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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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im Zehnercode zu sprechen. »Zehn-12, Einheit 11«, sagte sie und meinte, dass er mal einen Moment warten sollte. Nach einer Weile meldete sie sich wieder: »Zehn-18«, keine besonderen Vorfälle.
    »Ist irgendetwas sonst im Gange?« Brazil musste einfach weiterfragen.
    »Wie lange muss ich mich eigentlich noch zehn-9en?« Sie wurde zunehmend ungeduldig und hatte keine Lust mehr, sich zu wiederholen.
    »Ist zum Beispiel ein Lastwagen mit Fischen umgekippt?«
    »Wie bitte?«
    »Irgendwas, das vielleicht mit Fischen zu tun hat? Mit blauen Fischen?«
    »Zehn-12«, sagte sie und bedeutete ihm damit, noch mal zu warten. »Hey, Mabie!«
    Aus Unachtsamkeit drückte Passman die Mithörtaste. Brazil und alle, die ein Funkgerät hatten, inklusive Verbrechern und Hobbyfunkern, konnten nun jedes Wort mithören. »Kam irgendwas über Fische rein?« Passman sprach laut und deutlich mit Funker Johnnie Mabie. »Fische? Wer will das wissen?«
    »Einheit 11.« »Was für Fische?«
    »Blaue Fische. Vielleicht ein umgestürzter Lastzug oder irgendein Problem mit einem der Fischmärkte oder was.«
    »Da muss ich einen Inspektor rufen. Einheit 709.« Entsetzt schaltete Brazil seinen Funkempfänger an. »Sieben Null Neun«, dröhnte die Stimme des Inspektors in Brazils Esszimmer.
    »Irgendwas los mit Fischen im Zweiten, besonders in 219?«, fragte Funker Mabie. »Wessen Fische?«, antwortete 709. »Von irgendjemand.«
    »Ich meinte, ist Fische ein konkreter Fall«, präzisierte 709, »oder meinen Sie Fische allgemein?«
    »Fische«, tönte Passman aus dem Lautsprecher. »Ein Unfall mit Fischen zum Beispiel.«
    »Zehn-10«, sagte 709 nach längerer Pause. »Könnte Fisch möglicherweise ein Codewort sein, ein Alias?« Passman kam zurück ans Telefon, das sie in Wirklichkeit nie verlassen hatte. Sie gab die Frage an Brazil weiter. Doch auch er wusste von niemandem mit dem Alias Fische oder Blaue Fische. Er dankte ihr und legte auf.
    Zum selben Zeitpunkt begannen andere Einheiten mit witzigen Fragen über Fische und fischende Leute die Funkleitstelle zu belagern. Sie wiesen auf Vorfälle hin, gewisse Situationen, falsche Alarme, Geisteskrankheiten, Prostituierte, Zuhälter, nannten den ein oder anderen Namen. Brazil schaltete seinen Empfänger aus und war wütend, dass die Cops von Richmond nun noch einen weiteren Grund hatten, sich über ihn lustig zu machen.
    Reporter und Kamerateams waren ausgeschwärmt wie die Fliegen und belagerten das La Petite France. Sie warteten auf Gouverneur Mike Feuer und seine Gattin Ginny, die gleich nach dem Power Dinner und herzlichen Gesprächen mit dem Chef de Cuisine auf die Straße treten würden. Die Medien waren nicht etwa an den Teilnehmern der Virginia Development Section des Magazins Forbes interessiert, die dort drinnen speisten. Vielmehr war Gouverneur Feuer am Wochenende zur Pressekonferenz erschienen und hatte widersprüchliche Aussagen in Bezug auf Verbrechen und Tabak gemacht. Der Polizeireporter der Richmond Times, Artis Roop, fühlte sich auf den Schlips getreten, weil ihm der Gouverneur die Information nicht vorab gegeben hatte.
    Vier Wochen lang hatte Roop an einer Serie über den Einfluss von Schwarzmarktzigaretten auf das Verbrechen im Speziellen und auf das Leben im Allgemeinen gearbeitet. Roop dachte, wenn der Preis eines Päckchens Marlboro etwa auf 13 Dollar, 26 Cent steigen würde, wie Finanzanalytiker kürzlich das Ende des Zigarettenhandels vorausgesagt hatten, würden die Bürger Tabak künftig schwarz anbauen: an versteckten Orten wie etwa in Maisfeldern oder in bewaldeten Gärten, oder in Gärten, die von hohen Mauern umgeben waren, in Gewächshäusern, Waldlichtungen, Privatparks, Privatclubs und überall dort, wo das ATF, American Bureau of Tobacco and Firearms, nicht hinsehen könnte. Die Bürger würden anfangen, illegal ihre eigenen Zigaretten zu produzieren, und man könnte ihnen noch nicht mal einen Vorwurf daraus machen. Das Land würde zurückgeworfen in die Zeiten der heimlichen Destillen oder besser gesagt, der Smokes, Rauchhöhlen, worunter sich Roop Einrichtungen vorstellte, in denen illegale Tabakprodukte hergestellt würden. Außerdem, so theoretisierte er, würden besonders in Virginia die Leute unbehelligt ihre Rauchhöhlen betreiben können, denn es verging kein einziger Tag, an dem es nicht irgendwo überwachte Feuer, Waldbrände, Müllbrände oder Lagerfeuer gab. Rauchschwaden aus Wäldern, Müllkippen und den Schornsteinen historischer Villen würden nicht

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