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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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sie ihre Zofe mitgenommen.«
    Da sich Cornelius ein ziemlich gutes Bild von Maddy gemacht hatte, vermutete er eine der Wahrheit näher kommende Komplizenschaft der jungen Frauen, statt sich eine standesgemäße Reise von vornehmem Fräulein und Zofe vorzustellen. Er hatte herumgefragt, aber die beiden hatten gute Arbeit geleistet. Mit der Postkutsche oder einer Extrapost waren sie nicht gefahren, aber das Guthaben auf der Bank war aufgelöst. Er hatte sofort ein Schreiben nach Darmstadt geschickt, aber da er keine konkrete Adresse der Herren Jupp und Franz Dahmen hatte, war es bisher unbeantwortet geblieben. Er hätte sich am liebsten selbst auf den Weg gemacht, aber es würde zu einer Suche nach einer Stecknadel im Heuhaufen werden. Denn welchen Weg sie genommen hatten, wusste er nicht. Außerdem musste er sich um das Geschäft kümmern, das allmählich aus den Kinderschuhen wuchs. Kurzum, er war nicht gut auf Antonia zu sprechen.
    »Du hast ihn also geheiratet, weil meine nichtsnutzige Schwester ihr Heim sang- und klanglos verlassen hat?«
    »Du darfst ihr nicht böse sein, Cornelius. Auch sie konnte nicht anders.«
    »Susanne, weißt du etwa, was sie vorhatte?« Sie sah die Flamme in seinen Augen und zuckte zurück. »Sarah Susanne! Hast du diesen Streich mit ihr zusammen ausgeheckt?«
    »Hör auf, mit mir zu schimpfen.«
    Er zwang sich zur Ruhe und fragte sanfter: »Du weißt, wo sie ist, nicht wahr? Wir machen uns große Sorge um sie.«
    »Sie wird nicht zurückkommen. Lass ihr ihre Freiheit.«
    »Ich bin ein großer Verfechter der Freiheit, glaub mir. Ich werde nie jemanden in Ketten legen. Aber wo ist sie?«
    »Sie war in Arnsberg und Altenkleusheim, dann in Darmstadt und ist jetzt auf dem Weg nach Paris. Ihre Brüder sind dort bei der kaiserlichen Leibwache. Sie hat mir einmal geschrieben. Letzte Woche habe ich den Brief bekommen.«
    »Auf dem Weg nach Paris. Großer Gott!«
    »Sie wollte diesen Plan finden, Cornelius.«
    »Er ist nicht in Paris. Vermutlich auch nicht an den anderen Orten. Geht es ihr gut, Susanne?«
    Susanne lächelte traurig und wissend. »Ja, es ihr geht gut. Sie hat den General in Darmstadt nicht geheiratet.«
    »Hätte sie das sollen?«
    »Sie hätte es können. Ich bringe dir den Brief morgen, ich mag jetzt nicht nach oben gehen und die Kammerfrau aufscheuchen.«
    »Danke. Du hättest es mir früher sagen sollen, Susanne.«
    »Ich hätte dir vieles früher sagen sollen, Cornelius.« Sie stand auf und setzte sich zu seinen Füßen. »Mit dem Tod des Domherrn ist alles zerbrochen. Ich weiß nicht, er hat irgendwie die Dinge zusammengeführt, so dass sie gut waren. Antonia und mich, David und dich, unsere Freunde... Er ist von uns gegangen, und alles löste sich auf. Darum habe ich einen schrecklichen Fehler begangen, Cornelius. Bisher habe ich das nie laut eingestanden. Bisher habe ich selbst die Augen davor verschlossen. Und nun … werde ich mein ganzes Leben dafür büßen.« Sie lehnte ihren Kopf an seine Knie und begann bitterlich zu schluchzen.
    »Steh auf, Susanne!« Er nahm sie sanft bei den Schultern. Ein tiefes Mitleid hatte ihn ergriffen. Auch er hätte früher mehr erklären müssen, wenngleich anderes als sie. Gehorsam ließ sie sich von ihm wieder zur Chaiselonge führen. Er setzte sich neben sie und legte tröstend den Arm um sie.
    »Ich kann dir nicht helfen, den Fehler wiedergutzumachen, und das bedauere ich sehr, Susanne.«
    »Du könntest ihn zumindest lindern.«
    Ja, das könnte er. Er wusste nur zu gut, wie.

Der tanzende Bär
     
    Heut kehren wir beim Gerlach ein,
Beim reichen Gollo morgen.
Da gibts brav Käsof, Moos und Wein,
Was übrig ist, das packen wir ein,
Der Gerlach, der muss sorgen.
    Rotwelschlied 8
     
     
    »Verschwinde, du Schlampe! Lass dich hier nie wieder blicken! Raus! Fort mit dir! Hexe, verdammte!«
    Antonia und Maddy sahen eine Frau in schmutziger Schürze und wirren Haaren keifend und schreiend aus dem Haus laufen, es flogen ihr ein Schinkenknochen und eine Holzpantine hinterher, beide trafen indessen nicht.
    »Na, hier tanzt ja wahrhaftig der Bär«, stellte Antonia fest. Das Gasthaus »Zum tanzenden Bären« hatten sie ausgewählt, weil es auf ihrem Weg Richtung Dierdorf lag, die letzte Station ihrer Reise.
    »Den Pelz hat er sich dabei auch versengt. Es riecht angebrannt.«
    Der Wirt, der im Haus selbst so getobt hatte, trat nun ebenfalls vor die Tür, ließ sich schwer auf eine Bank fallen und vergrub den Kopf in den Händen.
    »Welche

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