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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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glitt rein und raus.«
    »Mein Gott!«, rief eine Frau vom anderen Tisch. »Wie das wohl passiert ist?«
    »Kann nur vermuten, war 'n heißer Sommer und sie wollte sich abkühlen.«
    »Schlangen sind Kaltblüter. Brauchen sich nicht abkühlen.«
    »Könnte aus der Kanalisation gekommen sein.«
    »Ich fuhr eines frühen Morgens mal mit dem Boot raus, war noch nicht hell, um nach Enten zu sehen, da ist mir so 'ne verdammte Mokassinschlange in mein Boot gefallen. Genau auf meinen Fuß drauf, kein Scheiß. Sie muss ungefähr so dick gewesen sein.« Er machte einen großen Kreis mit seinen Fingern.
    »Jedes Mal, wenn du die Geschichte erzählst, Ansel, wird das verdammte Ding größer.«
    »Und was hast du gemacht?«, fragte Fleck, während Bubba schwieg, sein Gesicht war aschgrau.
    »Ich hab das verdammte Ding so fest getreten, wie ich konnte. Ist dann über meinen Kopf gesegelt, ganz schlängelig, und ich konnte fühlen, wie es meine Haare gestreift hat, bevor es ins Wasser gefallen ist.«
    »Wir hatten hier eine in der Kühlung.« Myrtle kam herüber. Sie zog einen Stuhl vor, setzte sich dazu und ließ das Essen Essen sein.
    »Das war der schlimmste Schreck meines Lebens, Jungs. Scheinbar hat sie sich draußen auf der Laderampe gesonnt, als Beane in den Kühlraum ging und ein großes Glas eingelegte Zwiebeln holte. Wahrscheinlich ist er genau an der gottserbärmlichen Klapperschlange vorbeigegangen, und keiner von beiden hat den anderen bemerkt. Man kann es sich nur so erklären, dass die Schlange, als die Tür offen stand, hineingekrochen ist und eingesperrt wurde. Und ich arme Sau will am nächsten Morgen rein, um Frühstücksspeck zu holen, und wie ich die Tür aufmache und reingehe, hör ich es rasseln.« Sie machte eine Pause, schüttelte sich und schloß die Augen. Alle waren still und hingen schreckensstarr an ihren Lippen. »Nun«, fuhr Myrtle fort, »ich habe mich nicht bewegt. Ich blickte mich um und sah erst mal gar nichts, und dann hörte ich die Rassel wieder. Aber dann wusste ich eigentlich schon, was es war. Ich meine, die Rassel einer Klapperschlange klingt eben nur wie die Rassel einer Klapperschlange, und genau das hörte ich, und zwar aus der Richtung, wo die großen Eimer mit Kartoffelsalat und Krautsalat stehen.«
    Wieder machte sie eine Pause.
    »Und wo war sie?« Der Mann im Overall konnte es nicht mehr aushalten. »Ich wette, sie hat da hinten eine Ratte verspeist.«
    »Wir haben keine Ratten im Kühlraum«, verteidigte sich Myrtle schnell.
    »Ja, wo zum Teufel war sie jetzt?«, fragte Fleck.
    »So weit von mir entfernt.« Sie hielt die Zeigefinger etwa fünfundzwanzig Zentimeter voneinander entfernt. Alle sperrten den Mund auf.
    »Sie hatte sich genau neben dem Wischmop aufgeringelt, der Schwanz ragte nach oben und klapperte, was das Zeug hielt.«
    »Und was hast du gemacht?«, fragten die anderen betroffen. »Nun, ich wurde gebissen«, sagte Myrtle. »Genau da, an meiner linken Wade. Das ging alles so schnell, dass ich kaum was gespürt habe, und dann war die Schlange plötzlich weg, wie ein geölter Blitz. Eine Woche lang war ich im Krankenhaus, und das sag ich euch, mein Bein war so geschwollen, dass sie schon dachten, sie müssten es mir abnehmen.« Niemand sagte ein Wort. Myrtle stand auf. »Euer Essen muss jetzt fertig sein«, sagte sie und ging zurück in die Küche.
    Seit Stunden versuchte Ruby Sink Lelia Erhart ans Telefon zu bekommen. Jedes Mal, wenn die Ansage Bitte warten ertönte, wurde sie aus der Leitung geworfen.
    Innere Unruhe und Einsamkeit trieben Miss Sink gewöhnlich in die Küche, doch hatte sie im Moment niemanden, den sie bekochen konnte, außer den jungen Police Officer, der in eines ihrer zahlreichen Häuser gezogen war. Sie hatte oft daran gedacht, ihn zum Essen einzuladen, hatte aber nie die Zeit, ein großes Essen zuzubereiten.
    Kekse zu backen, war eine Sache, aber Rostbraten und gebackenes Huhn eine andere. Ihre zahlreichen Verpflichtungen in den verschiedenen Organisationen ließen ihr wirklich kaum Zeit. Es war ein Wunder, dass sie es überhaupt schaffte, diesem Jungen etwas zuzubereiten. Sie rief seinen Pager an und hinterließ eine Nachricht, da er bestimmt mit der Aufklärung irgendeines Falls beschäftigt war.
    Die Nachricht erreichte Brazils Handy, als er gerade an Weeds Haustür klopfte. Er hatte nicht groß ermitteln müssen, um im Adressregister der Stadt herauszufinden, dass in dem kleinen Haus hinter dem Henrico Doctor's Hospital, wo Brazil Weed

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