Kreuzfeuer
anbeteten.
Kapitel 46
Sofia saß auf einem kleinen Steinbrocken dicht am Ufer.
Sie blickte auf den Ozean hinaus, wo die riesigen Wellen, die sie über alles liebte, sich ungerührt von den Streitereien der Menschen donnernd überschlugen und unablässig an den Strand rauschten.
Zwanzig Meter hinter ihr, direkt am Rand des schmalen schwarzen Sandstreifens, wartete Sten.
Er hatte die völlig aufgelöste Sofia in Parrals Villa gefunden. Seine Truppen hatten das Anwesen nach versprengten Hausdienern durchkämmt, um sie vor der Feuerwand in Sicherheit zu bringen, die sich von Parrals abgestürztem Schiff her ausbreitete. Sten hatte Sofia eine Spritze in den Oberarm gejagt und Anweisung gegeben, sie in sein Hauptquartier zu bringen. Dann hatte er – was ihm nicht leichtgefallen war – seine Gedanken wieder auf das Tagesgeschäft konzentriert, auf die endlosen Details, die nun einmal anfallen, wenn man einen Krieg gewonnen hat, und alle wissen wollen, was als nächstes passiert.
Zuallererst musste er natürlich eine mehrfach kodierte Botschaft über Parrals Hochleistungssender an einen sauberen Transponder auf einem Winzplaneten am Rande des Lupus-Clusters übermitteln. Die Botschaft, eine kurze Serie rasch wechselnder Codes, lautete:
DIE GUTEN AUSERWÄHLT UND SIEGREICH.
DIE GUTEN SIND THEODOMIR. PHASE A & B
ERLEDIGT. JETZT SEID IHR DRAN.
Innerhalb von drei Imperialen Stunden hatte die Botschaft die Hierarchie des Mercury Corps durchlaufen und befand sich schließlich in den Händen Mahoneys und des Imperators. Kurz darauf kam die Antwort:
BEREITHALTEN. IMPERIALE BESTÄTIGUNG UNTERWEGS. BESCHÄMT DEN IMPERATOR NICHT. HANDAUFLEGEN ERFOLGT IN EINER WOCHE. BEFÖRDERUNG, MEDAILLE ODER LANGER URLAUB ERWÜNSCHT? DIE AUSFÜHRUNG IHRES AUFTRAGS ENTSPRICHT DER HINTERHÄLTIGEN MANTIS-TRADITION.
Woraufhin nur noch das eine oder andere winzige Detail geklärt werden musste, bevor der Imperator mit seinem Tross anrückte, um Theodomir als rechtmäßigen Propheten und oberste Autorität im Lupus-Cluster zu bestätigen. Winzige Details wie etwa die Bestattung der Toten, die Versorgung der Verwundeten, die Verhinderung von weiteren Plünderungen durch die Söldner und … und Sofia.
Deshalb waren sie an ihren schwarzen Strand zurückgekehrt.
Keiner von beiden gab auch nur eine Silbe von sich, bis sie der A-Grav-Gleiter abgesetzt hatte. Danach hatte Sofia die Kleider abgestreift und sich auf den Felsen gesetzt, auf dem sie nun schon beinahe zwei Stunden schweigend saß.
Plötzlich stand sie auf, kam auf Sten zu und kauerte sich neben ihn in den Sand.
»Du hast meinen Bruder also nicht getötet?«
»Nein, habe ich nicht.«
»Hättest du es getan, wenn du die Möglichkeit dazu gehabt hättest?«
»Gut möglich.«
Sofia nickte. »Du und deine Soldaten werden uns bald wieder verlassen.«
»Richtig.«
Sten zögerte – er hielt es für keine besonders gute Idee, Bet mit Sofia bekannt zu machen, auch wenn Bet nicht mehr seine Geliebte war. Außerdem würde es bestimmt interessant werden, Sofia zu erklären, weshalb Sten weder Colonel noch ehemaliger Soldat war.
Sofia zuckte die Achseln. »Und mit deiner Bezahlung machst du erst einmal Urlaub?«
»Wahrscheinlich.«
»Ich werde ihn mit dir verbringen.« Herrschaftliche Gewohnheiten halten sich lange. »Und dann«, fügte Sofia hinzu, »werde ich gehen. Ich wollte schon seit jeher den Imperialen Hof besuchen.«
Sten unterdrückte einen Seufzer der Erleichterung. Liebe ist etwas Herrliches, doch sie hält nicht so lange an wie das Soldatentum. Unglücklicherweise.
»Zumindest eine Zeitlang möchte ich Nebta nicht wieder sehen«, schloss Sofia. Sten hatte nichts hinzuzufügen.
Sie nahm ihn an der Hand, beide erhoben sich und gingen auf die kleine Hütte am Rand des Strandes zu.
Kapitel 47
Fünf Imperiale Schlachtschiffe der Hero -Klasse hingen im stationären Orbit über Sanctus. Eine Kreuzerschwadron und drei komplette Zerstörerschwadronen umschwärmten diese träge lauernden Haie. Die gesamte Formation wurde wiederum von einer Flotte von Versorgungsschiffen, Landungsschiffen und zwei Bataillonen der 1. Gardedivision begleitet.
Immer, wenn der Imperator irgendwo eintraf, um ein Gebäude seiner Bestimmung zu übergeben oder einen Eroberer zu legitimieren, zog er es vor, keinerlei Überraschungen zu erleben – am allerwenigsten solche von der Art, die sich mit einem lauten Knall ankündigten und irgendeine Art von Geschoß in seine
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