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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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es.
    »Steig aus und halt dein verdammtes Maul«, sagte Smoke. »Mach keinen Lärm, hörst du!«
    Weed traute sich kaum zu atmen und folgte Smoke die Clarence Street entlang zu einem einfachen weißen Holzhaus, das von einem lückenhaften, windschiefen Lattenzaun umgeben war. Die Veranda aus rotem Eibenholz sah aus, als hätte sie schon bessere Zeiten gesehen, und die große angebaute Garage war völlig außer Proportion zum Rest des Hauses. In der Auffahrt stand ein alter Chevrolet Kombi. Im Haus waren mehrere Lichter an, und im Zwinger bellte ein Hund.
    »Mach genau, was ich mache«, flüsterte Smoke.
    »Was ist mit dem Hund?«, sagte Weed.
    »Halt's Maul.«
    Smoke beobachtete die leere Straße, dann duckte er sich und huschte durch den Vorgarten, blieb in der Deckung von Bäumen stehen und schlich dann endlich um die Ecke zu der verschlossenen Garagentür. Weed war genau hinter ihm geblieben. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Smoke griff in den Kissenbezug und holte eine Hand voll Fernbedienungen heraus. Er probierte eine nach der anderen. »Verflucht«, flüsterte er, denn nichts geschah.
    Beim achten Versuch wurde er belohnt. Das selbst installierte Garagentor von Sears öffnete sich ächzend. Es klang ziemlich ungesund. Im Haus gingen keine weiteren Lichter an, der Hund bellte immer weiter. Weed dachte daran zu fliehen, und Smoke schien es geahnt zu haben, denn er griff ihn am Pullover. »Mach kein' Scheiß«, raunte er in Weeds Ohr. Smoke holte eine kleine Taschenlampe raus. Er sah sich um. Im Haus waren immer noch dieselben Fenster erleuchtet. Nichts bewegte sich.
    »Los, komm«, flüsterte Smoke.
    Weeds Gehirn schwappte in seinem Schädel hin und her wie ein Eidotter. Seine Sicht war verschwommen. Er griff nach Smokes Hemdzipfel und kroch hinter ihm her. Seine Schuhspitze schabte über Beton, als er sich ins Innere der Garage zwängte. Smoke hielt an. Er spähte, atmete, lauschte. Dann knipste er die Taschenlampe an, und der helle Lichtstrahl erfasste hunderte von glänzenden Sägen, Bohrer, Hämmer und anderes Werkzeug, das Smoke noch nie gesehen hatte. »Das ist ja unglaublich«, flüsterte Smoke. »Das Arschloch kann keinen Nagel in die Wand schlagen, und jetzt schau dir all den Scheiß an.«
    Mit der Lampe leuchtete er auf einen großen Schrank, der mit einem Vorhängeschloss gesichert war. Darin schienen die Schätze aufbewahrt zu sein. Er kümmerte sich gar nicht mehr um seinen Bolzenschneider, der im Kissenbezug lag, denn am Wandhaken hing ein besserer. Smoke hob ihn herunter, öffnete und schloss probehalber die unerbittlichen Stahlbacken und schien entzückt. Als wäre es aus weichem Blei, schnitt er das Schloss auf, das ohne Widerstand in die Dunkelheit hineinsprang und klappernd zu Boden fiel.
    Leise öffnete Smoke die Türen. Der Strahl seiner Lampe strich über Regale mit Tarnanzügen, Zielscheiben, Patronenschachteln, Revolvern, Pistolen, Gewehren und Karabinern. Seine Hände zitterten, als er alles, was er fassen konnte, in die Kissenbezüge füllte, die Weed für ihn offen hielt. Smoke füllte sich die Taschen seiner Jeans, steckte sich Handfeuerwaffen in den Bund. Dann griff er nach einem großen schwarzen Plastikbeutel, stopfte den Rest hinein und gab ihn Weed. Dann schwang er sich die ausgebeulten Kissenbezüge über die Schulter und sah aus wie der Weihnachtsmann beim Besuch der National Rifle Association. »Lauf!«, flüsterte Smoke zu Weed.
    Obwohl sie nicht besonders schnell waren, klirrte und klapperte es, als sie durch den Garten und dann die Straße entlanghasteten. Sie schwitzten erbärmlich. Als Smoke eine dicke Buchsbaumhecke entdeckte, versteckte er die Säcke darin. Die Taschenlampe auf den Boden gerichtet, rannten sie zum Escort. Sie stiegen ein, fuhren zurück zur Clarence Street und parkten den Wagen neben der Hecke. Die Beute lag noch da, wo sie sie zurückgelassen hatten. Smoke leerte seine Taschen und packte alles, was er gestohlen hatte, in den großen Beutel. Nicht ein einziges Auto fuhr vorbei. Alles blieb still. Bubbas Hund bellte noch immer wie verrückt.
    Beim Losfahren brach Smoke in hysterisches Gelächter aus. Weed hatte keine Vorstellung, wo es hinging. Er hatte in seinem ganzen Leben noch nie das Gesetz gebrochen, außer als er einmal von einem Lehrer, den er nicht mochte, eine respektlose Zeichnung angefertigt hatte und dafür zwei Tage lang Schularrest bekam.
    »Ich hab nur den Beutel gehalten, also hab ich in Wirklichkeit gar nicht gestohlen, oder,

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