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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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war die Gegend, seit die Virginia Commonwealth University sich bis hierher ausgebreitet hatte, wieder erschwinglich geworden. Doch ehrlich gesagt fing West an, das Stadtviertel Fan zu hassen, da der ständige Lärm ihr auf die Nerven ging und ihr Stimmungsschwankungen bescherte, die sich wiederum auf Niles, ihren Abessinischen Kater, übertrugen.
    Das Problem war, dass West sich völlig blauäugig ein Haus ausgesucht hatte, das nur wenige Schritte vom Geburtshaus des ehemaligen Gouverneurs Jim Gilmore entfernt lag, das immer mehr von Touristen überrannt wurde. Ihr gegenüber lag das stets überfüllte Lokal Robin Inn, ein beliebter Treffpunkt für Studenten - und Polizisten, die große Portionen Lasagne und Spaghetti liebten und körbeweise Weißbrot mit Knoblauch aßen. Auf der Straße einen Parkplatz zu finden war ein Lotteriespiel mit Gewinnchancen, die gegen Null tendierten. Mittlerweile hasste sie sowohl Autos als auch Studenten. Sie hasste sogar deren Fahrräder.
    Im Eingang ließ West ihre Tasche fallen. Niles kam aus dem Büro und schaute seine Besitzerin mit schielenden blauen Augen an. West warf ihre Jacke auf das Sofa im Wohnzimmer und schlüpfte aus ihren Schuhen.
    »Was hast du in meinem Büro gemacht?«, fragte sie Niles. »Du weißt, dass das für dich verboten ist. Wie bist du überhaupt reingekommen? Ich weiß, dass ich die Tür zugemacht habe, du kleiner Flohbeutel.«
    Niles fühlte sich nicht angesprochen. Er wusste genauso gut wie seine Besitzerin, dass er keine Flöhe hatte. »Mein Büro ist das ungemütlichste Zimmer im ganzen Haus«, sagte seine Besitzerin und ging in die Küche. Niles ging hinterher. »Was hast du da drin nur verloren, hm?« Sie öffnete den Kühlschrank, griff sich eine Flasche Miller-Bier und schraubte die Kappe ab. Niles sprang aufs Fensterbrett und starrte sie an. Seine Besitzerin war immer so in Eile, dass sie lediglich darauf achtete, Türen, Schubladen und Fenster geschlossen und Dinge weggeräumt zu haben, die Niles in ihrer Abwesenheit eventuell verzehren könnte; wie zum Beispiel einzelne Nägel und Schrauben, Schnurknäuel, Knödel oder ein halbes Ei, oder ein Wurstbrot, das auf einem Teller im Waschbecken lag. Sein Frauchen trank einen großen Schluck Bier und starrte ihr persönliches Informationszentrum an, ein teures graues Telefon mit Bildschirm, zwei Amtsleitungen, Net-Box und ebenso vielen Telefonnummern im Speicher, wie es Niles' Besitzerin eingefallen war zu programmieren. Sie überprüfte den Anrufbeantworter, doch niemand hatte eine Nachricht hinterlassen. Sie scrollte sich durch die Net-Box, um zu sehen, ob wer angerufen hatte, ohne eine Nachricht zu hinterlassen, doch auch das war nicht der Fall gewesen. Sie trank wieder einen großen Schluck Bier und seufzte.
    Niles blieb auf dem Fensterbrett sitzen und starrte auf sein leeres Schüsselchen hinunter.
    »Hab schon verstanden!«, sagte seine Besitzerin und nahm noch einen Schluck.
    Sie ging hinaus in den Vorraum und kam mit der Tasche und dem Katzenfutter zurück.
    »Ich sag dir jetzt was«, meinte sie und füllte seine handgetöpferte Keramikschüssel auf. »Wenn du noch einmal über meine Tastatur steigst oder unter dem Schreibtisch spielst und irgendwas ausstöpselst, dann war's das, verstanden!« Niles sprang auf den Boden, ohne einen Ton von sich zu geben, und knabberte an seinem langweiligen fettfreien, fleischlosen Futter.
    West verließ die Küche und ging in ihr Büro. Sie fürchtete sich schon jetzt davor, was sie dort vorfinden könnte. Abessinier waren ungewöhnlich intelligente Katzen, und Niles befand sich mit Sicherheit jenseits der Norm. Das war ein Problem, denn Niles war sehr neugierig und hatte sonst nichts zu tun. »Gottverdammt!«, schrie West. »Wie zum Teufel hast du das geschafft?«
    Auf ihrem Computerbildschirm leuchtete eine Karte mit den Verbrechensschwerpunkten der Stadt. Das konnte einfach nicht sein. Sie war sich sicher, dass der Computer ausgeschaltet war, als sie am Morgen das Haus verlassen hatte. »Ach du heilige Scheiße«, murmelte sie, als sie sich vor den Terminal setzte. »Niles! Komm sofort hierher!« Außerdem konnte sie sich nicht erinnern, dass die Farben der Karte Orange, Blau, Grün und Purpur gewesen waren. Was war nur mit den hellgelben und weißen Zwischenräumen passiert? Was bedeuteten all die kleinen hellblauen Fisch-Icons, die im zweiten Bezirk, Sektor 219, auftauchten. West starrte auf die Icons, die man in der Befehlsleiste am unteren Rand des

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