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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Bildschirms aktivieren konnte. Plus-Zeichen deuteten auf Morde hin, Raubüberfälle waren Minus-Zeichen, schwerer Diebstahl Sternchen, Einbrüche Dreiecke und Kfz-Diebstähle kleine Autos. Aber es gab keine Fisch-Icons in COMSTATs Computer-Netzwerk, absolut nicht. Sie hatte nicht die geringste Erklärung dafür, weshalb der Sektor 219 mit Fischen gefüllt und mit einer blutroten Linie umrandet war. West griff zum Telefon.

8
    Auch Andy Brazil wohnte im Stadtviertel Fan. Jedoch in der Plum Street, in einem fünf Meter breiten Reihenhaus mit Flachdach und schmucklosen Ziegelwänden. Sein Heim war einfachst ausgestattet, mit knarzenden Holzfußböden, auf denen abgetretene Teppiche lagen.
    Das Haus gehörte einer alten Jungfer namens Ruby Sink, einer abgebrühten Geschäftsfrau und Gschaftelhuberin, die als eine der Ersten erfahren hatte, dass das NIJ-Team in die Stadt kommen würde. Zufällig hatte sie eine leer stehende Wohnung, für die sie seit Monaten Mieter suchte. Brazil hatte sie unbesehen genommen.
    Ebenso wie West bereute er die Entscheidung in Bezug auf seine Unterbringung. Die Falle, in die er sich hatte locken lassen, war nunmehr offenkundig. Miss Sink war reich, einsam und eine zwanghafte Schwätzerin. Sie kam rüber, wann immer es ihr beliebte, angeblich, um in dem kleinen Garten nach dem Rechten zu sehen oder um sich zu vergewissern, dass keine Reparaturen anfielen, oder um Brazil selbst gebackenes Bananenbrot oder Plätzchen zu bringen und sich nach Brazils Job und seinem Privatleben zu erkundigen.
    Brazil ging die Stufen zum Eingang hinauf. Vor der Tür, ans Fliegengitter gelehnt, lag ein Paket. Auf dem braunen Packpapier erkannte er Miss Sinks penible, schräge Handschrift und war mit einem Schlag deprimiert. Es war spät. Er war erschöpft. Er hatte noch nicht gegessen. Seit Tagen war er nicht mehr einkaufen gewesen. Das letzte, was er wollte, war einer von Miss Sinks Kuchen oder eine Schachtel voller Plätzchen, die unweigerlich einen Besuch oder einen Anruf zur Folge haben würden. »Bin zu Hause!«, rief er sarkastisch in die leeren Räume hinein. »Was gibt's zu essen?«
    Die einzige Antwort, die er erhielt, war das Tropfen des Wasserhahns von der Gästetoilette auf der anderen Seite der dunkel getäfelten Diele. Brazil begann sich sein Uniformhemd aufzuknöpfen, und ging in Richtung Schlafzimmer im ersten Stock, das kaum groß genug für das Doppelbett und die zwei Schubladentruhen war.
    Er löste den Verschluss seines Holsters und legte seine Pistole, eine Sig Sauer 9 Millimeter, auf eines der Nachtkästchen. Dann legte er seinen Dienstgürtel ab, zog die Stiefel aus, die Hose und die sonstige Ausrüstung. Sich mit den Händen die Nieren reibend, ging er in Socken, Shorts und verschwitztem Unterhemd in die Küche. Sein Büro hatte er sich im Esszimmer eingerichtet. Als er daran vorüberging, bekam er den Schreck seines Lebens. Der Computer war an.
    »Mein Gott«, rief er, zog einen Stuhl heran und legte die Hände auf die Tastatur.
    Auf dem Bildschirm leuchtete die Karte mit den Verbrechensschwerpunkten der Stadt. Sektor 219 war mit kleinen hellblauen Fischen angefüllt und leuchtend rot umrandet. Diese spezielle Gegend des zweiten Bezirks wurde begrenzt vom Chippenham Parkway im Westen, Jahnke Road im Norden, Gleisanlagen im Osten und dem Midlothian Turnpike im Süden. Brazils erster Gedanke war, dass irgend etwas Schreckliches innerhalb dieser Grenzen geschehen sein musste, seit er vor zwanzig Minuten über Funk End Of Tour gemeldet hatte. Vielleicht hatte es Ausschreitungen gegeben, eine Bombendrohung, einen Unfall mit einem ChemieLastwagen, oder vielleicht wurde gar ein Hurrikan gemeldet.
    Er ging zum Telefon und rief den Funkraum des Department an. Funkerin Patty Passman antwortete.
    »Einheit 11«, sagte Brazil knapp. »Was ist los in der Southside, speziell im Sektor 219?«
    »Sie haben um 19.24 Uhr EOT gemeldet«, antwortete Passman. »Ich weiß«, bestätigte Brazil.
    »Weshalb fragen Sie dann wegen Sektor 219? Haben Sie irgendwelche Hinweise über Funk erhalten?«
    »Zehn-10«, sagte Brazil und meinte damit, dass das nicht der Fall war. »Ist dort irgendetwas los?«
    »Zehn-10«, antwortete Passman. Im Hintergrund waren Funksprechgeräusche zu hören.
    »Ich dachte nur, wenn Sie fragen, ob ich irgendwelche Hinweise über 219 hätte, dass Sie vielleicht meinten, es könnte dort was los sein«, sagte Brazil.
    »Zehn-10, Einheit 11«, sagte Passman, die gar nicht anders mehr konnte, als

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