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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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ein Dutzend leere Brieftaschen und Damenportemonnaies und ebenso viele Paare lederner Tennisschuhe in allen Größen. Kästen voll mit alkoholischen Getränken türmten sich bis hinauf zur wasserfleckigen Decke. Smoke zündete eine der Kerzen an, Divinity goss Wodka in einen Plastikbecher und gab ihn ihm. »Werde ich einen neuen Namen bekommen?«, fragte Weed.
    »Gib ihm auch einen«, befahl Smoke Divinity. Sie goss Weed einen Becher voll ein und lachte, als er nur zögerlich danach griff.
    »Na mach schon.« Smoke blickte Weed scharf an. Weeds Daddy trank ständig Schnaps. Weed hatte das noch nie getan. Er wusste, dass Schnaps seinen Vater gemein machte, ihn aus dem Haus trieb und nicht mehr zurückkommen ließ, manchmal das ganze Wochenende nicht, wenn Weed zu Besuch war. Der Wodka brannte und schnürte Weed fast die Kehle zusammen. Sofort spürte er eine Hitze im Gesicht, und sein Gehirn wurde leichter.
    »Nein«, sagte Smoke gedehnt und hielt seinen Becher Divinity hin, damit sie ihm nachgoss. Er bedeutete ihr, auch Weeds Becher wieder nachzufüllen. »Du hast einen so beschissen blöden Namen - Weed, Unkraut -, den werde ich dir lassen. Wir könnten keinen besseren für dich finden, oder?«, sagte er an seine Gang gewandt.
    »Nein, Liebling.« Divinity seufzte, als sie sich auf ihre Matratze zurücksinken ließ, die Hände unter ihrem Kopf verschränkt, die Brüste der Decke entgegengereckt. Smoke erwischte Weed, wie er sie anstarrte. »Hast du noch keine Titten gesehen, Schwachkopf?«, fragte er. Weed kippte seinen zweiten Becher Wodka runter. Hoffentlich würde ihm nicht schlecht werden.
    »Natürlich habe ich schon welche gesehen«, stotterte er.
    »Wetten dass nicht, Schwachkopf.« Smoke lachte. »Außer vielleicht auf Fotos, wenn du versuchst, mit deinem süßen kleinen Schwanz abzuspritzen.«
    Jeder lachte, auch Weed. Weed versuchte großspurig zu sein und keine Angst zu zeigen.
    »Scheiß drauf«, prahlte er. »Ich hab größere Titten gesehen als ihre.«
    »Zeig sie ihm.« Smoke klickte mit den Fingern nach Divinity. Sie zog ihr Hemd hoch und lächelte Weed ins Gesicht. Er starrte sie mit offenem Mund an, und sein Kopf war so heiß, dass er dachte, er hätte Fieber. Sie hatte Tätowierungen von Blumen und Blüten an Stellen, die für ihn außerhalb jeder Vorstellung waren.
    »Du darfst hinsehen, aber wenn du sie berührst, schieß ich dir die Eier weg«, sagte Smoke drohend. »Jeder kennt die Regel, stimmt's?«
    Beeper, Sick und Dog nickten triefäugig. Sie schienen nicht das geringste Interesse an Divinity oder ihren Geräten zu haben. Smoke ließ sich neben sie auf die Matratze fallen. Er begann sie zu berühren und zu küssen, und seine Zunge schien ihm aus dem Mund zu wachsen. Weed hatte noch niemals gesehen, wie sich jemand so in Gegenwart anderer Leute benahm. Er konnte nichts damit anfangen, und er wollte davonlaufen, so schnell er konnte, und in einer anderen Welt aufwachen. »Okay, Baby, fertig zum Kochen?«, fragte Smoke und vergrub seine Zunge in ihrem Ohr. »Ja, Liebster.«
    Gelangweilt griff sie hinter sich und bekam eine Schachtel zu fassen, in der sich Spritzen und ein Wegwerfkugelschreiber befanden. Mit wachsendem Terror sah Weed, wie Smoke begann, eine Nadel in die Kerzenflamme zu halten, während Divinity den Kugelschreiber mit dem Kolben der Wodkaflasche zerschlug. Dann zog sie die dünne Tintenpatrone heraus und tupfte sich einen Tropfen auf die Innenseite ihres Handgelenks, als ob sie die Temperatur von Babymilch überprüfen würde. »Das haben wir, Süßer«, sagte sie.
    »Beweg deinen Arsch hier rüber«, befahl Smoke und sah Weed an.
    Weed war wie paralysiert.
    »Was hast du vor, Smoke?« Seine Stimme drohte wieder zu versagen.
    »Du bekommst jetzt deine Sklavennummer, Schwachkopf.«
    »Ich brauche keine. Wirklich, ich brauche keine.«
    »Und ob du eine brauchst. Und wenn du nicht sofort deinen kümmerlichen Arsch genau hierher bewegst« - er klopfte auf die Matratze, wo er und Divinity saßen -, »dann muss ich die Jungs rufen, um dich zu überzeugen.«
    Weed ging hinüber und setzte sich auf die Matratze. Ein heftiger, übler Geruch stieg ihm in die Nase. Er hielt die Beine fest geschlossen und umklammerte sie mit seinen Armen, seine Hände zusammengekrampft, um seine Finger so gut wie möglich zu verstecken. Smoke drehte langsam die Nadel in der Flamme.
    »Streck deine rechte Hand aus«, befahl er.
    »Ich brauche keine Nummer.« Weed versuchte nicht so zu klingen, wie er sich

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