Kreuz des Südens
er.
»Ich verstehe nicht, wie Sie den ganzen Staub hier aushalten.« Das sagte sie jedes Mal.
»Der ist gesund«, antwortete er mit der gleichen Regelmäßigkeit. »Dasselbe, was auch in Zahnpasta verwandt wird. Das ist wie den ganzen Tag Zähne putzen. Haben Sie schon jemals einen Rumble mit schlechten Zähnen gesehen?« Zum Teil sagte er das, um sie abzulenken. Manchmal funktionierte das, heute jedoch nicht.
»Ich nehme an, Sie haben es schon gehört.« Sie kam näher, um vertraulich zu werden.
Das Sechshundert-Kilo-Monument schwebte gefährlich über ihren Köpfen, und Rumble dachte daran, welche Heidenarbeit es würde, es zu restaurieren. Eine alte Arbeit wie diese musste von Hand nachgemeißelt werden, und solange Miss Sink auch nur in der Nähe seiner Werkstatt war, würde er auf keinen Fall damit anfangen. Gleich würde sie sagen, sie wüsste nun endgültig, was sie wollte. Sie hätte nicht den geringsten Zweifel mehr, dass es weicher weißer Vermont-Marmor sein musste, handgemeißelt.
Er blätterte durch Lagen von Buchstaben-Schablonen für eine hebräische Inschrift, die er in weißen Sierra-Marmor schneiden wollte. Seine Mitarbeiter ließen inzwischen das beschädigte Monument auf einen Karren herab.
»Sie haben gehört, was sie Jefferson Davis angetan haben«, sagte Miss Sink.
»Hab davon gehört.«
Rumble legte Schablonen aus. Sie mussten aus Kunststoff sein, damit man hindurchsehen konnte, aber die Dinger brachen ständig.
»Wie Sie wissen, Floyd, bin ich im Vorstand.« »Ja, Ma'am.«
»Die überwältigende Aufgabe, der wir uns nun zuwenden müssen, ist, herauszufinden, wie schlimm die Statue beschädigt ist, was wir tun müssen, um sie wiederherzustellen, und wie viel das kostet.«
Rumble war noch nicht auf den Friedhof gegangen, um zu gucken. Er würde sich auch nicht die Mühe machen, außer man bot ihm den Job an.
»Hat er auch den Marmorsockel bemalt oder nur die Bronze?«, fragte Rumble.
»Hauptsächlich die Bronze.« Allein der Gedanke daran machte sie krank. »Aber er hat die Oberfläche des Sockels bemalt, damit sie aussieht wie ein Turnhallenboden. Also ja. Etwas Marmor ist betroffen.«
»Verstehe. Er steht also auf einem Turnhallenboden. Was noch?«
»Nun, das Schlimmste. Er hat ihm ein Basketballdress aufgemalt, Turnschuhe und alles, und er hat seine Rasse verändert.«
»Das klingt, als ob wir zwei Probleme hätten«, sagte Rumble und schmiss noch eine weitere gebrochene Schablone weg. In der Ecke fing eine Diamantsäge an, Stein zu schneiden. »Um den Marmor zu reparieren, muss ich ihn abmeißeln und dann eine neue Oberfläche draufmachen. Und was die Bronze angeht, vorausgesetzt wir sprechen von Ölfarben...«
»Aber ja doch«, sagte sie. »Das konnte man sehen. Keine Sprühfarben. Alles dick mit einem Pinsel aufgetragen.«
»Das muss abgebeizt werden, vielleicht mit Terpentin, und dann das Ganze mit Polyurethan versiegeln, damit es nicht oxidiert.«
»Das müssen wir uns dann genau ansehen«, verkündete Miss Sink.
»Das sollten wir«, sagte Rumble. »Möglicherweise müssen wir Jeff Davis hier in meine Werkstatt bringen. Ich kann diese ganze Arbeit nicht mitten auf einem öffentlichen Friedhof machen, mit den ganzen Leuten überall. Das bedeutet, wir müssen ihn mit einem Kran und einer Schlinge hochhieven und auf einen Lastwagen laden.«
»Ich denke, wir sollten für die Zeit, in der Sie all das machen, den Friedhof schließen«, sagte Miss Sink.
»Während des Abtransports ganz sicher. Ich würde ihn jetzt schon schließen, nur für den Fall, dass andere Leute bei anderen Denkmälern auf dieselbe Idee kommen. Und ich würde vorschlagen, dass Sie Sicherheitskräfte patrouillieren lassen.«
»Ich werde Lelia veranlassen, sich darum zu kümmern.«
»In der Zwischenzeit möchte ich nicht, dass irgendwer die Statue berührt. Das heißt, für den Fall, dass ich von Ihnen den Auftrag bekomme.«
»Natürlich, Floyd. Sie haben ihn.«
»Ich werde ungefähr einen Tag brauchen, um sie vom Friedhof abzuholen, und dann kann ich nicht sagen, wie lange es dauert.«
»Ich denke, das wird eine schöne Stange Geld kosten«, sagte die sparsame Miss Sink.
»Ich mache Ihnen einen so fairen Preis wie möglich«, sagte Rumble.
Bubba hatte nicht die Absicht, fair zu sein. Seine seelische Verletztheit und innere Zerrüttung saßen so tief, dass er an Schlaf nicht mal denken konnte. Sobald der Beamte mit den Fingerabdrücken und den anderen Beweismitteln gegangen war, war Bubba in
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