Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)
müssen. Aber wir werden unser Streben an unsere Kinder weitergeben und auch ihn ihnen den Grundstein zum Verständnis von Maß und Werk legen.«
Und Antonia fuhr fort: »Es wird uns nicht gegeben sein, zu erleben, wie die Kreuzblume den Turmhelm krönt, doch der Dom war schon immer ein Bauwerk, das Generationen verband. So möge es denn auch jetzt sein, Vater.«
Sie blieben, still, wartend, an dem Grab, und es schien ihnen beiden, als berühre eine segnende Hand ihre Stirn.
Aber es konnte auch nur ein Nebelhauch gewesen sein.
Schlusswort
Im Jahre 1814, kurz nachdem der Plan des Nordturms in Darmstadt – selbstverständlich von dem Polier Fuhrer im Gasthof »Zur Traube« – gefunden wurde, machte sich der »Rheinische Merkur« zum Verkünder des Dombaus. Andere traten ebenfalls an die Öffentlichkeit. Goethe, Schinkel und Boisserée an erster Stelle. Friedrich Rückert schrieb anlässlich des wiederentdeckten Fassadenrisses das bemerkenswert schlechte Gedicht: »Der Dom zu Köln«.
Die zweite Hälfte des Gesamtplans wurde ein Jahr später in Paris gefunden. Die Witwe des Volksrepräsentanten hatte ihn wohl mit in die Ehe mit dem Chemiker Fourcroy gebracht. Dieser hatte sie einem Herrn Alexander Lenoir überlassen, der ihn seinerseits dem Ingenieur Imbard zur Verfügung stellte, einem Mann, der sich durch die Abbildungen von Baudenkmälern einen Namen gemacht hatte.
Boisserée kaufte sie ihm ab, und so wurde der Fassadenplan wieder zusammengefügt.
Heute hängt er, hinter einem grünen Vorhang verborgen, in der Johanneskapelle im Kölner Dom.
Es dauerte nach dem Auffinden der Pläne noch eine geraume Zeit, bis der Bau weiterging. Zwar wurde schon bald wieder ein Dombaumeister ernannt, aber zunächst musste restauriert und vor allem weiter vermessen werden. Die Grundsätze des Denkmalschutzes wurden in dieser Zeit entwickelt, eine Angelegenheit, die Georg Moller zu der seinen machte.
Immerhin, die Macht der alten Pläne entfaltete sich, und 1823 bewilligten die Preußen hundertviertausend Taler – eine ungeheure Summe – für den Dombau.
Aber erst weitere zwanzig Jahre später war Boisserées Saat bei dem romantischen König Friedrich Wilhelm dem Vierten aufgegangen. 1842 wurde dann der Grundstein für den Weiterbau gelegt, ein Festakt, den besagter König mit den geschmackvoll schönen Worten »Alaaf Köln« schloss.
Am 15. Oktober 1880 wurde der letzte Stein auf die Kreuzblume hundertsiebenundfünfzig Meter hoch über Köln gesetzt.
Auf seine Weise ist der Dom tatsächlich ein Mahnmal geworden. Zutiefst erschüttert hat mich die Luftbildaufnahme aus dem Jahr 1944, die Köln als komplette Trümmerwüste zeigt – nur der Dom ragt weitgehend unversehrt daraus hervor.
Mag ein jeder selbst für sich herausfinden, welche symbolische Bedeutung er hat.
Dramatis Personae
Die Heldinnen und Helden
Antonia – meist Toni gerufen, wächst als Trossbub in den französischen Heeren auf und findet auf ihren Irrfahrten nicht nur geheimnisvolle Zeichnungen, sondern auch eine Familie
Cornelius von der Leyen – ein junger Adeliger, der eine mutwillige Tat lange büßen muss und erst durch die Niederungen des Lebens zu einem angesehenen Verleger aufsteigt
Susanne Bernsdorf – ohne ihr Zutun die Schande der katholischen Seite ihrer Familie, die sich mit weiblichen Tugenden ihren Weg erkämpft
David von Hoven – wider Willen ein preußischer Offizier mit einer Neigung zum Bauwesen, der das Entsetzen kennenlernt und mühsam seinen Weg findet
Kay Friedrich Kormann – »cher Frédéric« für seine Freunde, ein Anhänger der revolutionären Ideen mit einem Riecher für den Wind des Wechsels
Charlotte Pfeifer – eine Frau mit Hang zum Luxus, die eine dunkle Vergangenheit vergessen will
Ihre Freunde und Feinde
Elisabeth Dahmen - eine Marktfrau, die sich als Marketenderin durch die Kriegswirren schlägt und ihren Kindern das Überleben in schwierigen Situationen beibringt
Jupp und Franz - Zwillinge , Elisabeths Söhne, die Trossbuben, denen Antonia nacheifert
Wilhelm Dahmen – Elisabeths Mann und Stadtsoldat von Köln, ein Opfer seiner Zeit
Elena Lindenborn – eine junge Nonne, die notgedrungen in das weltliche Leben zurückkehrt
Hermann von Waldegg – Domkapitular mit freigeistigen Ansichten, der sich gegen seine besseren Gefühle nicht wehren kann
Isabetta von Hoven - Waldeggs Geliebte, eine schöne, verschwenderische Frau
Karl Ludwig Lindenborn – Elenas Vetter, ein viel
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