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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Leben.
    Die Lücke, die die Trennung von ihren Brüdern hinterlassen hatte.
    Zufrieden hörte sie der Konversation zu, die vornehmlich von Susanne bestritten wurde, und schickte der heiligen Ursula einen stillen Dank dafür, dass sie fast wieder eine vollständige Familie um sich hatte. Am Wochenende kamen der Domherr und ihre Mutter zurück, und sie stellte sich vor, welche Freude Waldegg darüber empfinden würde, seinen Sohn wieder bei sich zu haben.
     
    »Cornelius, es ist besser, wenn ich unseren Vater auf deine Anwesenheit vorbereite. Wenn er sich zu sehr erregt, stolpert sein Herz manchmal.«
    »Deine zartfühlende Art, glaubst du, wird das verhindern?«
    »Ich kann selbstverständlich behutsam mit meinen Mitmenschen umgehen.«
    Cornelius zuckte mit den Schultern. »Die Neuigkeit wird ihn so oder so in Aufregung versetzen, ob du es ihm nun ankündigst oder ob er mich gleich sieht. Ob er daraufhin losstürzt, um ein gemästetes Kalb zu schlachten, sei mal dahingestellt.«
    »Er wird sich freuen. Und er wird sich aufregen. Also bleibst du in deinem Zimmer, bis ich dich rufe.«
    »Hat man dir schon mal gesagt, dass du eine Nervensäge bist?«
    »Ja, du. Andauernd.«
    Als die Kutsche vorrollte, hielt sich Cornelius in seinem Zimmer auf, und Antonia war es, die den Eintreffenden die Tür öffnete.
    »Herr Vater, Sie sehen blendend aus«, begrüßte sie den Domherrn, und auch ihre Mutter erhielt einen vielleicht etwas zu burschikosen Kuss auf die zarte Wange gedrückt. »Die Kur hat Ihnen gutgetan.«
    »Ja, mein Liebes, das hat sie. Ist hier alles in Ordnung?«
    »Ja, Frau Mutter. Alles sehr in Ordnung. Kommen Sie dennoch bitte für einen kleinen Augenblick in den Salon. Ich muss Ihnen eine wichtige Neuigkeit mitteilen.«
    »Kind, das kann doch so lange warten, bis wir die Reisekleider abgelegt haben«, wandte Waldegg ein.
    »Bitte, Herr Vater.«
    »Wir sind durchgeschüttelt und staubig. Hab Erbarmen mit uns, Antonia.«
    »Es dauert nur...«
    In diesem Moment ging oben die Tür auf, und Cornelius trat auf die obersten Stufen. Der Domherr sah hoch, ließ Antonias Arm los und lief auf die Treppe zu.
    »Cornelius!«, rief er aus. Er hatte kaum drei Stufen erklommen, da griff er nach dem Geländer, fand aber keinen Halt, sondern stürzte mit einem röchelnden Aufschrei nieder. Antonia sprang hinzu, versuchte ihn zu stützen, doch sein Gewicht war zu groß. Sie beide landeten polternd auf dem Boden.
    Elena schrie auf und presste ihre Hände an ihr eigenes Herz.
    »Idiot!«, brüllte Antonia Cornelius mit flammenden Augen an. Dann befreite sie sich mühsam von der Last über ihr und versuchte, Waldegg aufzurichten. Er hatte blaue Lippen und schien nicht mehr zu atmen. Mit ihrer freien Hand durchwühlte sie seine Brusttasche und fand die Phiole, die er immer bei sich trug. Cornelius kniete neben ihr und half ihr, den Domherrn an den Treppenpfosten zu lehnen. Mit fliegenden Fingern öffnete sie den Verschluss und hielt das Fläschchen an die Lippen.
    »Er kann nicht mehr schlucken«, stöhnte sie.
    »Doch, er kann!« Beherzt hielt Cornelius ihm die Nase zu und drückte ihm den Unterkiefer nach unten. »Seine Medizin?«
    »Ja.«
    »Gieß ihm das Zeug in den Mund!«
    Es gelang ihnen, ihm einen Teil der Flüssigkeit einzugeben. »Johann, hol Doktor Schmitz!«, befahl Antonia mit einem Blick auf den Kammerdiener, der wie erstarrt die drei Gestalten am Boden betrachtete.
    »Ja, gnädiges Fräulein. Sofort.«
    »Maddy, richte sein Bett!«
    »Ja, gnädiges Fräulein.«
    »Jakoba, kümmere dich um meine Frau Mutter.«
    »Natürlich, Fräulein Antonia.«
    Sie hatte bereits begonnen, die Halsbinde des Domherrn zu lösen, und Cornelius knöpfte ihm Rock und Weste auf.
    »Wir müssen ihn hochtragen.«
    »Ich nehme seine Schultern. Schaffst du es mit den Beinen?«
    »Muss gehen!«
    Es ging, und als sie Waldegg auf das Bett gelegt hatten, begann Antonia, Kissen in seinen Rücken zu stopfen.
    »Er muss aufrecht bleiben, dann atmet er leichter.«
    Cornelius zog ihm die Schuhe aus und hielt dann einen Moment inne. »Du hattest Recht, Toni. Ich bin ein Idiot.«
    »Mir scheint, er atmet etwas leichter. Er hat hier im Schränkchen noch mehr von der Arznei, aber ich traue mich nicht, ihm mehr davon zu geben. Doktor Schmitz warnte, in einer zu großen Dosis wirke sie wie ein Gift.«
    »Dann belassen wir es dabei, bis er eintrifft. Ich fürchte, er hat sich beim Sturz den Fuß verrenkt. Er schwillt an.«
    »Kalte Wickel. Ich kümmere mich

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