Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)
Recht, Madame.«
»Ja, wirklich. Ich empfehle Ihnen, einige Worte mit Jakoba zu diesem Sujet zu wechseln. Sie bat mich schon vor Tagen, ein Auge auf die liebe Charlotte zu haben.«
»Jakoba hat immer versucht, mich vor ihr zu warnen. Aber sie war freundlich und geduldig mit mir, als es mir so schlecht ging. Ich bin wohl tatsächlich einfältig.« Elena verließ den Raum, allerdings mit gestrafften Schultern.
»Alle Achtung. Ich hätte nie geglaubt, ihre Haltung könne sich so schnell und so plötzlich ändern.«
»Manches braucht seine Zeit, Toni.«
Sie wollten sich gerade wieder in die Bibliothek zurückziehen, als Johann zwei weitere Besucher ankündigte.
Susanne flog förmlich auf Antonia zu. »Du bist wieder da! Ach, Toni, du bist wieder da!« Heiße Tränen tropften in Antonias Haare.
»Du warst ja auch fort, Susanne.«
»Gott ja, ein paar Wochen. Man glaubte, das Klima und das Wasser von Spa würden mir guttun nach der Fehlgeburt. Aber du bist zurück, das macht mich wirklich gesund.«
»Es sieht aus, als hätten wir viel zu bereden. Aber nicht jetzt. François, was führt Sie zu uns, und ganz ohne Marianne?«
Joubertin zeigte ein verlegenes Lächeln. »Ist es so deutlich?«
»Man sieht euch oft miteinander.«
»Ja, aber heute Abend musste sie mit ihrem Vater und einigen Bekannten ins Theater. Ich traf Susanne, und wir beide beschlossen, Sie zu überfallen.«
»Dann wollen wir uns Kaffee kommen lassen. Ich habe vorhin Jakobas Marzipantorte gerochen. Bleib auch, Cornelius.«
Er zögerte, aber dann setzte er sich doch nieder, um mit den Besuchern zu plaudern.
»Es wird Ihre unglückliche kleine Zofe übrigens aufheitern, die Nachricht zu hören, die ich aus Neuwied bekam«, verkündete der junge Jurist.
»Gab es eine Freilassung?«
»Sozusagen. Xavier und der Breloer sind – wohl mit Hilfe ihrer Spießgesellen – aus dem Gefängnis entwichen.«
»Ich weiß nicht, irgendwie gönne ich es zumindest Xavier. Er hatte nie eine andere Möglichkeit. Aber ich möchte ihnen nie wieder begegnen«, meinte Antonia nachdenklich, und als die Tortenstückchen serviert waren, fragte Susanne: »Hast du denn erreicht, was du wolltest, Antonia?«
»Nein.« Sie seufzte leise. »Nein, ich habe die Pläne nicht gefunden.«
Cornelius meinte: »Toni, ich habe dich bisher nicht nach den Einzelheiten deines Abenteuers gefragt, aber es würde mich interessieren, was du unternommen hast.«
»Ja, ich sollte es euch erzählen, denn ihr wisst ja, worum es geht. Schade, dass David nicht dabei ist.«
Sie berichtete ihren Freunden also von ihrer Fahrt nach Arnsberg, ihrem Besuch bei dem Pfarrer von Altenkleusheim, der die Rolle mit dem Fassadenriss in der Hand gehalten hatte und sie dem Hessisch-Darmstädter Kommissär übergeben hatte. Sie schilderte ihre Gespräche mit dem Archivar in Darmstadt und die Suche in den verschiedenen Fürstentümern. »Jetzt kann der Plan eigentlich nur noch in Frankreich sein«, schloss sie.
»Dort habe ich die Spur aufgenommen, Toni, und sie endete an einem Grab. Es ist leichter, die sprichwörtliche Nadel in einem Heuhaufen zu finden. Doch eine sehr bemerkenswerte Nachricht habe ich bei meinem Gespräch mit den damaligen Volksrepräsentanten erhalten. Unser aller geschätzter Freund Kormann interessiert sich ebenfalls brennend für den Plan und hat eine Anfrage an Monsieur Jaubert gerichtet.«
»Kormann? Ich dachte, der würde den Dom lieber heute als morgen zum Steinbruch erklären.«
»Er scheint eine Änderung der Windrichtung verspürt zu haben. Heute könnte man mit diesen Plänen Aufsehen erregen. Der junge Boisserée ist weit mit seinen Vermessungen vorangekommen und findet mehr und mehr Anhänger. Kormann hat die Pläne, oder zumindest einen der beiden, wohl schon mal in der Hand gehabt. Er war damals als Berater bei der Kunstkommission tätig – zum Aufspüren versteckter Kunstschätze.«
Susanne zerbröselte das Kuchenstückchen auf ihrem Teller und schien in Gedanken weit entfernt zu sein.
»Was ist, Susanne? Keinen Appetit?«, fragte Antonia.
»Was? Oh... nein, ich dachte nach. Du hast vorhin immer diese Rolle erwähnt. Das hat eine Erinnerung geweckt.«
»Susanne!«
Alle Augen richteten sich plötzlich auf sie, und sie schüttelte den Kopf: »Nein, ich habe sie nicht gesehen oder unter meinem Bett versteckt. Aber da war etwas mit einer Lederrolle, als mein Vater verunglückte. Ich habe in der letzten Zeit schlecht geschlafen, und die Albträume von damals kehrten
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