Kreuzdame - Köln Krimi
aber schließlich erträglich. Ich denke nur, die anderen sollten es auch wissen, Charlotte, Johannes und Rainer, damit nicht doch der Verdacht bleibt, ich hätte eine Affäre mit Klaus gehabt.«
Das Lächeln, mit dem sie diesen Satz begleitete, ließ mich ahnen, dass ihr diese Vorstellung trotz ihrer Beteuerungen gefiel, dass es ihr womöglich lieber gewesen wäre, Karlheinz betrogen zu haben, als zur Kenntnis nehmen zu müssen, dass er zeugungsunfähig war und dass sie, ohne es zu wissen, Klaus’ Kinder zur Welt gebracht hatte.
»Na ja und für uns spielt es jetzt keine Rolle mehr, für Karlheinz und mich. Wir sind alt genug und so gescheit, dass es darauf nicht mehr ankommt.«
Sie lachte ein falsches Lachen, und ich wusste, dass es noch lange nicht gut war zwischen ihr und Karlheinz, obwohl sie versicherte: »Doch, doch, ich bin wieder zu Hause, und alles läuft seinen gewohnten Gang. Die Kinder haben sich längst damit abgefunden, dass es bei uns nicht wie bei Normalos zugeht. Es wird irgendwie weitergehen mit uns, muss ja …«
Unsere sorgfältig konstruierten Lebenshäuser hatten Risse bekommen, die Fundamente waren erschüttert, und alles drohte zusammenzufallen wie vor Jahren das Kölner Stadtarchiv. Allerdings kam es mir vor, als wären immer wir Frauen die Leidtragenden, die Betrogenen in diesem Spiel, dessen Regeln die Männer gemacht zu haben schienen.
ACHT
Die Suche nach Katharina lief weiter. Mal war sie in Bayern gesehen worden, dann wieder in Berlin oder in Polen. Dass Frau Magari aus dem Kreis der Tatverdächtigen herausgefallen war, wollte ich immer noch nicht wahrhaben. Sie hatte ein Motiv, und das, was sie mir erzählt hatte, war mehr als geeignet, sie zumindest observieren zu lassen. Als ich Herrn Weber deswegen noch einmal anrief, erklärte er mir mit spürbarer Ungeduld in der Stimme, Jennifer Magari habe ein hieb- und stichfestes Alibi; sie sei am Tag vor Klaus’ Tod bei ihrem Rechtsanwalt gewesen. Ich war enttäuscht und niedergeschlagen, weil unsere Bemühungen, diesen Fall zu lösen, im Sande verlaufen waren und weil mich Herr Weber mit Nachsicht behandelte und darüber hinaus nicht ernst zu nehmen schien.
Katharina: sie als Haupttatverdächtige. Diejenige, die Klaus in den Tod geschickt haben sollte?
Ich wollte das nicht glauben, wollte nicht wahrhaben, dass ich mit einer Frau zusammengesessen, mit ihr geredet und gelacht hatte, die zu einer solch hinterhältigen Tat fähig war, die zur Mörderin geworden war. Oder trugen wir womöglich alle eine Seite in uns, die erst sichtbar wurde, wenn die Schutzhülle aufriss?
Was würde ich sagen, wenn sich Katharina bei mir meldete? Was würde ich sein: eine alte Freundin oder pflichtbewusste Bürgerin? Würde ich mit ihr reden, sie auf Klaus ansprechen oder mich gleich mit der Polizei in Verbindung setzen? Aber eigentlich waren das nur Gedankenspiele. Warum sollte sich Katharina nach so langer Zeit bei mir melden? Wenn überhaupt, dann würde sie eher bei Charlotte oder Karin anrufen. Mir fehlte die Bedeutung, die Katharina für ihre Beziehungspflege brauchte.
Derweil ging das Leben weiter. Die Familie hielt mich immer noch auf Trab. Martins Mutter, die nach einem Sturz einige Wochen lang in der Reha gewesen war, kam zurück und bat mich, ihr beim Auspacken zu helfen. Meine diversen Versuche, ihr zu erzählen, was in der Zwischenzeit geschehen war, schlugen fehl. Sie war es, die erzählen wollte, ihre Geschichten wollte sie loswerden, die von Herrn Dr. Meyerich zum Beispiel, der sie mit Handkuss begrüßt hatte.
»So charmant, so etwas gibt es heute nicht mehr, alte Schule«, schwärmte sie. »Leider wohnt er in München, und in unserem Alter sind solche Distanzen schwer zu überbrücken.«
Sie lächelte so glücklich, dass ich das, was ich hatte sagen wollen, herunterschluckte und stattdessen betonte, wie schön es wäre, sie wieder gesund und gut gelaunt unter uns zu wissen. Als ich sie fragte, ob sie abends zu uns zum Essen käme, antwortete sie geziert: »Wenn ihr darauf besteht, gern.«
Wenige Tage später wurde Carolin entlassen und weinte immer noch. Ich besuchte sie zweimal pro Woche, kochte für sie und versuchte, ihr eine gute Mutter zu sein.
Charlotte war ans Meer gefahren. Von dort rief sie manchmal an, ihre Stimme klang sanft, die Worte waren mit Bedacht gewählt. Ja, es wäre wundervoll, das Wetter, das Hotel, der Service, alles, wie es sein sollte.
Zweimal fuhr ich zu ihrem Atelier, stand vor der verschlossenen
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