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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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notwendigerweise mehr Verdacht erregen. Roop war schlau genug zu wissen, dass wenn er sich zu den zwanzig oder dreißig aggressiven Medienvertretern hinzugesellen würde, die sich vor der Restauranttür drängelten, er sicher keine Vorzugsbehandlung bekäme. Deshalb hatte er den weisen Entschluss gefasst, in seinem Auto sitzen zu bleiben und wie üblich den Polizeifunk abzuhören. Als er von einem Fischunfall im 2. Bezirk, Sektor 219, hörte, war er erstaunt und aufgeregt. Er war ein erfahrener Rechercheur und sicher, Fischunfall sei ein Codewort für eine große Sache, und er würde ihr auf den Grund gehen, sobald er mit dem Gouverneur fertig war.
    Noch während er Scheiße dachte und auf den Bildschirm starrte, wurde Brazil aber auch schon bewusst, dass es sich bei dem, was er sah, in keinster Weise um eine COMSTAT-Karte handelte. Was er sah, war ein gut gemachter, origineller Bildschirmschoner, den jemand auf die neue Website des Police Department runtergeladen hatte. »Ich glaub, ich spinne!« Er war völlig konsterniert. Der Anrufbeantworter blinkte. Er hörte die Nachrichten ab. Es waren drei Anrufe. Der erste kam von seiner Mutter, die beinahe zu betrunken war, um sprechen zu können, und wissen wollte, warum er niemals anrief. Der zweite war von Miss Sink, die fragte, ob die Pastete aus Süßkartoffeln, die sie vorbeigebracht hatte, angekommen sei, und die dritte war von West, die wollte, dass er sofort bei ihr anrief.
    Obwohl er nie mit ihr telefonierte, wusste Brazil ihre Nummer auswendig. Er schaltete auf Freisprechmodus. Sein Herz schlug wie verrückt, seine Hände flogen über die Tastatur, aber was brachte das schon? Er wusste nicht, wie er den Bildschirmschoner wieder loswerden sollte. Er konnte ihn auch nicht verändern. »Virginia?« Brazil fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und würgte seine Nervosität hinunter, bevor er sich verriet. »Ich sollte dich zurückrufen«, sagte er lässig.
    »Da ist was ganz Merkwürdiges mit dem Computer«, sagte sie und tat ganz sachlich.
    »Mit deinem auch?« Er konnte es nicht glauben. »Fische?«
    »Ja. Und stell dir vor: Ich gehe heute Morgen aus dem Haus, und der Computer ist ausgeschaltet, ja? Dann komm ich heim, und er ist nicht nur eingeschaltet, sondern da leuchtet auch dieser Stadtplan von 219 mit all den kleinen blauen Fischen, die darin herumschwimmen.«
    »War irgendjemand heute in deinem Haus?«
    »Nein.«
    »Deine Alarmanlage war an?« »Ist sie immer.«
    »Du bist dir sicher, dass du nicht nur glaubst, du hättest den Computer ausgeschaltet?«
    »Ach, ich weiß es nicht. Aber ist ja auch egal. Was sollen die beschissenen Fische? Vielleicht solltest du mal vorbeikommen.«
    »Vermutlich hast du Recht«, sagte Brazil zögernd, und sein Herz schlug so laut, als wollte es sich gewaltsam Gehör verschaffen.
    »Wir müssen dem auf den Grund gehen«, sagte West.
    Eine geschlagene Stunde kämpfte Chief Hammer mit ihrem Computer und versuchte herauszufinden, wie die Karte mit den Verbrechensschwerpunkten auf ihren Bildschirm gekommen war und weshalb sich darauf Fische befanden. Sie drückte Tasten, machte zwei Neustarts, während Popeye unruhig hin-und herlief, rein in die Spielzeugschachtel und wieder raushüpfte, mit den Pfoten kratzte, sich auf die Hinterbeine stellte, auf die Möbel sprang und schließlich auf Hammers Schoß. »Wie soll ich mich denn konzentrieren?«, fragte Hammer zum zehnten Mal.
    Popeye starrte hinauf zu Hammer, die mit dem Cursor auf das X ging und noch mal versuchte, die Karte von ihrem Bildschirm zu löschen. Das war verrückt. Der Computer war blockiert. Vielleicht hatte Fling die Software ruiniert. Das war eben das Risiko, wenn alle PCs sich in den Server unten in der Innenstadt einloggen mussten. Wenn Fling einen Virus in das System geladen hatte, war jeder im Richmond-Netzwerk davon betroffen. Popeye starrte auf den Bildschirm und berührte ihn mit ihrer Pfote.
    »Hör auf!«, sagte Hammer.
    Popeye stieg auf verschiedene Tasten gleichzeitig, und plötzlich war das Bild verschwunden. Dafür erschien eine Darstellung, die Hammer noch nie gesehen hatte. Die Überschrift lautete: RPD DIE HECHTE SCHLAGEN ZU. Darunter befanden sich mehrere Zeilen in Programmiersprache, die keinen Sinn ergaben: IM to $im_on and available and AOL% findwindow(„AOL Frame 2.5", O&) und so weiter.
    »Popeye! Nun sieh mal, was du gemacht hast. Jetzt bin ich im Betriebssystem, wo ich absolut nicht hingehöre. Ich werde dir was sagen, ich bin kein

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