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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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behilflich zu sein, konnte ihr nur wenig weiterhelfen. Er hatte keine Erinnerung daran, je eine Architekturzeichnung einer Kathedrale in den Beständen gesehen zu haben. Immerhin fand sich die illuminierte Handschrift, die Antonia einst in Arnsberg, dann bei Hintzen gesehen hatte. Tatsächlich gab es sogar eine Quittung darüber, die darauf hinwies, sie sei von besagtem Antiquariat bezogen worden, und er war überaus bewegt, als Antonia ihm das fehlende Blatt mit der Abbildung der heiligen Ursula überreichte, das sie einst in der Köhlerhütte gefunden hatte. Sie selbst war zufrieden, mit dieser Geste endlich ihr Gewissen erleichtern zu können.
    »Es würde meinen Vater beruhigen, die Handschrift gerettet zu wissen, auch wenn sie nicht mehr der Dombibliothek gehört. Sie ist ja sogar neu gebunden worden.«
    »Natürlich, wir restaurieren diese Kostbarkeiten selbstverständlich. Aber für einen Prachteinband, wie sie ihn einst hatte, reicht es dann doch nicht.«
    Eine erhellende Auskunft erhielte sie allerdings von dem Archivar. Er berichtete ihr, dass sich 1803 die Abgesandten des ehemaligen Kurkölns und die Frankreichs in Darmstadt, und zwar just in der »Traube«, in der Antonia gewohnt hatte, getroffen hatten, um dort über die Aufteilung der Bestände des Domschatzes und der Bibliothek zu verhandeln, die der Großherzog bei seinem Zug nach Arnsberg in sein Land geholt hatte. Damit führte die Spur der Pläne mal wieder ins Unbekannte, denn die Archivalien waren zwischen dem Herzog von Arenberg, den Fürsten von Nassau-Usingen und Wied-Runkel sowie Ludewig von Hessen-Darmstadt und den Franzosen aufgeteilt worden. Außer in Darmstadt konnten sie nun an vielen Orten sein.
    Antonia verabschiedete sich enttäuscht von dem Mann, hatte aber eine Liste von Adressen und die Zusage für ein Empfehlungsschreiben erhalten. Ihre nächste Aufgabe bestand also darin, Briefe zu schreiben und auf Antworten zu warten. Dazu musste sie jedoch eine feste Adresse haben, also verlängerten sie ihren Aufenthalt in Darmstadt auf unbestimmte Zeit. General von Petershayn registrierte es mit unverhohlener Freude.

Herbstball
     
    Du wirst im Eh’stand viel erfahren, was dir ein halbes Rätsel war; bald wirst du aus Erfahrung wissen, wie Eva einst hat handeln müssen, als sie hernach den Kain gebar.
    Kleiner Rat, Mozart
     
     
    Am Neuen Markt, neben dem Militärcasino, fand in den Räumen der neu gegründeten »Société« der erste Ball statt. Vierzig angesehene Kaufleute und wohlhabende Bürger hatten diese Gesellschaft zur Förderung des geselligen Lebens gegründet, und was Rang und Namen hatte, besuchte dieses Ereignis.
    Susanne Wittgenstein betrat am Arm ihres Gatten Philipp die hell erleuchteten Räume und musste leicht ihren Fächer bewegen, denn Wachskerzen, schwere Parfums, das berühmte Kölnische Wasser und der Duft des in der Wärme sich entfaltenden Blütenschmucks überwältigten sie schier. Ihr war ein wenig übel, aber tapfer grüßte sie rechts und links ihre Bekannten.
    »Hör auf, dem Oberst schöne Augen zu machen«, zischte Philipp ihr ins Ohr.
    »Hab ich gar nicht, ich habe nur grüßend genickt. Er ist einer unserer Kunden.«
    »Weil er Putzwerk für seine Gespielinnen kauft. Du wirst ihn ignorieren.«
    »Philipp!«
    »Und jetzt lächele wieder!«
    Susanne setzte ein gezwungenes Lächeln auf, das ihr an den Mundwinkeln zerrte, und steuerte eine Sesselgruppe an.
    »Ich will mich zu meiner Tante setzten, Philipp, mir ist schwindelig.«
    »Meine Güte, sei doch nicht gleich so eingeschnappt!«
    Sie gab ihm keine Antwort, sondern begrüßte ihre Tante und sank dann erleichtert auf das Polster. Ihr Fächer flatterte heftig. Philipp machte eine steife Verbeugung.
    »Nun, du bist ja in guter Obhut, Susanne. Ich sehe einige Freunde, mit denen werde ich ein paar Worte wechseln.«
    »Tu das. Soll ich dich für einen Tanz vormerken, Philipp?«
    Aber er hatte sich schon abgewandt.
    »Nun, wie geht es der frischgebackenen Ehefrau, Liebes?«, erkundigte sich ihre Tante, und Susanne zuckte mit den Schultern.
    »So, wie es sich gehört. Inzwischen ist das Personal endlich vollzählig, und ich habe einen Teil der Aufgaben an unsere Hausdame abgegeben. Sie scheint recht fähig zu sein. Zwei Gästezimmer haben wir auch eingerichtet, und im Garten habe ich selbst die Zwiebeln gesetzt, damit wir uns im nächsten Frühjahr an den Tulpen erfreuen können.«
    »Sehr vernünftig. Wie steht es mit dem Kinderzimmer?«
    Diese unverfroren

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