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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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wenigstens festhalten.
    Auch Cornelius war eigenartig schweigsam. Unterwegs hatten sie viel und ungezwungen miteinander geredet und gescherzt, aber nun wollten die Worte einfach nicht kommen. Es war ihm klar, dass er die entscheidende Frage endlich stellen musste.
    Aber das ging doch nicht jetzt vor dem Essen, oder?
    Antonia überlegte, ob sie ihm gegenüber vielleicht doch einmal die zarte Andeutung machen sollte, dass sie nicht nur rein schwesterliche Gefühle für ihn hegte. Aber im Grunde war das ein sehr delikates Thema, das man doch nicht vor dem Essen anschneiden konnte.
    Also nahmen sie schweigend ihre Suppe ein und stocherten dann in dem köstlichen Kalbsbraten herum.
    »Habe ich dich verärgert, Cornelius?«, fragte Antonia schließlich, denn die grimmige Seite seines Gesichtes hatte sich mehr und mehr verfinstert, und auch sie sanfte wirkte nicht besonders glücklich.
    »Was? O nein, nein, das hast du nicht. Ich war nur in Gedanken. An die Zukunft!«, fügte er wahrheitsgemäß hinzu.
    »Die Aussichten scheinen düster zu sein, so wie du aussiehst.«
    Ein Lächeln vertrieb den Grimm, als er erklärte: »Manche sind ganz reizvoll und überhaupt nicht düster. Wollen wir einen kleinen Rundgang durch den Garten machen? Mir scheint, wir beide haben keinen rechten Appetit.«
    »Ja, tun wir das.«
    Er rückte höflich den Stuhl fort, damit sie sich erheben konnte, und bot ihr seinen Arm. Der Garten war zwar nicht weitläufig, aber hübsch angelegt und hatte kleine Heckenwege und Bänke in den Nischen, die zum Verweilen einluden. Einige Vögel zwitscherten noch in dem Geäst, und leise perlten Gitarrenklänge durch die sinkende Dämmerung.
    Antonia blieb an einer Marmorfigur stehen, die in barocker Rundlichkeit auf sie herablächelte.
    »Was sind deine Zukunftspläne, Cornelius? Die reizvollen und die, die dir so eine düstere Stimmung verursachen?«
    »Es gibt etwas, Toni, das mir sehr wichtig ist. Und ich weiß nicht recht, wie ich es dir erklären soll.«
    »Das hört sich bedeutsam an.«
    »Es ist bedeutsam. Du bist bedeutsam. Ach...«
    »Ich bedeute dir etwas?«
    Er nahm ihre Hand in sie seine und legte sie an seine Wange. Sie sah ihn an. Still. Ohne sich zu bewegen. Atemlos.
    »Toni, ich...«
    Es gelang ihr, ihre Finger in seiner Hand zu bewegen, und vorsichtig streichelte sie die Wange, an der sie lagen.
    »Toni, ich...«
    Sie legte die andere Hand auf seine Brust und fühlte seinen heftigen Herzschlag.
    »Toni, ich...«
    Plötzlich überkam sie eine jubelnde Heiterkeit. Seine Hilflosigkeit war so bezaubernd, sie konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken.
    »Nun sag es schon, Cornelius. Sag: ›Toni, ich möchte dich hier hinter die Hecke zerren!‹«
    Er hatte sich viele ergreifende Worte zurechtgelegt, hatte poetische Formulierungen gesucht, um ihr einen möglichst würdevollen Antrag zu machen, und nun sprach sie – also verdammt noch mal – sie sprach aus, was er wirklich wollte. Er lachte laut auf und zog sie an sich.
    »An unserem Hochzeitstag, Toni, und nicht hinter die Hecke, sondern ins Ehebett. Ein Mal, Antonia, meine Geliebte, wirst du dich wie ein anständiges junges Mädchen und nicht wie ein garstiger Trossbub verhalten!«
    Sie drückte ihn mit beiden Händen von sich.
    »Hochzeitstag? Ist das ein Heiratsantrag?«
    »Ein ziemlich misslungener, ich weiß. Ich hatte mir so schöne Worte zurechtgelegt. Aber du überstürzt ja immer alles, nicht wahr?«
    »Jetzt bin ich wieder schuld. Ich bin eben immer noch zu einem Viertel die grässliche Göre.«
    »Ich liebe grässliche Gören.« Er strich ihr eine Locke aus der Stirn, sie sich aus dem Kämmchen gelöst hatte. »Toni, du besserer Teil meiner Seele, willst du mich heiraten?«
    Ernst und zweifelnd schaute sie ihm ins Gesicht. Die eine, sardonische Seite war ruhig und ernst, die andere drückte ängstliche Erwartung aus.
    »Du meinst das ernst. Du hast das damals schon ernst gemeint. Als Sebastien fortging, nicht wahr?«
    »Ja, damals schon.«
    »Es war ein langer Weg bis hierhin, Liebster«, flüsterte sie leise, und er zog sie enger an sich.
    »Nicht ohne Stolpersteine, Toni. Aber das Fundament ist gut, glaube ich.«
    »Haben wir ein Fundament gelegt?«
    »Eines, auf das man hoch und weit bauen kann. Den Grundstein, meine verrückte Freundin, hast du damit gelegt, dass du einem schmutzigen, fiebernden Fremden die Stiefel ausgezogen hast. Danach hast du einfach Stein für Stein hinzugefügt.«
    »Aber ich habe auch Umwege gemacht,

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