Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)
bestätigt bekommen. Ein Teil des Fundes aus der Köhlerhütte ist sogar bei dem Antiquar wieder aufgetaucht. Das Zeug brachte der Hausdiener aus dem Gasthaus ›Zur Traube‹ dort hin. In der ›Traube‹ aber tagten die Fürsten der neu geordneten Länder. Wenn also niemand die schäbige Rolle haben wollte – sie ist ja in keinem Archiv angekommen – und der Antiquar sie nie zu Gesicht bekam, dann gibt es nur einen Ort, wo sie noch sein kann. Nämlich in der ›Traube‹.«
»Oder im Abfall.«
»Die Gefahr besteht. Aber es wäre ein Versuch wert, in der ›Traube‹ einmal intensiv nachzuforschen. Verflixt, ich habe dort ein paar Tage gewohnt, aber der Gedanke ist mir nie gekommen. Wahrscheinlich, weil ich so verblendet war und dachte, jedermann müsste die Wichtigkeit der Pläne sofort einleuchten.«
»Dann werden wir beide aufbrechen, Toni, und sie dort suchen. Gib mir ein paar Tage Zeit, mein Geschäft zu ordnen, dann ziehen wir los, die Dompläne bergen.«
Eine gute Woche hatte Cornelius gebraucht, um seine geschäftlichen Angelegenheiten zu regeln. Er erledigte jeden Tag bis spät nachts seine Korrespondenzen, sprach mit Thomas und dem Buchhändler Rieker die neuen Projekte durch, erledigte etliche Behördengänge und beriet mit David sein Vorhaben. Der war sofort Feuer und Flamme. Er wollte unbedingt mitkommen, zumal er seinen Abschied genommen hatte und sich mit dem Gedanken trug, den Architekten Moller aufzusuchen, um zu prüfen, ob er bereit wäre, ihn zu beschäftigen.
»Du hättest gerne eine Anstellung bei ihm?«, fragte Cornelius.
»Ich wäre vermutlich erst einmal nur ein kleines Licht, aber ja, das würde mir gefallen. Susanne und ich sind uns einig darüber, auch wenn es uns zumindest in der ersten Zeit keine großen Reichtümer beschert.«
Susanne nickte dazu und meinte: »Das Einzige, was mich nicht ganz glücklich macht, ist, dass wir deshalb sicherlich Köln verlassen müssen.«
»Wir werden sehen. Für immer bestimmt nicht. Denn der Dom wird weiterhin in Köln stehen, und er ist mein Ziel.«
Am Abend vor ihrer Abreise aber nahm Elena Cornelius noch einmal zur Seite. Antonia war oben bei Sebastienne, um mit ihrer glucksenden und brummelnden kleine Tochter zu schmusen, die sie nur ungern alleine ließ. In der Bibliothek war es still, eine einzelne Lampe warf Schatten in die Ecken, und erstaunlicherweise hatte Elena am Schreibtisch des Domherrn Platz genommen. Cornelius saß in einem Sessel ihr gegenüber.
»Es wird Zeit, dass du die Dinge in die Hand nimmst, Cornelius«, sagte sie mit sanftem, aber bestimmtem Ton.
Er rieb sich mit beiden Händen das Gesicht. Natürlich wusste er, was sie meinte. »Glaubst du, ich habe überhaupt noch Chancen?«
»Je länger du wartest, desto geringer werden sie. Sie hat zwei weitere Anträge erhalten.«
»Und?«
»Abgelehnt. Cornelius, hast du die rechtliche Seite geprüft?«
»Joubertin hat sie vorbereitet, es bestehen keine Hindernisse.«
Er stand auf und wanderte unruhig um Salon auf und ab und schob dabei die Bauklötzchen, mit denen Xaviera gespielt hatte, mit den Füßen zusammen. Elena legte inzwischen eine bemerkenswerte Duldsamkeit an den Tag, was Unordnung und Durcheinander anbelangte.
»Was ist, Cornelius? Hast du Bedenken bekommen?«
»Nein. Aber... Elena, was ist, wenn sie mich nicht will?«
»Erstens, mein Lieber, bekommt sie immer verträumte Augen, wenn dein Name fällt, und zweitens – ich darf doch mal ganz offen sein, Cornelius?«
»Nur zu.«
»Du wirst doch Manns genug sein, sie davon zu überzeugen, oder?«
»Mhm.«
Ein großer Plan
Denn wo das Strenge mit dem Zarten
wo Starkes sich und Mildes paarten,
da gibt es einen guten Klang.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet,
ob sich das Herz zum Herzen findet!
Das Lied von der Glocke, Schiller
»Ich werde definitiv nicht reiten. Ich bin in den letzten Monaten vom Pferderücken kaum heruntergekommen. Ich werde mich gemütlich über die Straße schaukeln lassen. Mit meinem geliebten Weib an meiner Seite.«
»Das dir auch den Kopf hält, wenn dir schlecht wird. So muss Liebe sein«, seufzte Antonia.
David half Susanne beim Einsteigen, Antonia saß schon auf dem Pferd, und Cornelius versuchte gerade, seinen tänzelnden Braunen zu beruhigen. Elena stand in der Tür und rief ihnen letzte Abschiedsworte zu. Sie wollte am Nachmittag nach Sürth reisen.
Der August war warm, schwül sogar, aber als sie die Straße am Rheinufer erreichten, wehte ein leichter
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