Kreuzfeuer
Seismokarte anfertigen zu lassen.«
»Wie du unschwer erkennen kannst, Sten, hat keiner von uns die geringste Vorstellung, wovon du eigentlich redest.«
»Natürlich nicht, Bet.«
»Na schön.« Bet zuckte die Achseln. »Das ist deine Aufgabe. Meine Aufgabe: Ich habe mir gerade überlegt, wie wir nach Sanctus und in die Hauptstadt gelangen könnten.
Übrigens keine Schlammkriechereien oder dergleichen«, fuhr sie fort. »Das ist nämlich nicht gut für meinen empfindlichen Teint.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon ihr hier eigentlich redet«, sagte Alex. »Die beiden Kätzchen, Doc und dieses dicke Fischweib dort lassen sich nicht so einfach unsichtbar machen.«
»Nicht, wenn wir völlig unverfroren daherkommen«, sagte Bet. Sie versuchte, ein ernstes Gesicht zu wahren, was ihr jedoch nicht gelang. »Jungs und Mädels, wir werden eine Show veranstalten.«
Zunächst herrschte Verwirrung, doch dann hatten Sten und Alex kapiert, und alle im Raum brachen in lautes Gelächter aus, bis auf die Tiger, die verwirrt aufschauten, und Doc, der keinen Schimmer hatte, wovon die anderen eigentlich redeten.
»Genau«, sagte Sten, als er sich wieder eingekriegt hatte.
»Weißt du aber auch, was wir uns damit einhandeln?«
»Natürlich«, antwortete Bet. »Du musst dir überlegen, was geschieht, wenn wir Mathias, seine Gefährten und mit ihnen den Talamein-Glauben vernichtet haben. Wir brauchen eine Lösung für den gesamten Lupus-Cluster.«
Sten hob die Schultern. Sein Pulver war verschossen. Er hatte noch nie so recht an die Filmpolizisten geglaubt, die am Schluss mit einem »Ah-ha!« die ganze Geschichte aufklärten, während alle anderen ehrfürchtig zuhörten.
»Otho wird sich freuen«, sagte er und machte sich auch schon auf den Weg.
»Beim Barte meiner Mutter!« dröhnte Otho so laut, dass ein Kronleuchter zu schaukeln anfing und zwei Ausrüstungen zur Stregganjagd in ihren Ständern wackelten. »Du hältst mich und die Bhor zum Narren.«
»Das tut mir leid«, sagte Sten. »Aber es ist immerhin eine Lösung. Eine Lösung, die dich – falls das alles wirklich klappt – davor bewahrt, dass dir dein Arsch ebenso einfriert wie der deines Vaters.«
»Ich werde es nicht tun«, sagte Otho.
Sten goss zweimal Stregg ein und schob Otho ein Gefäß hin. Er wusste, dass der zottelige Bhor am Ende doch noch zustimmen würde. Sten hoffte nur, dass er dem Kater gewachsen war, der sich unweigerlich abzeichnete.
Sten wickelte sich fester in die dicken Pelzdecken ein.
Zuviel Stregg umnebelte sein Hirn, doch er konnte nicht schlafen. Wieder und wieder ging er die Pläne durch und konnte seine Gedanken einfach nicht abschalten.
Er hörte das leise Scharren draußen vor der Tür, und er war sofort hellwach, als sie mit einem Knarren auf gestoßen wurde. Seine Finger krallten sich um das Messer, entspannten sich jedoch sofort, als er die schlanke Gestalt hereinkommen sah.
Es war Bet. Sie schloss die Tür hinter sich, kam auf das Bett zu, öffnete ihren Umhang und ließ ihn auf den Boden gleiten. Darunter war sie vollkommen nackt.
Sten hatte beinahe vergessen, wie schön sie war. Dann schlüpfte sie auch schon unter die Pelzdecken und schmiegte sich an ihn.
»Aber … ich dachte, wir wären nur noch … Freunde.«
»Weiß ich.« Sie lachte. »Ich hatte nur so ein Gefühl …«
Sten schluckte, als sie anfing, ihn auf die Brust zu küssen und sich nach unten vorzuarbeiten.
»… ein echt freundschaftliches Gefühl.«
Einer derart ausgefeilten Logik wollte Sten nun wirklich nichts mehr entgegensetzen.
Kapitel 61
Der bärtige Mann stand am Ufer des Meeres, Netz und Angelrute über die Schulter gehängt. Ohne viel Interesse betrachtete er die seltsame Truppe, die dort am Rande der Brandung vor ihm auf dem Strand stand. Dann saugte er nachdenklich an der Oberlippe und stapfte auf den Haufen bunt angemalter Kisten zu, vor dem das Mantis-Team und ein mürrisch dreinblickender Otho auf ihn warteten.
Bei einem Planeten mit nur einem Kontinent war es keine Schwierigkeit, ein einzelnes Schiff der Bhor auf der Sanctus abgewandten Halbkugel zu landen. Dort waren Sten und seine Leute in ein Beiboot umgestiegen, das nur wenige Meter über dem Meer dahingeflitzt war, um sie auf einem Stück Strand am nördlichen Zipfel der Insel abzusetzen.
Sten wusste, dass das noch zum leichten Teil ihres Einsatzes gehörte – wie alle geschickten Kaufleute waren die Bhor gegebenenfalls ebenso geschickte Schmuggler, die fast alles und
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