Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
Fähigkeit für eine Modistin.«
    »Näherin. Modistin – das ist mein Traum. Richtig Mausen kann ich natürlich nicht, aber Papierkügelchen werfen und sie damit Haschen lehren, das kann ich. Das Erste, was sie selbst fing, hat sie mir dann ganz stolz ins Bett gelegt. Einen Regenwurm aus dem Beet dahinten.«
    Ein schmaler Streifen des Hofes diente der Concierge als Gemüsebeet, in dem sie Zwiebeln, Möhren und einige Salatköpfe zog.
    »Sie ist ziemlich klein, deine Mirabelle.«
    »Sie ist ja auch ein Herbstkätzchen, die sind immer etwas mickerig und schaffen es gewöhnlich nicht über den Winter. Aber ich habe sie in den kalten Nächten in mein Zimmer gelassen und gefüttert. Viel aufregender war es, als sie im Frühjahr rollig wurde.« Mona kichert. »Es ist ein nervenaufreibendes Erlebnis, zwei Wochen lang mit einer mannstollen Katze die Wohnung zu teilen. Aber ich wollte nicht, dass sie schon Junge bekommt. Ich hasse es, die Kleinen töten zu müssen. Also lieber mit einer tobsüchtigen, jaulenden Katze zusammenleben.«
    »Sie scheint es dir zu danken.«
    »Sie ist anhänglich, ja. Als im August die winzige MouMou hier auftauchte – sie war gerade entwöhnt und ziemlich abgemagert -, nahm Mirabelle sie an Kindes statt an. In der Zeit habe ich hier abends oft gesessen und zugeschaut, wie sie ihr das Mausen und das Kämpfen beibrachte. Jetzt ist die Tochter größer als die Mutter, aber noch immer, wenn jemand MouMou angreift, kommt die kleine schwarze und schlägt todesmutig dazwischen.«
    »Ich habe es gestern selbst gesehen. Erstaunlich, man behauptet doch immer, Katzen seien Einzelgänger.«
    »Nein, sie haben auch ein Familienleben. Belami haben sie ebenfalls aufgenommen, nach der zweiten Rolligkeit dieses Jahr im März. Da hauste ich mit zwei mannstollen Kätzinnen zusammen. Ich kann dir sagen!«
    »Du erinnerst mich sehr an meine Schwester. Sie neigt genauso dazu, sich für Katzen aufzuopfern.«
    »Du hast eine Schwester?«
    »Eigentlich ist sie die Tochter der Frau meines Vaters. Wir sind nicht blutsverwandt, aber – nun unser Verhältnis kann man am ehesten als geschwisterlich bezeichnen. Sie ist sehr herrisch. Und sehr konsequent. Im vorigen Jahr machten wir, die ganze Familie, einen Sonntagsspaziergang am Rhein entlang. Es ist ähnlich wie hier auf den Boulevards, man flaniert in gepflegter Kleidung, plaudert, zeigt sich in der Gesellschaft. Toni hörte das Kreischen, und wir sahen, wie zwei halbwüchsige Burschen eine junge Katze in einen Sack steckten. Sie liefen damit auf einen Bootsanleger und warfen das Tier in den Rhein. Ich konnte gar nicht so schnell zupacken, wie Toni losrannte und samt Spitzenhäubchen und Sonnenschirm hinterhersprang.«
    »Ich liebe deine Schwester. Hat sie das Kätzchen gerettet?«
    »Das hat sie. Zum Dank erhielt sie blutige Kratzer, und wir beide sahen aus wie ertränkte Mäuse. Das geneigte Publikum war äußerst amüsiert, obwohl einige vornehme Damen ein leises ›Tztztz!‹ verlauten ließen.«
    »Du bist hinter ihr hergesprungen?«
    »Natürlich. Die Strömung im Rhein ist recht stark. Den Sonnenschirm konnten wir jedoch nicht mehr bergen.«
    »Was wurde aus dem Kätzchen?«
    »Das lebt inzwischen im Katzenschlaraffenland und treibt drei ehemalige Nonnen zum Wahnsinn.«
    »Eine hübsche Geschichte, Cornelius. Wie alt ist deine Schwester?«
    »Achtzehn.«
    »Oh! Nun, umso mehr bewundere ich sie. Es hörte sich eher an wie die Tat einer Zwölfjährigen.«
    »Sie ist ein Wechselbalg. Hast du Geschwister?«
    »Acht, drei Brüder, sind Soldaten, und fünf Schwestern. Zwei sind verheiratet, eine ist in Stellung bei einer Gräfin und zwei gehen noch zur Schule.«
    »Warum bist du nicht bei deiner Familie?«
    »Mein Papa ist Schreiber in der Mairie unserer Gemeinde. Es ist immer sparsam zugegangen. Ich bin geschickt mit der Nadel, und darum habe ich als Näherin angefangen. Inzwischen bin ich schon die zweite Hand der Couturière. Es ist nur ein kleiner Betrieb, aber unsere Modelle sind gefragt.«
    »Dein Beruf macht dir Freude?«
    »Meistens. Nur wenn die Damen ganz schnell eine neue Garderobe brauchen, dann nähen wir auch mal Nächte durch und verderben uns die Augen. Aber es gibt wenigstens ein Extrageld, wenn wir rechtzeitig fertig werden. Manch hübscher Stoffrest und ein wenig Zeit für Spaß bleiben auch.«
    »Und der eine oder andere Sou für Katzenmilch.«
    »Wenn man sparsam ist, kommt man ganz gut zurecht.«
    »Du könntest mir einen Rat geben, sparsame

Weitere Kostenlose Bücher