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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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dunstigen Firmament aufflimmerte, sang oben in ihrem Zimmer Gabrielle mit der rauen Stimme das alte Lied, dessen Refrain lautete: »Auprès de ma blonde, qu’il fait bon dormir.«
    Mona nahm seine Hand. »Komm mit.«
    Ihr Appartement war kleiner als das seine, die Möbel aber genau so alt und verschrammt, doch sie hatte helle Vorhänge an den Fenstern angebracht und kleinen Zierrat auf den Borden verteilt. Er legte den Arm um ihre Taille und zog sie langsam zu sich heran.
    »Ich möchte es gerne, Mona. Aber du bist zu nichts verpflichtet.«
    »Wegen der Blumen? Nein. Es... es scheint mir richtig.«
    Er küsste sie sanft und fand Antwort. Er fand auch Antwort auf all sein Begehren, und als leichter Nachtwind Fliederduft in ihr Zimmer wehte, streichelte er zärtlich ihre Haare, die sich aufgelöst aus ihrem Zopf ringelten. Sie öffnete die Augen und sah ihn mit leichtem Spott an.
    »So, so, Monsieur, das war alles?«
    Er hielt mitten in der Bewegung inne. »Wie meinst du das?«
    »Ein bisschen hier naschen, ein bisschen daran nippen, dann husch ins Warme schlüpfen? Nein, Monsieur, wenn ein Mädchen schon seine Tugend opfert, dann kann es doch wohl ein wenig mehr Entgegenkommen erwarten.«
    Das spöttische Funkeln in ihren hellen Augen verunsicherte Cornelius. Seine Qualitäten als Liebhaber waren noch nie in Frage gestellt worden. Er war sanft und rücksichtsvoll gewesen, hatte zärtliche Worte gemurmelt und ihre Schönheit gewürdigt. Erwartete sie etwa Liebesschwüre von ihm?
    »Liegt es daran, dass du lange ohne Frauen leben musstest?« Er zuckte zusammen. »Psst, Cornelius. Du weißt doch, wir wissen immer alles über jeden.« Sie fuhr mit einer leichten Bewegung über die Tätowierung über der Brandnarbe. »Dein Freund hat auch eine, fand Gerard heraus. Brest oder Vannes?«
    Er seufzte leise. »Brest.«
    »Lange, Cornelius?«
    »Sieben Jahre. Ich werde jetzt besser gehen.«
    »Warum? Ich habe es doch vorher gewusst.«
    Er schüttelte den Kopf und wollte das Bett verlassen. »Ich hätte es nicht tun dürfen.«
    Sie griff nach seinem Arm und hielt ihn zurück. »Bleib bei mir, Cornelius.«
    »Bist du sicher?«
    Das spöttische Lächeln war wieder da. »Ich bin noch nicht fertig mit dir.«
    Er ließ sich wieder neben sie in die Decken sinken.
    »Es scheint, als sei ich wirklich zu weltfremd geworden, ich verstehe nicht, was du möchtest.«
    »Ah, nun, da kann ich behilflich sein. Wir werden aus Monsieur nicht nur einen rücksichtsvollen, sondern einen guten Liebhaber machen.«
    »Daraus schließe ich, dass du mit mir nicht zufrieden warst.«
    »Es gibt Vorschläge, einiges zu verbessern.« Er schwankte, ob er beleidigt oder amüsiert sein sollte. Doch sie stand auf und zündete eine Kerze an. Das Licht vergoldete ihren schlanken, wohlgeformten Körper, und das Begehren in ihm flackerte wieder auf. Dann lernte er, welche Möglichkeiten einem Mann gegeben waren, einer Frau über alle Grenzen hinweg Freude zu bereiten.
    Es verblüffte ihn selbst, welchen Nutzen er daraus zog. Als sie sich schließlich matt, aber leise schnurrend in seine Arme rollte, meinte er zu hören, wie sie wisperte: »Nicht nur gut, überwältigend!«
    Cornelius schlief wunderbar neben seiner Blonden.

Staubige Archive
     
    Abend wards und wurde Morgen,
Nimmer, nimmer stand ich still,
Aber immer bliebs verborgen,
Was ich suche, was ich will.
    Der Pilgrim, Schiller
     
     
    Sie brauchten den ganzen Mai, um nach Darmstadt zu kommen, und mit jeder Meile fand Antonia mehr in ihr altes Leben zurück. Wenn das Wetter trocken war, übernachteten sie im Wagen, manchmal fanden sie auch Unterschlupf in der Scheune eines Bauernhofs, aber einmal in der Woche suchten sie einen Gasthof auf. Es gab schon mal Zankereien mit anderen Fuhrleuten über die Verkehrsregeln, hin und wieder mussten sie aufdringliche Zeitgenossen abwehren, aber bedrohlich wurde die Situation nie. Antonia brachte Maddy bei, den Wagen zu lenken und das Pferdchen zu versorgen. Wie Elisabeth es früher gehalten hatte, kaufte sie nützliche oder hübsche Handarbeiten auf, die die Frauen in den Dörfern anzubieten hatten, um sie irgendwo anders mit einem kleinen Gewinn zu verkaufen. An Köln dachte sie immer weniger, vielmehr richtete sie wie einst ihren Sinn darauf, sich in der Gegend zu orientieren, einen sicheren Platz für die Nacht zu finden, das Essen zu kochen und die Kleider in Ordnung zu halten. Ende Mai passierten sie Frankfurt, in die Stadt selbst fuhren sie jedoch nicht.

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