KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)
winzig schmalen Spalt in ein normales Leben hindurchzuarbeiten. Diese Art von gemeinsamer existentieller Konfrontation schuf eine Atmosphäre der Direktheit und der Intimität, die zwischen Menschen, die sich vorher nie im Leben begegnet sind, sehr ungewöhnlich ist. Und es war offensichtlich etwas, das Imogen gefehlt hatte und das sie jetzt sehr genoss.
Man kam rasch zum Punkt und tauschte sich über die verschiedensten Mittel und Wege aus, mit dem Krebs, diesem unheimlichen Gesellen, fertigzuwerden. Von allen Frauen war Imogen vielleicht diejenige, die am vehementesten die Strategie der Vorwärtsverteidigung verfocht. Ihr war der Gedanke schwer erträglich, die Initiative aus der Hand zu geben. Sie saß nächtelang mit den anderen Frauen zusammen und predigte Ernährung gegen Krebs und – Sport als Universalwaffe.
Imogen strich sich nachdenklich den Sand von ihrer Wade. »Sag mal, manchmal glaube ich, ich mach’ mir mit meinem Aktionismus etwas vor. Bilde ich mir nur ein, ich könnte dem Krebs davonlaufen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin überzeugt, da steckt was dahinter.Bewegung ist objektiv gut. Nicht nur für deinen Kopf. Noch weiß keiner genau wie und warum, aber ein trainierter Körper scheint im Kampf gegen Krebszellen tatsächlich bessere Karten zu haben …
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Fazit – Prävention oder vom passiven Patienten zum mündigen Akteur
Mir ist der Gedanke der Prävention von Krebserkrankungen vor allem deswegen so wichtig, weil er die Menschen von passiven »Klienten« moderner Medizin wieder zu mündigen Akteuren macht. Trotzdem ziehen viele Ärzte beim Thema Ernährung als Krebsprävention oder gar als Krebstherapie immer noch die Augenbrauen hoch. Die Ernährungsberatung in vielen Kliniken und Arztpraxen lässt sich oft in einem Satz zusammenfassen: »Essen Sie, was Sie wollen, aber passen Sie auf, dass Sie nicht abnehmen.« Selbst auf den Webseiten des renommiertesten Online-Dienstes zur Krebsberatung, den Seiten des Krebsinformationsdienstes (KID) des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg (DKFZ), werden Sie nicht viel mehr zu diesem Thema finden. Ohne Zweifel gibt es Situationen, bei denen die Verhinderung eines fortschreitenden Gewichtsverlusts und die Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung mit Kalorien oberste Priorität hat. Es gibt auch spezielle Konstellationen, insbesondere während hochdosierter Chemotherapie oder nach ausgedehnten Operationen im Hals- und Rachenraum oder am Magen- und Darmtrakt, die ganz spezielle Anforderungen an die Ernährung stellen. Metastasen können außerdem Probleme verursachen, die bestimmte Formen körperlichen Trainings verbieten. Wenn Sie also selbst Krebspatient sind, besprechen Sie alle Maßnahmen, die Ernährung und Sport betreffen, vorher mit Ihrem behandelnden Arzt. Ich möchte außerdem betonen, dass alle beschriebenen Ratschläge immer nur als Ergänzung, keinesfalls aber als Ersatz für eine Krebstherapie zu verstehen sind.
Viele Menschen,
die mit dem Krebs als chronischer Erkrankung leben müssen, haben aber nicht unter erkrankungsbedingten Einschränkungen der Ernährung zu leiden. Viele sind in der Lage, sich zu bewegen. Für sie kann dieses Kapitel eine Richtschnur zur Eigeninitiative sein. Es richtet sich aber vor allem an diejenigen, die vom Krebs befreit wurden und alles tun möchten, um einen Rückfall zu verhindern. Darüber hinaus mag es gesunde Menschen interessieren, die aktiv einer Erkrankung vorbeugen wollen. Darin liegt vielleicht das größte Potential einer »Anti-Krebs-Ernährung«.
Sicher entspricht kaum einer der obigen Ratschläge den strengen Kriterien, die an die Wirksamkeitsnachweise von Krebsmedikamenten gestellt werden. Aber lassen Sie sich nicht irremachen. Es gibt auch innerhalb der Medizinviele Situationen, in denen die klassische Krebstherapie den festen Boden der sogenannten evidenzbasierten Medizin, die Welt der großen, kontrollierten und randomisierten Studien, 95 verlassen muss, weil für die konkrete Situation entsprechende Daten und Erfahrungen fehlen. Manche Fragen werden sich mit den Mitteln der randomisierten Studie nie beantworten lassen. Krebs wartet ebenso wenig wie die Menschen, die mit dem Krebs konfrontiert sind. In Ermangelung anderer, »härterer« Daten habe ich die Ratschläge, die ich in diesem Kapitel gebe, nach den folgenden drei Kriterien ausgewählt:
Es müssen Maßnahmen sein, die dem aktuellen Verständnis von Entstehung und Entwicklung von Krebserkrankungen
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