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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Waschbären schoss, doch seit der Preis pro Fell auf acht Dollar gesunken war, machte sich niemand mehr die Mühe. Was in den Wäldern geschossen wurde, blieb meistens dort liegen.
    Myrtle freute sich immer, wenn sie Fleck und Bubba sah. Sie jagten, wie es schien, um ihren Hunden mal einen richtigen Auslauf zu bieten und ihren Killerinstinkt mal wieder auf Touren zu bringen. Denn jedes Mal, wenn sie einen Waschbären auf einen Baum gejagt hatten, hofften sie, sie dürften ihn vielleicht auch töten. Myrtle konnte die Male schon gar nicht mehr zählen, wo Waschbären in blutbesudelten Delta-Wing-Tarnanzügen hereinkamen. Die Kerle rauchten, kauten Tabak, bestellten Unmengen Kaffee und All-you-can-eat-Gerichte: Gebratene Austern und Garnelen, Captain's-Teller, Hackbraten. Die Tische hatten Plastikdecken und waren mit Bingo-Nummern gekennzeichnet. Bubba und Fleck nahmen den Tisch B4 mit der aufmunternden Botschaft auf der Tischdecke: Kommen Sie recht bald wieder. Bubba wühlte in dem Körbchen auf Nachbartisch A1, um zu sehen, ob unter Worcestershire-Sauce, Zucker, Tabasco und Gelee-Päckchen noch Captain's-Waffeln lagen. Ein Deckenventilator drehte sich langsam. Fleck und Bubba sahen auf die Tafel mit den Angeboten. Daneben hing ein Schild, auf dem zu lesen war: Wir behalten uns das Recht vor, jedem Gast den Service zu verweigern.
    »Bubba, lass uns die Karten auf den Tisch legen«, sagte Fleck und nahm sich die Ducks-Unlimited-Kappe ab. »Wie viel?«
    »Wie viel willst du?« Bubba versuchte selbstbewusst und wie ein Kerl zu klingen, doch innerlich fühlte er sich wie Käsekuchen.
    »Fünfhundert«, sagte Fleck und schaute Bubba dabei genau an, um seine Reaktion zu sehen.
    »Ich erhöhe auf Tausend«, sagte Bubba. Sein Mut gefror zu Eis.
    »Meinst du das im Ernst, alter Kumpel, oder schlägst du nur Schaum?«
    »Ich hab das Geld in meiner Tasche«, sagte Bubba.
    Fleck schüttelte den Kopf. »Deine alte Hündin hat vielleicht mal'n Huhn aufn Hühnerstall gescheucht oder 'ne Ziege aufn Baumstumpf. Das beste, was ihr mit 'nem Waschbären je gelungen ist, war ihn auf'n Telegraphenmast zu jagen. Sie geht nicht durchs Wasser, bellt es nur an, wenn sie nicht gerade neben dir ist. Half Shell ist die Kugel nicht wert, mit der man sie erschießen sollte, Bubba.«
    »Werden wir ja sehen«, sagte Bubba, als Myrtle an den Tisch kam, Notizblock in der Hand. »Habt ihr Jungs euch schon entschieden?« »Eistee, gebratene Garnelen und Austern«, sagte Bubba. »Eine Portion oder All- you-can-eat?« »Lad auf«, sagte Bubba.
    Myrtle lachte, kaute ihren Kaugummi. »Und du, Fleck?« »Dasselbe.«
    »Ihr Jungs macht's mir ja wirklich leicht«, sagte sie, wischte ein paar Krümel vom Tisch und ging zurück in die Küche.
    »Wo wollen wir jagen?«, fragte Bubba.
    »Wir beginnen gleich da drüben, an der Kreuzung von der 620 und der 460.« Fleck deutete in die Richtung. »Und gehen dann nach links geradewegs in die Mitte von Nirgendwo. Nur Schlammwege, Wald und Bäche. Ich hab mir das mit dem Dismal Swamp mal angesehen, das wäre im Moment nichts für dich. Wie es aussieht, kommen, wenn es warm ist, die Schlangen raus und angeln sich Regenwürmer. Und nachts, wenn es abkühlt, liegen sie starr wie Stöckchen auf der Straße, und man tritt drauf.« Bubba keuchte.
    »Geht's dir gut, alter Kumpel?«, sagte Fleck.
    »Allergie. Ich hab mein Mittel zu Haus vergessen.«
    »Wo wir hingehen, kommen uns die Schlangen wahrscheinlich nicht so nah«, fuhr Fleck fort. »Und wenn wir eine Schlange sehen, lass sie einfach. Die haben mehr Angst vor uns als wir vor ihnen.«
    »Wer sagt das?«, platzte es aus Bubba raus. »Hat 'ne Schlange das schon mal irgendjemandem erzählt? Das ist genauso, wie wenn man sagt, Hunde hätten kein Gefühl für Zeit. Hat jemand mal Half Shell gefragt, ob das stimmt? Ich hab Geschichten gehört von Schlangen, die Leuten das Hosenbein raufgekrochen sind. Klingt mir nicht besonders ängstlich.«
    »Das ist wohl wahr«, antwortete Fleck bedächtig. »Das habe ich auch schon mal gehört. Ich gebe zu, ich hab sogar schon mal von Schlangen gehört, die Leute jagen, und Kobras, die dir ins Auge spucken, obwohl ich nicht weiß, ob das auch stimmt.«
    Divinity versuchte Smoke zu beruhigen und ihn aus seiner gefährlichen Stimmung rauszuholen. Doch wenn er so drauf war, muckte sie besser nicht auf, es sei denn, sie wollte sich seine Spezialbehandlung einhandeln.
    »Baby, ich will doch nur nicht, dass dir was Böses zustößt«, versuchte

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