direkt investieren – und bekam als Gegenleistung die Möglichkeit zum Productplacement, zum Erwerb von Lizenzen oder das Angebot einer klassische Gewinnbeteiligung. Tatsächlich fanden sich zwei solcher Business Angels aus der Filmbranche, nämlich die Slaughterhouse GmbH sowie Capelight Pictures. Insgesamt brauchten die Macher von Hotel Desire zweieinhalb Monate für ihren Crowdfunding-Coup, Ende August 2011 waren die 170.000 Euro im Kasten. Was wohl auch am medialen Echo lag – „Porno zieht immer“, formulierte es etwa Spiegel Online, und bewies das gleich selbst mit einem ebenso ausführlichen wie wollüstigen Bericht. Die Dreharbeiten begannen stante pede, direkt darauf der Schnitt. Die Premiere fand noch vor dem Jahresende 2011 im Internet statt, 2012 wird „Hotel Desire“ dann auf DVDs gepresst und auf der Mattscheibe wie auch auf der Kinoleinwand zu sehen sein.
    Die Crowd war von der Notwendigkeit der alternativen Perspektive auf Pornographie offenbar leichter und schneller zu überzeugen als konservative Filmförderinstitutionen. Allein am „Voyeurismus der Spender“ (Spiegel Online) kann man den Erfolg dabei wohlnicht festmachen. Denn das Konzept der „PorNEOgrafie“ ist ernst gemeint: „Die Liebesszenen in unzähligen ‚Romantic Comedys‘ hören dann auf, wenn es interessant werden könnte, oder sie steigen erst dann wieder ein, wenn es zur obligatorischen Zigarette danach kommt“, beklagt Sergej Moya in einer Director’s Note. Der Regisseur und Autor von „Hotel Desire“ will mit seinem Projekt genau Gegenteil wagen. „Ich möchte genau das, was für unser aller Leben so wichtig und selbstverständlich ist, auf der Kinoleinwand visualisieren und ausleben.“
    Maden in Germany, oder: Terra Mortis
    Sex sells, das scheint mal klar zu sein. Horror eigentlich auch? Das kommt darauf an. Zu den beliebtesten Schreckens-Genres des 21. Jahrhunderts gehört die Zombie-Apokalypse – man denke nur an die erfolgreiche Comic- und TV-Serie „Walking Dead“. Mittlerweile sind solche marodierenden Untoten auch in deutschen Landen voll integriert. Bestes Beispiel ist die Hörspiel-Serie „Terra Mortis“, produziert vom Bielefelder Independent-Label Pandoras Play. Das Setting: Die BRD ist zur Totenerde geworden, 82 Millionen Zombies wandern durch die gesamtdeutsche Republik. Die letzten 63 Menschen haben sich seit fast 20 Jahren in einem abgelegenen Harzer Mittelgebirgsdorf verschanzt. Dann bekommen sie überraschend die Nachricht, dass es auf Helgoland weitere Überlebende der Apokalypse gibt. Gemeinsam wird die Rückeroberung der Welt geplant. Klingt verlockend. Doch dann kam die Finanzkrise.
    Zwei Folgen wurden von Pandoras Play produziert, doch am Markt entwickelten sich die

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