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Kreuzdame - Köln Krimi

Kreuzdame - Köln Krimi

Titel: Kreuzdame - Köln Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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sein, dass sie versucht hatte, mitten in der Nacht mit ihm zu
sprechen. Versöhnung – sie wollte Versöhnung, noch einen neuen Versuch, weil
sie eingesehen hatte, dass auch sie ohne ihn nicht auskam.
    Kurz entschlossen
rief er sie an, doch eine mechanische Stimme erklärte, dass der Teilnehmer
zurzeit nicht erreichbar sei.
    Der Traum
verfolgte ihn – im fremden Bad beim Rasieren, in der Küche, als er sich den
ersten Kaffee des Tages kochte.
    Brasch kam herein,
im weißen T-Shirt, unausgeschlafen, aber zufrieden mit sich. Irgendwann mitten
in der Nacht musste er zurückgekehrt sein.
    »Sylvie«, sagte er,
»ist das Beste, was mir in den letzten Jahren passiert ist.«
    Schiller konnte nur
matt lächeln. Eigentlich war Sylvie seine Tangolehrerin gewesen; er hatte
Brasch, der sich als Privatdetektiv durchschlug, seit er als Hauptkommissar bei
der Kölner Polizei in Ungnade gefallen war, den Rat gegeben, zu ihr zu gehen;
noch am selben Abend waren die beiden ein Paar geworden. Eine mehr als
erstaunliche Entwicklung. Seither war er selbst nicht mehr bei Sylvie tanzen
gewesen.
    »Wir sollten etwas
Richtiges essen«, meinte Brasch, »ein Sonntagsfrühstück. Ich könnte zur
Tankstelle fahren, Brötchen besorgen …«
    Schiller winkte ab.
Kaffee genügte ihm. Was war mit Carla? Er hatte noch einmal versucht sie
anzurufen, aber ihr Mobiltelefon war nicht angeschaltet. Was hatte das alles zu
bedeuten? An ihrem gemeinsamen Anschluss an der Sülzburgstraße sprang nicht
einmal der Anrufbeantworter an.
    Mit wenigen Worten
erzählte er Brasch von seinem Traum und dem Anruf in der Nacht.
    Brasch wischte sich
über das unrasierte Gesicht. »Ich kenne Carla nicht … aber eine Freundin hat
mir mal erzählt, dass sie nach dem besten Sex ihres Lebens ihren Exmann
angerufen hat, nur um ihm zu sagen: ›He, ich hatte gerade einen perfekten
Orgasmus.‹ …« Er verzog den Mund. »Oh, tut mir leid, war keine gute Idee, so
etwas zu sagen.«
    Schiller dachte kurz
darüber nach. Würde Carla zu so etwas fähig sein? Sie hatte zwar kürzlich eine
Affäre mit einem Sozialarbeiter gehabt, wie sie ihm gestanden, nein beinahe
vorgeworfen hatte, aber eigentlich nur, um ihn auf die Probe zu stellen. Würde
er, der ewig Abwesende, der Gedankenlose, etwas bemerken?
    »Ich würde gern ein
Kind mit ihr haben, sie heiraten, eine neue Wohnung einrichten«, sagte Schiller
vor sich hin. Er wunderte sich über sich selbst – all diese Dinge hatten bis
vor Kurzem keine Bedeutung für ihn gehabt.
    Brasch zündete sich
eine Zigarette an. »Ich liebe Sylvie«, sagte er. »Ich liebe es, zu sehen, wie
sich ihre Schulterblätter bewegen, wenn sie nackt durch das Zimmer geht … Sie
ist fast sechzig, aber sie hat eine Figur wie eine Fee. Und was die Musik mit
ihr macht … wenn sie zu tanzen beginnt …«
    Plötzlich mussten
sie beide lachen. Zwei wehmütige Männer an einem Sonntagmorgen.
    »Falls es noch eine
Chance gibt, Carla zurückzugewinnen, werde ich sie nutzen«, sagte Schiller
entschlossen vor sich hin.
    Dann trank er den
letzten Rest Kaffee und lief zu seinem Wagen.
    Zwanzig rote
Rosen, frische Brötchen, eine Flasche Rotwein, den teuersten, den er in der
Tankstelle am Lindenthalgürtel finden konnte. Aber war es richtig, rote Rosen
zu verschenken? Machte Carla sich überhaupt etwas aus Rosen? Vielleicht wäre eine
einzige Orchidee viel angemessener gewesen. Verdammt, er kam sich beinahe wie
ein Schuljunge vor, der nicht wusste, wie er sein erstes Rendezvous angehen
sollte.
    Er parkte auf dem
Auerbachplatz und lief die wenigen Schritte zu seinem Haus.
    Der alte Kellner aus
der Pizzeria an der Ecke grüßte ihn. »Lange nicht gesehen!«, rief er.
    Schiller nickte
freundlich, ohne ein Wort zu entgegnen. Früher war er mindestens einmal die
Woche mit Carla bei ihm zu Gast gewesen. Früher … war ein paar Monate her. Wann
genau hatten sie sich aus den Augen verloren? Schiller wusste es nicht.
    Als er klingelte,
wurde ihm nicht aufgedrückt. Carla war nicht zu Hause – oder hatte sie
vielleicht einen ihrer Migränetage? Hatte sie deshalb angerufen, aus falscher
Not und einem kurzen Gefühl der Einsamkeit, das längst vergangen war?
    Er nahm seinen
Schlüssel heraus und öffnete. Er würde die Rosen in eine Vase stellen, den
Tisch für zwei decken, den Wein neben eine Kerze platzieren und wieder gehen.
Damit hätte er immerhin ein Zeichen hinterlassen.
    Die Wohnung lag in
der zweiten Etage, und mit jedem Schritt hatte er das Gefühl, dass etwas

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