Kreuz des Südens
einer dieser Läden da draußen auf dem Strip, und dann gehst du durch den Wald hinter dem Motel«, sagte Smoke, steckte die Pistole in den Gürtel und zog sein Chicago-Bulls-Sweatshirt darüber.
Mit schnellen Schritten ging er die unbefestigte Straße entlang, Weed humpelte hinterher, so schnell er konnte, er hatte immer noch Schmerzen. Smoke wusste, dass sein jüngster Rekrut sich fragte, ob man ihm nun hinter dem aufgegebenen Motel, in der Mitte von Nirgendwo, das Hirn rausblasen würde, und Smoke ließ ihn in dieser Furcht. Smoke wusste, wie Angst funktionierte. Das hatte er bereits als kleiner Junge gelernt, wenn er jemanden oder etwas leiden ließ. Wenn er Panik in den Augen sah, wenn er die Todesangst im rasenden Herz der schwächeren Kreatur fühlte, die er zu Tode quälte, dann war das sein größter Lohn.
Smoke stammte aus einem besseren Elternhaus als die meisten. Seine wohlsituierten, aufgeschlossenen Eltern waren ihm nie im Weg gewesen, hatten nie versucht, ihn zurückzuhalten, oder geglaubt, dass ihr Sohn böse sei. Sie zogen es vor, ihm alles zu erlauben, anstatt ihn zu heimlichem Handeln zu erziehen. Sie dachten, wenn sie vertrauensvoll und offen wären, würden ihre drei Kinder die richtigen Entscheidungen treffen. Für Smokes ältere Geschwister, er hatte einen Bruder und eine Schwester, schien diese Philosophie richtig gewesen zu sein. Sie waren erfolgreiche Collegestudenten, trafen sich mit netten Leuten und hatten normale Ambitionen. Smoke war immer anders gewesen. Während langwieriger Gutachter- und psychologischer Beratungsgespräche in Durham und der Erziehungsanstalt in Butner hatte er sich nie über seine Familie beklagt, dass er schlecht behandelt worden wäre oder ihm irgendetwas gefehlt hätte. Er hatte nie jemandem die Schuld gegeben für das, was er war, sondern immer die volle Verantwortung übernommen. Er hatte sich selbst als Psychopath diagnostiziert und arbeitete hart daran, ein guter zu werden. Smoke zweifelte nicht daran, dass eines Tages die Welt seinen Namen kennen würde.
Im Augenblick ließ Smoke Weed zufrieden. Weed war ihm dafür dankbar, und entsprechend kooperativ. Sie schlurften über zerbrochenes Glas und lose Steine. Der dichte Wald schirmte die Rückseite des Motels vom viel befahrenen Highway ab. Smoke ging durch verkrüppelte Wacholderbüsche auf eine große Sperrholzplatte zu, die an eine Wand gelehnt war. Er verengte die Augen zu schmalen Schlitzen, sah sich um und horchte. Dann schob er die Platte beiseite und trat durch einen verbogenen Aluminiumrahmen, der einmal Teil einer gläsernen Schiebetür gewesen war, ins Innere.
»Wer macht heute die Bar?«, fragte Smoke das Mädchen und die drei Burschen in dem schmuddeligen, muffig riechenden Motelzimmer. »Wir haben was zu feiern. Weed, dies ist deine neue Familie. Das ist Divinity, und die drei Arschlöcher da drüben sind Dog, Sick und Beeper.«
»Sind das ihre richtigen Namen?« Weed musste einfach fragen.
»Ihre Sklavennamen«, antwortete Smoke.
7
Die Hechte, wie die Gang sich nannte, lungerten auf fleckigen, sauer riechenden Matratzen, tranken Wodka aus Plastikbechern und rauchten Zigaretten. Sie sahen Weed an, lachten und schienen amüsiert.
Divinity war dunkelhäutig, obwohl Weed nicht glaubte, dass sie eine Schwarze war. Möglicherweise ein bisschen Hispano oder bisschen von allem. Sie trug keinen BH, ihr enges schwarzes Unterhemd enthüllte mehr, als Weed je zuvor zu Gesicht bekommen hatte. Ihre schlanken Beine in den abgetragenen Jeans waren weit gespreizt. Sie war wirklich hübsch. Dog war groß und sah niederträchtig und dumm aus, Sick litt unter Akne, hatte einen dunklen Bürstenhaarschnitt und fünf Ringe in seinem rechten Ohr. Beeper schien etwas netter, aber vielleicht war es auch nur, dass er genauso klein war wie Weed. Jeder von ihnen hatte eine Nummer auf den rechten Zeigefinger tätowiert, und keiner von ihnen schien von den fiesen Matratzen und dem verrotteten braunen Teppichboden unter ihnen Notiz zu nehmen.
Im Zimmer standen ein paar einfache Eichenholzstühle, die Weed an Schulmöbel erinnerten, Fernsehtische, Schachteln mit Papiertüchern und Plastikbechern. Auf den Fensterbrettern klebten Kerzen aller Art und Größe im eigenen Wachs. Das Mobiliar des Motels war so verzogen, dass sich die Furniere aufbogen. In den Ecken aufgestapelt standen Kartons mit Kreide und Radiergummis, ein Diaprojektor, Bücher aus öffentlichen Büchereien, eine Pinnwand aus Kork, Zierkissen, mindestens
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