Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kreuzdame - Köln Krimi

Kreuzdame - Köln Krimi

Titel: Kreuzdame - Köln Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
Tür und blinzelte durch die Scheiben. Würde sie nie mehr dorthin zurückkehren? War es vorbei mit dem, was sie hatte erreichen wollen?
    Wenn ich mich mit Karin traf, war ihr Gesicht versteinert, sie verhielt sich scheinbar wie immer, aber ihre Sätze trieben an der Oberfläche, und was ich wissen wollte, blieb ungesagt. Karlheinz schlich antriebs- und planlos umher, und mir kam es vor, als wäre er der wahre Verlierer in diesem Spiel.
    Johannes war ins Hotel gezogen, obdachlos nannte er sich, aber auf hohem Niveau, was mich zum Lachen brachte, trotz der Abgründe, die sich zwischen uns aufgetan hatten. Unsere Kinder hatten ihren neuen Bruder mit Begeisterung aufgenommen, was mich wunderte und Martin freute. Waren sie sich nicht genug gewesen? Hatte ihnen ihre Familie bisher nicht gereicht? Hätten sie noch mehr Geschwister haben wollen?
    »Vielleicht nehmen wir auch noch Karins Kinder auf«, sagte ich im Scherz zu Martin, aber das schien ihn nicht zu amüsieren. Er sah mich an, als ob ich nicht ganz bei Trost wäre.
    Konnten wir nach all diesen Bekenntnissen wieder zum Normaltakt zurückkehren? Deckel zu und weiter? Meine Schwester, die bei ihren Mandanten viele Lebensbrüche miterlebt hatte, meinte, an Gewohnheiten festzuhalten sei die beste Therapie. Aber ich wollte nicht dorthin zurück, wo alles angefangen hatte, als ich mir etwas Außergewöhnliches gewünscht hatte, und spürte doch gleichzeitig, dass es weiterging, einfach weiterging auf jener Straße, die ich hatte verlassen wollen. Trotz allem hatte sich in meinem Leben kaum etwas verändert, jedenfalls nicht für mich. Zwar war ich schlanker geworden und vielleicht sogar hübscher, aber wenn ich in mich hineinhorchte, war es immer noch still, ich hörte keine Glücksmelodie, die mich weitertragen würde in den nächsten zehn, zwanzig, dreißig oder vielleicht sogar vierzig Jahren meines Lebens.
    Einmal machte ich mich auf den Weg zur Dolmetscherschule, die ich damals verlassen hatte. Ich nahm mir die Anmeldeunterlagen, sah sie durch und steckte sie in die Tasche. Zu Hause lagen sie eine Zeit lang auf dem Küchentisch, bevor ich sie in die Papiertonne warf. Und wieder stand die Frage im Raum, womit ich meine Tage füllen sollte. Vielleicht wäre das Enkelkind wirklich mein Part gewesen. Die Löcher starrten mich an, die Kellergewölbe lockten mich hinabzusteigen. Wollte ich das, wieder von einem Sessel zum nächsten fallen, mir selbst leidtun? Martin hatte Aussicht auf den Chefarztposten, und das würde mehr Arbeit bedeuten, mehr Präsenz in der Klinik, und damit würde sich vermutlich ein neuer Graben zwischen uns auftun.
    Dann kam Annas Anruf. Ob ich sie besuchen könnte, allein, ohne Charlotte oder Karin. Sie läge in der Uniklinik, in Zimmer 525.
    »Wieso?«, rief ich. »Was hast du? Bist du krank?«
    Aber sie hatte schon aufgelegt.
    Ich zog mich an und fuhr los. Auf meinem Weg vom Kölner Osten über den Rhein bis zum Krankenhaus in Lindenthal ahnte ich, dass es einen Grund gab, warum sie mich allein sprechen wollte.
    Im Blumenladen an der Ecke Zülpicher Straße und Weyertal kaufte ich einen Blumenstrauß und beim Klinikkiosk zwei Frauenzeitschriften mit den neuesten Trends für das kommende Frühjahr. Ich ging zu Fuß in die fünfte Etage. Vor der Tür von Zimmer 525 blieb ich stehen und wartete, bis sich mein Herz und meine Atmung wieder beruhigt hatten. Dann drückte ich die Klinke herab. Anna lag allein, eine ältere Dame, die sich ein Einzelzimmer leisten konnte, ohne störende Anderserkrankte, die still und ganz für sich sein wollte.
    »Hallo«, sagte sie sehr leise. »Schön, dass du gekommen bist.« Sie lächelte und zeigte auf den Stuhl an ihrem Bett. Ich fragte, wo ich Vasen fände, holte eine und stellte die Blumen auf den Tisch. »Danke«, sagte Anna, »die sind wirklich schön.«
    Ich setzte mich, sagte nichts, sah sie nur an und versuchte zu verstehen, was mit ihr geschehen war, mit Anna, der lasziven, der erotischen Anna, die jeden Mann hatte haben können.
    »Oh nein«, sagte sie, »Martin beispielsweise nicht, und auch nicht Johannes. Johannes war eher an Gesprächen interessiert, über Kunst und Kultur, die feine Gesellschaft, und davon verstand ich ja nun wirklich nichts. Ich konnte nur Begehrlichkeit wecken, anmachen, spüren, wie die Jungs schwach wurden, wenn ich sie anlächelte, wie sie mich in Gedanken auszogen, mich an sich rissen, das war es, was ich konnte, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das waren meine Gene, die von

Weitere Kostenlose Bücher