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KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)

KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)

Titel: KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Bleif
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Konzentration. Darunter sind alte Bekannte wie die Anthocyanidine, Proanthocyanidine und Flavanone. Eine Substanz namens Resveratrol genießt inzwischen die besondere Aufmerksamkeit der Wissenschaft. Resveratrol ist vor allem in der Schale der Trauben enthalten. Daher ist der Stoff im Rotwein in zehnfach höherer Konzentration vorhanden als im Weißwein, der ja beim Gärungsprozess früh von der Maische getrennt wird.
    Der Mazerationsprozess im Verlauf der Gärung setzt größere Mengen an Resveratrol frei, so dass Rotwein eine effektivere Quelle für die wertvolle Substanz darstellt als die Trauben selbst oder unvergorener Traubensaft. Resveratrol scheint in fast alle Phasen der Entwicklung von Tumoren hemmend eingreifen zu können. Es wirkt auf Prozesse im Verlauf der Tumorinitiation, also während der Zeit der Akkumulation der ersten kritischen Mutationen, die den betroffenen Zellen zunächst einmal Wachstumsvorteile verschaffen.Resveratrol greift aber auch während der Phase der Tumorpromotion ein, wenn die prämalignen Zellen 82 ihre letzten Wachstumsbremsen ablegen und endgültig zu Krebszellen mutieren. Schließlich kann auch der weitere Weg maligner Krebszellen, auf dem sie letztendlich all die bösartigen Fähigkeiten erwerben, die es ihnen ermöglichen, sich in die Umgebung auszubreiten und Fernmetastasen zu bilden, durch Resveratrol beeinflusst werden. 83 Ein guter Rotwein mag also mehr als nur Genuss sein. Aber beherzigen Sie dabei den Ratschlag des Hippokrates zum Maßhalten, oder denken Sie an den Grundsatz des Paracelsus: Die Dosis macht das Gift!
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    Mittwoch, 10. Juni 2009
    W eit hinten am Strand, dort wo die Bucht die nächste Biegung machte, tauchte eine kleine Gestalt auf. Sie wurde zusehends größer. Ich ging Imogen entgegen, so rasch sich eben die Räder des Kinderwagens durch den tiefen Ostseesand pflügen ließen. Unsere kleine Tochter war gerade eingeschlafen. Als wir uns dann trafen, ließ sich Imogen in den Sand fallen. Sie war total durchgeschwitzt. Als sie sich wieder aufsetzte, bildeten die Sandkörner auf ihren nackten Armen und Beinen eine feine, glitzernde Panade.
    Ich warf mich neben sie in den warmen Sand und musterte sie von Kopf bis Fuß.
    »Du siehst prächtig aus, sehr prächtig.« Das war mein voller Ernst. Sie war braungebrannt, die Haare waren nachgewachsen. Niemand hätte diesem Körper angesehen, dass er bis vor wenigen Monaten über fast ein Dreivierteljahr hin mit gnadenloser Regelmäßigkeit alle zwei bis drei Wochen mit starken Zellgiften traktiert worden war – nur kurz unterbrochen durch die Operation und die anschließende Phase der Wundheilung.
    »So fühl’ ich mich auch. Heute waren’s schon 6 Kilometer – nicht übel im Sand.«
    Wir waren vor vier Tagen hier in Grömitz angekommen, einem kleinen, behäbigen Seebad am Westrand der Lübecker Bucht. Das Stadtbild war vorwiegend geprägt von der anspruchslosen Fremdenverkehrsarchitektur der siebziger Jahre. Dafür entschädigten allerdings ein wunderschöner, langer Sandstrand und der weite Blick aufs Meer.
    Hier gab es eine Einrichtung, die sich speziell der Nachbetreuung junger Mütter mit Brustkrebs verschrieben hatte. Diese Klinik war darauf eingerichtet, die Kinder zu betreuen und gegebenenfalls auch noch die dazugehörigen Männer unterzubringen. Imogen hatte mich überredet, Urlaub zu nehmen und mit ihr zu kommen, und jetzt, wo ich hier war, bereute ich meine Entscheidung keine Minute. Auch mir taten Licht, Luft und See gut.
    Aber es war mehr als nur der hohe Himmel, der meine Stimmung hob. Ich sah, dass es Imogen gut ging – nicht nur körperlich. Monatelang war sie ein Objekt der Medizin gewesen und hatte geduldig über sich ergehen lassen müssen, was die Ärzte ihr antrugen. Jetzt hatte sie begonnen, den Spieß umzudrehen, und Stück für Stück holte sie sich das Leben zurück.
    Und hier in Grömitz gab es noch etwas anderes, das ihr Auftrieb gab. Die Frauen, die hierher zur Anschlussheilbehandlung angereist waren, stammten aus allen Ecken der Republik, von Kiel bis ins Allgäu. So unterschiedlich ihre Reisewege, so unterschiedlich waren auch ihre Biographien und ihre Temperamente. Trotzdem schien es etwas zu geben, das sie einander nahe brachte, über alle Unterschiede hinweg und ohne dass viele Worte gemacht werden mussten. In jedes dieser Leben hatte der Krebs plötzlich und unerwartet ein Nadelöhr gesetzt. Keine der Frauen wusste, ob es ihrem Körper gelingen würde, sich durch den

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