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Kreuzfeuer

Titel: Kreuzfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole , Chris Bunch
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lächerlich zu machen – sie wurden so dumm und korrupt dargestellt, dass kein Landbewohner, der etwas auf sich hielt, dem gestürzten Regime auch nur eine Träne nachweinen würde. Jedenfalls kein Landbewohner, der etwas auf sich hielt und die Geistesgegenwart besaß, seine Pfoten auf ein wenig Schmiergeld zu legen.
    Doc wusste, dass sich ein guter Witz oder ein geflüsterter Skandal in einer zumindest teilweise unterdrückten Gesellschaft ohne Schreibkultur schneller verbreiteten als per Radio oder Live-Vid.
    Wenn die Kampagne erfolgreich verlief und die meisten Bauern über den letzten Anti-Gefährtenwitz kicherten, und wenn das Mantis-Team ungehindert in die Stadt vordringen und mit dem Feuerwerk beginnen konnte, dann würde sich die Bevölkerung, hoffte Doc, zumindest neutral verhalten.
    Wenn sie sich jedoch geschlossen hinter Mathias stellte, dann war Sten, seinem Team und den gefangenen Söldnern eine nur noch sehr kurze Lebensspanne beschieden. Wenn sie andererseits Sten unterstützte und die Regierung stürzte, resultierte die ganze Kampagne unweigerlich in einem Bürgerkrieg, und ein religiös motivierter Bürgerkrieg kann sich über Generationen hinziehen und eine ganze Kultur vernichten.
    Doc hatte lange Stunden vor dem Computer verbracht, bevor die Bhor das Mantis-Team endlich auf Sanctus absetzen durften. Nachdem er sich strikt an die 28 Grundregeln des Humors gehalten hatte (Doc verfügte, wie alle Altairaner, nicht über den geringsten Sinn für Humor), weiterhin seine eingefleischte Abneigung gegen Humanoide und seine Verachtung für jeden Trieb, der über rigorose Selbstsucht hinausging, ausgeschlachtet hatte, waren ihm an die fünfzig Witze, einige ziemlich saftige Skandalgeschichten sowie ein passables Theaterstück eingefallen.
    Das Stück war weniger das, was man unter einem echten Theaterstück verstand, sondern eine Mischung aus mittelalterlichem Mysterienspiel und den frühen, grellen Humoresken der commedia dell ’arte, angereichert mit jeder Menge Improvisation.
    Das größere Problem stellte die Besetzung des Stücks dar.
    Da die Gefährten Sten und Alex kannten, mussten sie auf und hinter der Bühne möglichst unkenntlich gemacht werden.
    Für das Theaterstück selbst war das nicht schwer. Sten und Alex bekamen die Rollen der Clowns aufgedrückt und waren unter ihrer weißen Pantomimenschminke, den schwarz umrandeten Gesichtszügen und ihren grellbunten Perücken und phantastischen Kostümen nicht mehr zu erkennen. Außerhalb der Bühne war das natürlich wesentlich problematischer.
    Eine Grundregel des Make-up lautet, dass man nicht viel bei einer Person verändern muss, um sie völlig unkenntlich zu machen. Mantis kannte sich in diesem Geschäft hervorragend aus. Sten rasierte sich also den Schädel und schminkte sich einen ziemlich hässlichen Flecken auf eine Wange. Alex ließ sich einen Walroß-Schnauzbart stehen und schnitt sein Haar in einer Art Mönchstonsur.
    Die Geschichte des Stücks war idiotensicher. Bet spielte eine Waise aus dem Dorf, deren Unschuld von einem korrupten Dorfbeamten (Alex mit langem Bart und betont ohne Akzent) bedroht wurde, der wiederum mit einem irgendwie boshaften Kirchenmann des untergegangenen und nicht so recht betrauerten Regime des Theodomir unter einer Decke steckte. Der Kirchenmann wurde von Ida verkörpert.
    Bets einzige Hoffnung bestand in ihrem gutaussehenden Geliebten, der das Dorf verlassen und sich Mathias und seinen Gefährten zum Kreuzzug gegen die bösen Jann angeschlossen hatte. Inzwischen schrieb die offizielle Doktrin vor, dass die Söldner nichts anderes getan hätten, als auf ihren Hintern gesessen, unbescholtene Frauen gekniffen und unglaubliche Mengen von Alk vertilgt.
    Der Geliebte erschien nie auf der Bühne, was den ohnehin beschränkten Schauspielerkreis etwas entlastete.
    Nach ungefähr zwanzig Minuten Spielzeit und entsprechenden Einschüchterungen durch den Beamten und den Kirchenmann brach das arme Mädchen schluchzend zusammen und ergab sich in ihre Gebete an Talamein. Und die Stimme des Talamein – wieder Ida – sprach aus dem Off und riet ihr, in den Wald zu fliehen.
    Dort wurde sie von hungrigen Tigern bedroht und von einem schiffbrüchigen Bhor-Bettelmönch, gespielt von Otho, gerettet. Otho hatte sich anfangs mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, einen in seinen Augen lächerlichen Glauben mit freundlichen Worten zu bedenken. Als er hörte, dass er auch noch einen Text aufzusagen hatte, der andeutete, dass alle

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