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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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begann er, und verblüfft blätterte David zur letzten Seite. »...grüßt Dich Dein wohlgeneigter Bruder Cornelius«, endete das Scheiben.
    »Cornelius!« Ein Ausruf der Freude entschlüpfte ihm, und rasch flog sein Blick über die Zeilen.
    »Lieber David, Du wirst überrascht sein, nach so langer Zeit von mir zu hören. Ich hoffe, nicht unangenehm. Deine Nachricht und die hilfreichen Gelder habe ich in Brest ausgehändigt bekommen, aber bevor ich in die Heimat zurückkehren konnte, musste ich noch eine längere Reise unternehmen. Es würde Seiten füllen, darüber zu berichten. Es gibt Wichtigeres, das ich Dir mitteilen muss.
    Ich traf im April im Hause unseres Vaters ein und fiel in die Hände eines weiblichen Feldwebels namens Antonia, die Du, soweit ich informiert bin, unter dem weitaus passenderen Namen Toni kennengelernt hast.«
    David schmunzelte, als er an seine Begegnung mit dem herrischen Jungen dachte, der sich so unerwartet als Mädchen entpuppte. Sie schien ihre Persönlichkeit nicht verändert zu haben. Cornelius war ihm auch nicht gerade als das sanfteste Gemüt in Erinnerung, und so verrieten ihm diese Worte mehr, als die Buchstaben aussagten. Gespannt las er weiter.
    »Sie nahm sich meiner zugegebenermaßen desolaten Verfassung recht handgreiflich an, wofür ich ihr dankbar sein sollte. Sie beförderte mich eigenhändig in ein heißes Bad und befahl mich dann zu Bett. Ich darf Dir versichern, ich bin auf Grund dieser ruppigen Behandlung schnellstmöglich genesen. Dennoch befremdete mich ihr Verhalten, zumal ich erfahren musste, dass sie alleine in dem Haus lebte, während Hermann (er ist für mich irgendwie immer noch Cousin Hermann, auch wenn ich nun um unsere wirklichen verwandtschaftlichen Beziehungen weiß), mit seiner Gemahlin in Kur weilte.«
    »Ach du liebes bisschen«, lachte David leise und stellte sich die Szene wirklichkeitsgetreu vor.
    »Leider muss ich gestehen, ich habe die Warnung unserer jungen Schwester vor den Herzbeschwerden unseres Vaters nicht ernst genommen, und nun trage ich schwer an der Schuld, durch mein unbesonnenes Auftreten bei seiner Rückkehr aus Bad Ems einen heftigen Anfall ausgelöst zu haben. Ich versichere Dir aber, er befindet sich inzwischen auf dem Weg der Besserung. Dennoch fühle ich mich wie der Idiot, den mich Toni zu Recht geschimpft hat. Zwei Tage verbrachten wir mit bangender Angst um sein Leben. Immerhin war ein vortrefflicher Arzt schnell zur Hand, der ihn mit Umsicht behandelte, so dass er nun schon wieder täglich einige Stunden bei seinen geliebten Büchern in der Bibliothek sitzen darf. Doch wir sind alle bemüht, jegliche Aufregung von ihm fernzuhalten. Ein ziemlich schwieriges Unterfangen, wie ich Dir versichern darf. Denn dieser Anfall hat ihn gar zu deutlich an seine Sterblichkeit erinnert, und er ist bestrebt, sein Haus auf das Genaueste zu richten. Wir hatten einige lange Unterredungen miteinander, und ein Resultat daraus ist dieser Brief, den er mich bat, Dir zu schreiben.«
    David war sehr ernst geworden. Seinen Vater dem Tode nahe zu wissen, machte ihn betroffen. Fast wäre er aufgesprungen und hätte wahllos seine Sachen zusammengepackt, um nach Köln zu reisen. Doch er sah die Unsinnigkeit eines überstürzten Aufbruchs im selben Moment ein und widmete sich weiter der Lektüre.
    »Unser Vater möchte Klarheit schaffen, so schnell es geht. Dass Elena ihre Tochter Antonia anerkannt hat und er sie damit in die Familie aufgenommen hat, war ihm ein Herzensanliegen. Darum will ich das Mädchen freimütig als meine Schwester akzeptieren. Dass er auch Dich als seinen natürlichen Sohn anerkennt, freut mich aufrichtig, Bruder. Und dass er mich an Sohnes statt annehmen möchte, treibt mir fast die Tränen in die Augen. Ich weiß, Du bist über diese Absicht informiert, und ich hoffe sehr, Du hast keine Einwände.«
    »Aber natürlich nicht, Bruder Cornelius«, flüsterte David.
    »Einige Formalitäten müssen noch erfüllt werden, und der vortreffliche Justiziar Doktor Joubertin leitete alles so schnell wie möglich in die Wege. Worüber ich Dir aber hier im Besonderen berichten möchte, sind die Bedingungen, die unser Vater in Bezug auf das Erbe beschlossen hat. Ich bin zum ersten Mal mit den Familien- und Vermögensverhältnissen der Waldeggs konfrontiert worden und weiß, sie waren auch Dir bisher nicht im Detail bekannt.
    Hermann ist der jüngste von drei Brüdern. Der mittlere schlug die militärische Laufbahn ein und starb betrüblicherweise

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