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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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beispielsweise als ›Räuber-Toni‹ zeichnen?«
    Sie lachte laut auf, und Cornelius registrierte zufrieden, dass sie die Erlebnisse der letzten Wochen bewältigt hatte.
    Doch in diesem Augenblick kam Elena in die Bibliothek gerauscht und blieb mit gerötetem Gesicht und blitzenden Augen am Kamin stehen.
    »Was erregt Sie, Frau Mutter? Habe ich zu laut gelacht?«
    »Nein, Antonia. Es ist... Diese Frauen...!«
    »Sie waren auf einer Sitzung der Charité. Was ist vorgefallen? Hat man Sie beleidigt?«
    Elena ging mit raschelnden Röcken einige Male auf und ab, sichtlich um Fassung bemüht. Cornelius stand auf, geleitete sie in den Salon und wandte sich dem Schrank mit den Kristallkaraffen zu. »Ein Schlückchen Portwein wird Sie beruhigen, Madame.«
    »Mich beruhigt nichts! Stellt euch vor, die Wisskirchen machte Andeutungen, meine Tochter sei von einer Marketenderin großgezogen worden und höchst versiert in dem Geschäft.«
    »Das stimmt doch, Frau Mutter.«
    »Du bist bei Elisabeth aufgewachsen.«
    »Und die war Marketenderin. Aber ich ahne, was die gute Frau uns unterstellt. In der beschränkten Welt dieses trunksüchtigen Nilpferds sind alle Frauen, die im Tross mitziehen, Huren und Dirnen, nicht wahr?« Elena nickte stumm und nahm das Glas Portwein entgegen. »Regen Sie sich nicht darüber auf. Früher oder später hätte es doch jemand herausgefunden und sich seine schmutzigen Gedanken darüber gemacht.«
    »Ich dachte, die Aufregung habe sich gelegt, als wir dich anerkannten, Antonia. Aber jetzt faselten sie und noch drei andere herum, du hättest schlechtes Blut, und darum seist du auf und davon, um deinen sündigen Lebenswandel wieder aufzunehmen. O ja, sie bedauerten mich aufrichtig, eine solche Schlange an meinem Busen genährt zu haben. Denn von mir stamme diese schlechte Veranlagung nicht.«
    »Nein, Maman, von Ihnen bestimmt nicht.« Antonia war kurz davor zu kichern, aber sie riss sich zusammen. »Machen Sie sich nichts daraus, diese Frauen sind dumme Schnepfen, die Mühe haben, ihren Hut auf dem Kopf zu behalten, geschweige denn einen Gedanken darin.«
    »Sie nannten dich eine Verbrecherin, die monatelang im Gefängnis gesessen hat.«
    »Hat unsere Räuber-Toni auch – na ja, nicht gerade monatelang«, erklärte Cornelius. »Lass sie schwätzen.«
    »Sie haben Waldegg, meinen Gatten, geziehen, ein schändliches Verhältnis mit ihr gehabt zu haben, nur deshalb habe er sie in unseren Haushalt aufgenommen«, kam es erstickt von Elena, und diesmal fuhr auch Antonia auf.
    »Diese Handschrift kenne ich. Maria Stammel! Sie hat versucht, mich mit solchen Verleumdungen zu erpressen.«
    »In welcher Beziehung steht die ehrenwerte Maria Stammel zu den Damen der Charité?«, wollte Cornelius wissen.
    »Zu denen in keiner, aber ich könnte mir jemandem vorstellen, in dessen geneigtes Ohr sie diese giftige Botschaft träufelte.«
    Elena war zum Kamin getreten und spielte nervös mit einer kleinen Meißner Tänzerin. »Es muss jemand in die Welt gesetzt haben, der mich quälen will«, stellte sie fest.
    »Natürlich. Aber...«
    »Antonia? Was heißt aber?«
    »Sie werden mir nicht glauben wollen, wenn ich Ihnen sage, wer es ist.«
    »Ich muss dir sehr einfältig erscheinen«, klang es bitter.
    »In dieser Sache ja. Also gut, hören Sie, Frau Mutter.« Sie berichtete, auf welche Weise die Nachricht über ihre angebliche Untat an Kormanns Ohren gelangt war und dass sie auch etwas über ihr Vorleben herausgefunden hatten. »Es ist ja nicht geheim, dass ich eine Weile bei den Stammels gewohnt habe. Es ist auch nichts Ehrenrühriges daran. Aber Ihre Freundin Charlotte hat schon häufiger bewiesen, wie hübsch sie die Wahrheit verdrehen kann. Und sie kennt alle Ihre Bekannten.«
    »Es könnte auch Fräulein Geißler...«
    »Sie ist fremd hier, ich bezweifle, dass zu ihrem Umgang Frau Wisskirchen gehört. Die aber ist eine Nachbarin von Kormanns.«
    Elena sah eine Weile mit unbewegtem Gesicht auf das Figürchen. Es schien, als fielen ihr eben einige bemerkenswerte Zusammenhänge ein. Plötzlich sah sie auf, murmelte: »Diese Figur hat sie mir vor zwei Wochen mitgebracht«, und schmetterte sie mit aller Kraft gegen den Kaminsims. Die Splitter flogen in alle Richtungen. »Diese niederträchtige Natter!«, fauchte sie.
    Cornelius und Antonia sahen einander verblüfft an, dann klatschte Antonia in die Hände und rief: »Bravo, chère Maman, bravo!«
    »Verzeiht, meine Lieben, ich habe die Fassung verloren.«
    »Vollkommen zu

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