Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)
Cornelius, und ich werde nie meine Liebe zu Sebastien verleugnen.«
»Du wirst sie in Ehren halten und eure Tochter an ihren Vater erinnern. Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit, ihr Geschwister...«
»Ach, glaubst du, du wärst dazu in der Lage?«
»Es würde mich vermutlich große Überwindung kosten, den einen oder anderen kleinen Trossbuben zu zeugen.«
»Ah pah!« Antonia legte ihren Kopf an seine Schulter, dort, wo sie wusste, dass eine Meerjungfrau das gebrannte F verdeckte. »Ich könnte dir entgegenkommen.«
Er drückte sie fest an sich, und nach einigen schweigenden Minuten fragte sie: »Wird es keine Schwierigkeiten geben, ich meine, wegen der Adoption und so?«
»Hat der gute Doktor Joubertin schon aus dem Weg geräumt, und deine Maman drängt mich seit Wochen. Allerdings habe ich cher Papa nicht um Erlaubnis gefragt.«
Antonia gab ein gurgelndes Geräusch von sich und fuhr auf. »Cher Papa würde Blut husten, aber wieso muss ich erfahren, dass Maman sich als infame Kupplerin entpuppt?«
»Sie kennt ihr Kind wohl doch recht gut, Toni.«
Antonia seufzte und lehnte sich wieder an ihn.
»Sie ist glücklich. Aber – Cornelius, ich bin glücklicher. Meinst du, man könnte diese Entscheidung mit einem ganz kurzen, keuschen Kuss besiegeln?«
Man konnte, auch wenn von kurz und keusch nicht viel zu bemerken war.
Toni trug es mit Fassung.
Der große Plan
Der hohe Dom zu Köln!
Umsonst ward nicht entdeckt
Der Plan, der war versteckt.
Der Plan sagt es uns laut:
»Jetzt soll sein ausgebaut
Der hohe Dom zu Köln!«
Der Dom zu Köln, Rückert
Johannes Fuhrer, seines Zeichens Polier, nahm von dem Wirt der »Traube« höflich nickend die Anweisung entgegen, für die anstehende Feierlichkeit zu Ehren der Teilnehmer des Feldzugs gegen Napoleon ein Plakat zu malen, das die Gäste auf das Ereignis aufmerksam machen sollte. Es war ihm dabei überlassen, ein entsprechend großes Stück Papier oder Leinwand aufzutreiben. Er bekam jedoch die Erlaubnis, auf dem Dachboden nach geeignetem Material Ausschau zu halten. Er fand nach einigem Herumstöbern ein zwölf Fuß langes Pergament, auf dem man Bohnen gedörrt hatte. Was ihn stutzig machte, war, dass auf der anderen Seite die Zeichnung einer gotischen Kirchenfassade zu erkennen war. Welche es war, wusste er nicht, aber dass er es gewiss nicht als Plakat verwenden würde, war ihm, dem Mann vom Bau, auch klar. Er rollte das Pergament also zusammen und stieg vom Boden hinunter. Im Haus wohnte derzeit ein junger Architekt aus Köln, hatte er gehört, und ihn wollte er zu seinem Fund befragen.
Er fand den Gast, der zusammen mit zwei ausgesucht schönen jungen Frauen und einem weiteren Herrn in der Morgensonne seinen Kaffee einnahm. Verlegen trat er von einem Fuß auf den anderen, räusperte sich und bat um Entschuldigung für die Störung.
»Sie stören nicht. Können wir Ihnen helfen?«, fragte Cornelius, und Fuhrer holte die Pergamentrolle unter dem Arm hervor.
Was nun geschah, kam fast einem Tumult gleich. Die eine junge Dame sprang auf und rief: »Das ist er!«
Der Architekt riss ihm die Rolle aus der Hand, packte das eine Ende des Pergaments, der andere Herr nahm das andere, und in seiner ganzen Länge legten sie es andächtig auf das sauber geschnittene Gras.
»Der Fassadenriss«, stieß die junge Dame wieder hervor, diesmal heiser, und kniete sich ungeachtet der Grasflecken, die ihr Kleid erhalten würde, vor dem Plan nieder. Der Polier konnte nur staunen.
»Wo befand es sich?«
»Auf dem Dachboden, gnädige Frau.«
»Ja, da habe ich ihn vermutet. Dürfen wir Ihnen dieses Pergament abkaufen, guter Mann?«
»Nun, ich weiß nicht. Ich habe es gefunden und wollte es meinem Meister bringen, um ihn zu fragen, ob das eine wichtige Zeichnung ist. Aber dann bedeutete man mir, der Herr hier sei Architekt. Es ist eine gotische Kirche, nicht wahr?«
»Der Kölner Dom.«
»Allmächtiger Gott!«
»Ja, das kann man wohl sagen. Und ein Gott mit einem krausen Sinn für Humor, will’s scheinen! Denn wir, Herr Fuhrer, waren auf der Suche nach diesem Plan, der unserem Vater, dem Domherrn Hermann Waldegg, in den Wirren der Säkularisierung verloren ging.«
»Dann ist er gewiss wertvoll, aber, ich weiß nicht recht...«
Sie sahen, dass der arme Mann keine Verantwortung übernehmen wollte, und David half ihm, indem er fragte: »Wer ist Ihr Meister?«
»Karl Christian Lautenschläger.«
»Wir würden Sie gerne zu ihm begleiten.«
»Ja. Ja,
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