Kreuzfeuer
ihn.«
Er wartete einen Augenblick und ließ seine Worte wirken.
»Aber wenn es irgend geht, verschont die Kadetten.«
Vosberh zischte etwas von Kakerlakenbrut, die nur daraufwartet, groß zu werden und dann …
»Es sind Kinder«, erinnerte ihn Sten. »Und wenn dieser Krieg vorbei ist, habe ich es lieber mit gerissenen Diplomaten als mit zornigen Eltern, Brüdern und Schwestern zu tun, die an nichts anderes als an Rache und Vergeltung denken.«
Vosberh und Ffillips erwiesen sich auch hier als Profis. Sie erinnerten sich an gewonnene Kriege und verlorene Schlachten und stimmten Stens Überlegungen zu.
Wenn sie ihnen nicht direkt im Weg standen, waren die Kadetten wirklich keine militärischen Ziele, die ihrer würdig waren.
Etwas stieß Sten gegen den Stiefel. Er drehte sich um und erblickte Kurshayne. Der Mann hatte sich Stens Kletterausrüstung umgehängt. Sten seufzte. Akzeptiert.
»Na schön, du kannst mit mir kommen«, sagte er.
Und als er loskroch, um mit dem Aufstieg zu beginnen, fühlte er sich tatsächlich etwas besser.
Kapitel 17
Es war ein Tempel der tropfenden Fackeln. Tiefe Schatten und speckiges Gold. Tausend junge Jann-Stimmen erhoben sich zu einem trägen, schon viele Generationen alten militärischen Lobgesang. Die Prozession der tausend Kadetten bewegte sich in wohlabgemessenen Schritten wie in Zeitlupe durch den Tempel. Die Kadetten waren in ebenholzfarbene Uniformen mit weißen Litzen gekleidet.
An der Spitze der Prozession schritt die Fahnenwache mit zwei schweren goldenen Statuen. Eine davon zeigte Talamein. Die andere Ingild, den Mann, den die Jann den Wahren Propheten nannten. Mathias und sein Vater Theodomir hätten ihn sicherlich mit ganz anderen Namen belegt; »wahr« oder auch nur »Prophet« wären bestimmt nicht darunter gewesen.
Die Prozession feierte gerade den Jann Sammera, die Zeit des Tötens. In der Geschichte des Lupus-Clusters erinnerte die Feier an den Rachefeldzug einer kleinen Janngruppe. Sie erreichten einen der kleinen Monde von Sanctus, die die gewaltigen Gezeiten steuerten, und schlachteten alles ab, was sie dort vorfanden. Nachdem sie dort in der Falle saßen, warteten sie auf den unvermeidlichen Gegenschlag von Sanctus. Als er kam, gab es keinen einzigen Überlebenden auf Seiten der Jann. Ein blutiger historischer Vorfall, auf den die Jann besonders stolz waren.
Die Prozession bewegte sich weiter durch den Tempel, vorbei an riesenhaften Statuen von Kriegshelden der Jann und den Flaggen der vielen Planeten, die die Jann bekehrt oder vernichtet hatten. Der Tempel war das Allerheiligste der Jann.
Die Kadetten bewegten sich aus dem Tempel hinaus, und als ihn die letzte Reihe verlassen hatte, schlossen sich gigantische Metalltüren hinter ihnen. Dann marschierten die Kadetten feierlich einen Korridor entlang, der so riesig war, dass er während der Sommermonate »Regen« kondensierte.
Schließlich kamen sie in einem hohen Speisesaal an.
Im Speisesaal marschierte die Fahnenwache durch den Mittelgang bis vor das riesige Podium, auf dem der schwarzuniformierte Ehrengast und das gesamte Ausbildungspersonal die Ankömmlinge erwarten.
Die anderen verteilten sich und schwenkten in langen Reihen, die zwischen den Esstischen gebildet wurden, schwarzweiße Bänder. Tausend junge Männer würden heute dem Orden der Jann beitreten.
Als die Fahnenwache das Podium beinahe erreicht hatte, erhoben sich General Khorea – der Ehrengast – und die knapp hundert Mitglieder der Fakultät. Hinter ihnen entrollte sich von der Decke her mit lautem Rascheln eine zwanzig Meter breite Fahne. Sie zeigte eine goldene Fackel auf schwarzem Grund.
General Khorea hob die Hand. »So sei es.«
Auf diesen Ausspruch hin verneigte sich die Fahnenwache, machte kehrt und marschierte langsam wieder zur Kapelle zurück, wo sie die Goldstatuen auf ihre angestammten Plätze zurückstellen und dann schweigend zur Feier zurückkehren würde.
General Suitan Khorea verabscheute persönlichen Prunk.
Abgesehen von den mit Silberlitzen versehenen Schulterstücken und einer silbernen Kordel am linken Oberarm wies nichts darauf hin, dass er der Anführer der Jannisar war. In seinen Gebeten rief er sich oft eine Zeile aus einem von Talameins Gesängen ins Gedächtnis – »Oh, Mensch, ergötze dich nicht an Rang und Stellung/ Sondern nutze diesen Stolz allein zur Vermehrung des Ruhmes von Talamein/ Denn allein dort ist dieser Stolz mehr als nur eitel Blendwerk.«
Vor allem jedoch war Khorea der
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