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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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besucht hatten, war cher Frédéric.«
    »Dem sie, falls er darum gebeten haben sollte, den Schlüssel zum Archiv gegeben haben könnte, denn sie hatte ja auch Zugang zum Haus des Domherrn.«
    »Ja, das sind aber nur Annahmen, Cornelius. Beweisen kannst du nichts davon. Du hast niemanden identifiziert, es gibt keine Aussage von Bernsdorf, und abhandengekommen ist zunächst nichts. Welches Geheimnis um Kormann willst du damit gelöst haben?«, fragte François.
    »Es gibt noch ein Faktum, das es zu beachten gilt. Toni, so schrecklich es mir auch erscheint, aber das betrifft dich. Diese Geschichte fand Ende März 1790 statt.«
    Antonia schüttelte irritiert den Kopf. »Das war vor meiner Geburt. Ja, und?«
    »Aber nicht vor deiner Zeugung.«
    Stille. Absolute, atemlose Stille.
    Dann keuchte Antonia: »Sag, dass das nicht wahr ist!«
    »Ich fürchte, Elena wird es dir bestätigen. Sie hat Kormann wohl an dem Sommerball vor zwei Jahren erkannt, weshalb sie so anmutig bei seinem Anblick in Ohnmacht sank.«
    »Pest, Cholera und Gürtelrose. Du meinst, er ist in Sankt Mauritius untergeschlüpft, hat meine Mutter um Hilfe gebeten, sie dann vergewaltigt und ist kühl lächelnd nach Hause gegangen?«
    »Die beiden ersten Folgerungen stimmen, doch er kehrte nicht heim, sondern verließ die Stadt. Mit besagten kleinen wertvollen Pretiosen. Dieser Zeitpunkt stimmt auch.«
    »Ich glaube, mir wird übel.«
    François reichte ihr ein Glas dunkelroten Weins. »Trinken Sie langsam. Vielleicht gibt es eine andere Erklärung.«
    Aber Antonia läutete bereits die Tischglocke und bat den eintretenden Johann: »Holen Sie bitte meine Mutter.«
    Die wenigen Minuten, die sie auf Elena warten mussten, vergingen in Schweigen.
    »Ihr wünscht meine Gesellschaft, sagt Johann? Antonia, du bist sehr blass.«
    »Ja, Frau Mutter. Bitte, wir haben etwas herausgefunden. Sie müssen uns helfen, Klarheit zu schaffen. Selbst wenn es Ihnen sehr schwerfällt.«
    »Nun, ich will mich bemühen, Liebes.«
    »Ich habe Sie schon einmal, an meinem siebzehnten Geburtstag, gefragt, wer mein Vater ist. Damals behaupteten Sie, Sie wüssten es nicht. Aber nun glaube ich, Sie haben ihn erkannt. Stimmt das?«
    Elena sah von einem zum anderen. »Ihr wisst es schon?«
    »Ist es Kay Friedrich Kormann?«
    »Ja, Kind. Zu meinem allergrößten Bedauern, ja. Aber bitte glaub mir, ich wusste es bis zu diesem entsetzlichen Ball selbst nicht. Von mir hätte es keine Menschenseele je erfahren.«
    Noch immer fassungslos schüttelte Antonia den Kopf, dann aber fing sie plötzlich an zu lachen. »Heilige Sankt Ursula, der ondulierte Affe! O Gott, wenn der das wüsste!«
    Elena sah sie erstaunt an. »Du lachst?«
    »Chère Maman, was soll ich sonst tun? Es ist einfach zu absurd. Ich bedaure zutiefst, dass Ihnen die Schmach durch ihn zugefügt wurde, andererseits lebe ich, nicht wahr? Und ich habe durch Sie meinen wirklichen Vater gefunden.«
    »Ja, Hermann liebte dich wie sein eigen Fleisch und Blut. Es ist... ja, es ist bestimmt wirklich alles nicht so schlimm, wie ich immer dachte.«
    Antonia stand auf, legte ihren Arm um ihre Mutter und führte sie zum Kanapee. »Nein, Maman. Es ist alles nicht so schlimm und lange vorbei.«
    Elena seufzte nur leise und erwiderte die sanfte Umarmung ihrer Tochter kurz.
    »Und, liebe Antonia«, betonte François mit einem versonnenen Lächeln, »mit diesem Wissen haben Sie eine scharfe, tödlich gefährliche Waffe in der Hand, die Sie gnadenlos einsetzen können, sollte es jemals notwendig sein.«
    »Ja, die habe ich allerdings«, bestätigte Antonia, plötzlich ernst geworden. »Die habe ich! Man könnte der lieben Charlotte zum Beispiel mit dem Hinweis auf die Herkunft meines schlechten Blutes ziemlich den Wind aus den Segeln nehmen.« Schließlich, noch ernster, fügte sie mit einem Blick auf ihre Mutter hinzu: »Wisst ihr, wenn ich all das bedenke, was geschehen ist, dann will es mir wie ein eigenartiges Schicksal dünken, dass ich letztlich mein Leben den Plänen des Doms verdanke. Weil sie gestohlen werden sollten, kam es zu meiner Zeugung. Als Kind habe ich sie in den Händen gehalten und wusste nicht, was sie waren. Ich verlor sie. Als ich ihre Bedeutung erkannte und mich erinnerte, nahm mir diese Erinnerung den Mann, den ich in meinem Herzen immer als meinen Vater betrachten werde. Ich habe sie für ihn gesucht und nicht gefunden. Vielleicht aber wird gerade deshalb das Schicksal sie auch wieder in meine Hände führen. Wenn die Zeit reif

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