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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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oder zu einer Adresse, wo die Alarmanlage losgegangen ist. Und wie oft wird gemosert, dass wir zu viel Zeit für die Aufklärung von Fällen benötigen. Ich denke, TIK TAK sendet da ein positives Zeichen einer neuen Dienstauffassung an die Leute, dass wir einfach mehr und härter arbeiten werden.«
    »Es klingt aber auch so, als würden wir ständig auf die Uhr sehen. Als ob wir es nicht erwarten könnten, bis die Schicht zu Ende ist.«
    »Oder dass gleich was Schlimmes passiert.« »Ja, 'ne Zeitbombe!«
    »Naja, wir können es ja auch umdrehen: TAK TIK, womit wir wieder bei Taktik wären.« »Das haut nicht hin, Cloud.«
    Cloud machte einen letzten Versuch: »Und wie war's mit Hilfe in Not, HIN?«
    »Vergiss es.«
    Cloud war am Boden ze rstört. »Okay, okay«, sagte er. Hammer hatte die ganze Zeit nichts gesagt, denn sie wollte ihrer Truppe die Chance geben, sich Gehör zu verschaffen. Doch nun hielt sie es nicht mehr aus.
    »Darüber kann sich jeder von uns Gedanken machen«, sagte sie. »Ich bin immer für Neues zu haben. Vielen Dank, Captain Cloud.«
    »Ich habe mir bereits Gedanken gemacht«, sagte Andy Brazil. Niemand sprach. Die Polizisten begannen ihre Notizen durchzusehen, mit ihren Stühlen zu rücken, standen auf, um sich Kaffee zu holen. Cloud bediente sich aus einem Beutel mit Pfefferminzbonbons, zerriss laut ein Blatt Papier. Fling startete den Computer neu, die Festplatte ratterte und rodelte, als sie wieder anlief.
    Hammer bedauerte Brazil. Es tat ihr leid, dass er geschnitten wurde, obwohl er nichts dafür konnte. Es war nicht seine Schuld, dass Frauen und Schwule jeden Alters die Augen nicht mehr von ihm lassen konnten. Und er konnte nichts dafür, dass er erst fünfundzwanzig Jahre alt war, und talentiert, und außerdem sensibel. Und er hatte nicht das Geringste getan, um den bösartigen Gerüchten Nahrung zu geben, dass sie ihn zu ihrem sexuellen Vergnügen mit nach Richmond genommen hatte und er dann mit seiner Zimmervermieterin ins Bett gegangen wäre.
    »Bitte sehr, Officer Brazil.« Hammer tendierte dazu, streng mit ihm zu sein. »Wir müssen vorankommen.«
    »Ich denke, am besten wäre es, wenn wir gar kein Motto hätten«, sagte Brazil. Stille.
    »Buchstaben klingen wie eine Therapie, als müssten wir reanimiert werden.«
    Niemand sah ihn an. Papier raschelte, Pistolengürtel knarzten. »Als ob wir am Abnibbeln wären«, sagte er. Stille.
    Dann sagte Cloud: »Das fand ich die ganze Zeit schon. Endlich hat es jemand gesagt, bevor es auf unsere Einsatzwagen gepinselt wird.«
    »Die Leute werden sich über uns lustig machen«, gab Brazil zu bedenken. »Besonders da der Schwerpunkt von COMSTAT auf Verantwortung liegt. Und was ist, wenn jemand auf der Straße, bei HIN etwa, einen unserer Buchstaben mit einem V übermalt?« Nun herrschte völlige Ruhe, jeder dachte nach. Einige schrieben die Buchstaben nieder, arrangierten sie neu, machten ein Puzzle daraus. Hammer wusste sofort, worauf Brazil aus war. »HVN«, las Fling von seinem Zettel ab. »VIN«, assistierte Captain Cloud. »Sie bekommen HIV«, sagte Brazil.
    »Interessant«, sagte Hammer, um wieder für Ruhe zu sorgen. »Sie alle zusammen haben mich überzeugt, die Sache in neuem Licht zu sehen. Vielleicht sollten wir lieber doch auf das Motto verzichten. Diejenigen, die gegen ein Motto sind, sollen die Hand heben.«
    Alle Hände gingen hoch, außer der von Cloud. Er nippte von seinem Kaffee, blickte auf sein halb aufgegessenes Hörnchen und machte eine niedergeschlagene Miene. »Dann kann ich ja das Motto vom Computer löschen«, sagte Fling und begann zu tippen. »Fling, Sie löschen gar nichts!«, sagte Hammer.

3
    Auf dem CD-Spieler rappten Puff Daddy & The Family, während der Fahrtwind durch ein offenes hinteres defektes Wagenfenster, das nicht mehr zuging, in Smokes Escort blies. Smoke hatte sich im Auto umgezogen. Divinity war weg, der Geruch ihres süßlichen Parfüms hing jedoch immer noch in der Luft, als Smoke und der vierzehnjährige Weed Gardener zur Mills E. Godwin High School fuhren. Smoke hatte Geld in der Tasche. Unter dem Sitz klemmte die Neun-Millimeter-Glock, die er auf der Straße für zwanzig Crack-Rocks eingetauscht hatte. High spielte er in Gedanken den Raubüberfall am Geldautomaten immer und immer wieder durch - seine Lieblingsszene aus dem Film, der sein Leben war. Und er wurde besser, immer dreister. Er stellte sich vor, wie cool es wäre, wenn er einfach in den Proberaum der Schulband platzte und zwölf,

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