Kreuzstein
technische Studiengänge.
»Hier in Köln?«, fragte sie.
»Nein.« Malte schien kurz zu überlegen. »In Aachen.«
»Schade, wenn du in Köln studiert hättest, wärst du vielleicht irgendwann auf meinen Vater gestoßen.«
»Der ist doch Geologie-Prof …«
»Ach, du kennst ihn?«, fragte Katy überrascht.
»Nur aus der Zeitung«, erwiderte Malte.
»Ach so. Ja, das war eine üble Geschichte. Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass er es einigermaßen heil überstanden hat. Aber diesem Unfall hat er es ja zu verdanken, dass er jetzt mit diesen komischen Sprengungen zu tun hat«, erwiderte Katy.
»Was für Sprengungen?«, fragte Malte interessiert.
Katy erzählte ihm, was sie wusste. »Ja, und mein Vater ist sozusagen fachlicher Berater der Polizei«, fügte sie hinzu.
»Hat man denn schon eine Vorstellung, wer oder was dahintersteckt?«
»Soweit ich weiß, gibt es verschiedene Theorien. Es könnten Erpresser sein oder Terroristen oder auch psychisch Kranke, die nur Aufmerksamkeit wollen«, antwortete Katy, die eigentlich gar nicht so lange bei dem Thema verweilen wollte.
»Könnten das nicht neue Ableger der RAF sein?«, überlegte Malte laut. »Solche Aktionen müssen von langer Hand vorbereitet werden, und man braucht jede Menge Logistik.«
»Ja, das wird alles diskutiert. Auf jeden Fall verstehen die Täter einiges von Geologie.«
»Und sie müssen sicher viele Details kennen, wie mit den Bohrungen am Drachenfels«, sagte Malte eifrig.
Auf einmal fand Katy, dass ihn das Thema über Gebühr beschäftigte. Leises Unbehagen stieg in ihr auf. Warum hatte sie überhaupt davon angefangen? Hatte ihr Vater ihr nicht gesagt, sie sollte möglichst mit niemandem darüber sprechen? »Hat die Zeitung auch darüber berichtet?«, fragte sie misstrauisch.
Malte bejahte schnell. Sie saßen in der hinteren Ecke des Cafés, und es war viel zu warm für die dicke Winterkleidung, deshalb wunderte Katy sich nicht über die Schweißperlen auf Maltes Stirn. Bevor er das Thema weiter vertiefen konnte, schlug sie einen Spaziergang vor. »Mir ist es auch warm«, erklärte sie. »Lass uns ein bisschen an die frische Luft gehen. Du hast mir noch gar nichts von Brasilien und Afrika erzählt.«
Daran schien Malte jedoch wenig Interesse zu haben. Kaum waren sie draußen, berichtete er nur kurz über Maschinen, die er repariert hatte. Dann meinte er, das Leben im Ausland sei nicht so gesund wie in Deutschland. Demonstrativ hob er seine Gehhilfe in die Höhe.
»Und die Frauen?«
»Ist im Ausland auch nicht so ganz gesund. Und du, hast du einen Freund?«
»Ab und zu schon.« Katy lächelte ihn an. »Ein guter Freund von mir hat eine Band hier in Köln. Er will mich immer dazu überreden, dass ich bei ihnen mitsinge und Gitarre spiele, aber ich finde, dazu reicht es nicht. Lieber spiele ich den Jungs im Heim was vor.«
»Stimmt, du hattest damals angefangen, Gitarre zu lernen.«
»Das ist lange her. Unser Nachbar ist ein Kollege von meinem Vater. Er spielt unheimlich gut und hat mir einiges beigebracht. Aber ich glaube, wirklich begabt bin ich nicht.«
Malte blickte demonstrativ auf die Armbanduhr. Plötzlich hatte er es eilig.
»Wenn ich mich beeile, erwische ich noch den Zug um 17.00 Uhr nach Bonn. Ich bin dort über Weihnachten bei einem ehemaligen Kollegen eingeladen und muss vorher noch ein paar Sachen packen.«
Verwundert blickte Katy ihm nach, als er nach einer hastigen Verabschiedung durch das Gedränge davonhumpelte. Als zwei Jugendliche mit Nikolausmütze ihn anrempelten, hob er drohend seinen Stock, und Katys Verwunderung wuchs, als sie sah, dass er mit gleichmäßigen Schritten, ohne auch nur ein einziges Mal zu humpeln, an ihnen vorbeiging.
Ihr Unbehagen verstärkte sich, und sie hatte plötzlich das Gefühl, irgendetwas übersehen zu haben. Sie überlegte. Was hatte er noch mal gesagt? Irgendetwas, das sie stutzig gemacht hatte. Aus einem Reflex heraus nahm sie die Verfolgung auf. Malte ging zur U-Bahn-Station am Neumarkt.
Während Katy ihm in sicherer Entfernung folgte, fiel ihr etwas ein. Hastig wählte sie die Nummer ihres Vaters.
»Paps, nur ganz schnell. Ich habe Malte, einen Uraltfreund aus der Schule getroffen. Weißt du noch, ob in der Zeitung etwas von den Bohrlöchern am Drachenfels stand? Du weißt schon, die, die wahrscheinlich für die Sprengung genutzt wurden?«
»Nein, auf gar keinen Fall. Das sollte aus taktischen Gründen geheim bleiben. Warum fragst du?«
»Nur so. Ich
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