Kreuz des Südens
Schießen gingen und ins Kino und darüber sprachen, dass Klavierspieler irgendwann mal den Charlotte Observer verlassen und Polizist werden würde, damit er Geschichten über Verbrechen schreiben könnte, die Menschen umdenken lassen würden.
Niles wollte, dass sich seine Besitzerin und Klavierspieler wieder verstanden, auch wenn das bedeutete, dass er jede Nacht vom Bett runtergeschmissen würde. Niles ärgerte sich über seine Besitzerin. Sie war nicht im Mindesten freundlich zu Klavierspieler, und es ging ihr auf die Nerven, dass Niles ihn anschnurrte. Niles sprang auf Klavierspielers Schoß. »Tut mir leid. Ich muß gehen«, sagte Klavierspieler zu Niles. »Danke für das Bier«, sagte Brazil höflich zu West und rollte sich vom Tisch zurück.
»Chief Hammer, ich bringe Sie noch zu Ihrem Wagen.« West führte sie hinaus. Wieder stellte sie sich vor den Tisch im Foyer, aber nicht rechtzeitig genug. Brazil sah die Karte des Blumenladens mit Wests Namen darauf. »Gute Nacht«, verabschiedete sich West.
12
Nervös und verärgert lief Brazil unter den Straßenlaternen der Mulberry entlang. Er stellte sich schon vor, wie sein BMW entweder gestohlen oder verwüstet war. Außerdem hatte er gute Lust, auf der Stelle umzudrehen, bei West reinzuplatzen und eine Erklärung zu verlangen.
Es stimmte, dass ihr Verhältnis in Charlotte in gewisser Weise kompliziert gewesen war. Sie war älter und erfahrener. Sie hatte mehr Macht. Ihre Charaktere waren völlig unterschiedlich. Sie war seine Lehrmeisterin gewesen, als er noch im Auftrag der Zeitung nächtelang mit Streife fuhr. Es waren die besten Geschichten gewesen, die er je geschrieben hatte. Er hatte damit Preise gewonnen und die Denkweise der Menschen verändert. Seine eigene auch.
Er war Polizist geworden, genauso wie sein Vater. West hatte ihn dazu ermutigt. Sie hatte ihm geholfen. Und ihn geliebt, selbst während jener heftigen Auseinandersetzungen, die wie Stürme gewesen waren. Wenn sie sich wieder vertrugen, war es immer wie ein Wunder. Brazil konnte einfach nicht an sie denken, ohne jeden einzelnen Kuss und jede einzelne Berührung wieder zu durchleben. Er verstand nicht, warum sich alles so schnell geändert hatte. Wenn er sie fragte, gab sie ihm keine Antwort. Es war, als ob sie sich nie geliebt hätten oder auch nur nahe Freunde gewesen wären. Er drängte sie nicht, denn vielleicht war seine schlimmste Befürchtung richtig: Er war es einfach nicht wert. Niemand in seinem ganzen Leben hatte ihm das Gefühl gegeben, dass er es doch war. Sein Vater war gestorben, als Brazil noch ein Junge war, und Brazils Mutter liebte sich selbst nicht und war deshalb auch nicht in der Lage, jemand anderen zu lieben. Für eine gewisse Zeit hatte West eine schreckliche Lücke in Brazils Leben gefüllt. Er hasste diesen Jim. Wie konnte Jim es wagen, ihr Blumen zu schicken.
Smoke befahl Sick, Beeper, Dog und Divinity, auf Weed aufzupassen und sicherzustellen, dass er nicht versuchte, einen Rückzieher zu machen, der den ganzen Plan für den Abend zunichte machen würde.
Die Gang setzte sich also in Dogs 69er Pontiac, fuhr die dunklen Straßen von West Cary ab und suchte vergebens nach einem Zeichen des besoffenen kleinen Dreckskerls.
»Ich hab Durst«, sagte Divinity.
»Scheiße, ja«, sagte Beeper.
»Komm schon, Dog, zeig uns, was du kannst. Such!«, sagte Divinity.
Dog mochte es nicht, wenn man ihn wie einen Hund behandelte, der seine Kunststückchen vorführen sollte. Aber er protestierte nie und tat, was man ihm sagte. »Welcher Geschmack darf's denn heute sein?«, fragte Dog.
»Lass mal sehen«, überlegte Divinity. »Wie wär's mit 'nem Eis-Bier? Vielleicht Michelob Ice? Budweiser und die ganze andere Scheiße, die du immer bringst, steht mir bis hier. Schmeckt wie Pisse. Außerdem törnt Ice besser. Da dreht sich dir richtig alles.«
Sie hielt sich für sehr komisch und tat nichts lieber, als über ihre eigenen Witze zu lachen. Dog fuhr auf eine Tankstelle und benutzte seinen gefälschten Personalausweis, um einen Sechserpack Michelob Ice zu kaufen. Beeper und Sick sorgten inzwischen für Ablenkung, indem Beeper so tat, als wäre er ausgerutscht und Sick müsste ihm aufhelfen, während Divinity die Regale absuchte und alles, was ihr gefiel, in ihren Jeansbeutel packte.
»Ich glaub, wenn wir den finden, werden wir Spaß haben«, sagte Dog, als er von der Tankstelle fuhr und wieder an Weed dachte. »Ich mag ihn nicht.«
»Aber nur, weil er malen kann, Baby, und du
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