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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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wundere mich nur, dass sie Ihnen nicht Bescheid gegeben haben. Eine solche Karriere verschweigt man nicht.«
    »Jupp und Franz sind keine geübten Briefeschreiber. Erzählen Sie!« Mit wachsendem Staunen hörte Antonia, die beiden seien als Kurierreiter nach den Schlachten von Jena und Auerstedt weiter mit den französischen Truppen nach Norden vorgestoßen und hatten schließlich bei der Winteroffensive von Preußisch-Eylau dem Kaiser selbst aus einer Bredouille geholfen. Mit ihren Pferden und eigenen Leibern konnten sie es verhindern, dass ihr oberster Feldherr im Gefecht zu Schaden kam. Napoleon, bekannt für seine Großzügigkeit in solchen Fällen, erkundigte sich später persönlich nach seinen Rettern. Jupp und Franz erhielten das Angebot, in die Leibgarde des Kaisers aufgenommen zu werden. Sie hatten zugegriffen. Die Beförderung aber machte es notwendig, ihrem neuen Herrn nach Paris zu folgen. Dort waren sie seit anderthalb Jahren stationiert.
    »Ach du meine Güte, und die beiden sprechen so ungern Französisch«, war Antonias erster Kommentar.
    »Das wird sich inzwischen sicher gegeben haben, Fräulein Waldegg. Unter Kameraden lernt sich eine Sprache leichter als aus dem Lehrbuch.«
    »Viel eher werden ihnen dabei die französischen Mädchen auf die Sprünge helfen.«
    »Auch das ist nicht auszuschließen.«
    »Schade, dass ich es erst jetzt erfahre. Mein Adoptivbruder ist vor ein paar Wochen nach Paris aufgebrochen. Ich hätte ihn begleiten und Jupp und Franz besuchen können. Je nun, ich muss also umdisponieren. Herr General, gibt es eine Möglichkeit, ihnen zu schreiben? Sie verfassen zwar selbst nicht gerne Briefe, aber lesen können sie allemal.«
    »Es wird eine Möglichkeit geschaffen, das versichere ich Ihnen. Setzen sie schon mal Ihren Brief auf, ich gebe Ihnen Bescheid, wie wir ihn in ihre Hände gelangen lassen.« Dann sah er sich in dem inzwischen rege besuchten Teesalon um. »Sie sind hier untergekommen?«
    »Ja, es ist ein sehr angenehmes Hotel. Aber nichtsdestotrotz werde ich mir eine andere Unterkunft suchen, solange ich auf die Antwort meiner Brüder warte.«
    »Ja, wollen Sie denn nicht nach Köln zurückreisen?«
    »Nein.«
    »Nein?«
    Antonia spielte mit einem Keks auf ihrem Teller. Der General war ein Mann, der sich für seine Leute interessierte. Das war ein gutes Zeichen. Sie hatte wenig genug Bekannte in Darmstadt, die ihr bei ihrem Unterfangen behilflich sein konnten. Obwohl sie nicht zu viele Menschen in ihre Nachforschungen einweihen wollte, brauchte sie Unterstützung. Vielleicht konnte General von Petershayn ihr die eine oder andere Tür öffnen. Sie blickte also auf und setzte ihr charmantestes Lächeln auf.
    »Ich schulde Ihnen eine bessere Antwort, nicht wahr?«
    »Ja, meine Liebe, das tun Sie. Wenn ich es recht verstehe, hatten Sie gehofft, sich hier unter den Schutz Ihrer Brüder zu begeben, und nun haben sie die Stadt verlassen. Es könnte Schwierigkeiten für Sie geben.«
    »Weniger Schwierigkeiten, als eine Truppe blutrünstiger Soldaten mit Essen zu versorgen. Nein, ich bin es gewohnt, auf mich selbst aufzupassen. Aber ich habe, neben meinem Wunsch, die Zwillinge wiederzusehen, noch eine andere Mission hier in Darmstadt zu erfüllen. Sind Sie bereit, sich eine weitere – ähm – faszinierende Geschichte anzuhören?«
    »Fräulein Waldegg, ich habe selten solch packenden Berichten zugehört wie den Ihren. Erzählen Sie.«
    »Es könnte aber eine Weile dauern.«
    »Ich habe Zeit für Sie. Ist es eine, die eher nach prickelndem Champagner oder nach süßem Madeira verlangt?«
    »Nehmen wir Champagner, aber mit einem Wermutstropfen.« Antonia lehne sich zurück, als der General eine Flasche Champagner orderte, und dann berichtete sie vom Kölner Dom. Da ihr Zuhörer wie gebannt lauschte, flocht sie auch alle die vielen kleinen Histörchen um seine Entstehung mit ein, die sie im Laufe der Zeit gesammelt hatte, bis sie zu den verschwundenen Plänen kam, deren Spur sie nun bis zum Archivar des Großherzogs verfolgt hatte.
    »Kind Gottes, ich bin hingerissen! Ich bin überwältigt, Fräulein Waldegg. Ich verspreche Ihnen, schon als Dank für diesen großartigen Nachmittag, alles daran zu setzen, diese Unterlagen ausfindig zu machen. Ich habe einige Beziehungen, auch zum Hof. Es gibt da Möglichkeiten...« Er schien Strategien zu entwerfen und seine Truppen aufzustellen.
    Antonia nippte, mit einem Lächeln in den Augenwinkeln, an ihrem Champagner. Es war eine wirkliche

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