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Kreuzstein

Kreuzstein

Titel: Kreuzstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Schreiber
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erkläre es dir später. Wir sehen uns ja sowieso heute Abend.«
    Katy rannte los. Malte war schon beinahe unten an der Treppe im Gedränge verschwunden. Mit den Ellbogen drängte Katy sich durch die Menge, was ihr unfreundliche Bemerkungen einbrachte, aber das war ihr jetzt egal. Als sie endlich am Bahnsteig angekommen war, fuhr gerade der Zug der Linie 18 ein. Malte war nirgendwo zu sehen. Kurz entschlossen stieg sie in den zweiten Waggon ein, ohne Fahrkarte, ohne genau zu wissen, was sie eigentlich machen wollte. Vorsichtig ging sie suchend durch den Zug. Malte war nirgendwo zu sehen. Die Bahn bremste bereits wieder für den nächsten Stopp – Poststraße, las sie durch die Fenster. Sie stieg aus und blickte sich suchend auf dem Bahnsteig um, aber Malte war nicht unter den Fahrgästen, die zum Ausgang strömten. Kurz bevor die Bahn wieder anfing, sprang sie in den nächsten Waggon.
    Oh nein, ausgerechnet jetzt, dachte sie und suchte nach ihrem Portemonnaie. Zum Glück hatte sie wenigstens genug Geld fürs Schwarzfahren dabei. Von hinten näherten sich zwei Kontrolleure Reihe um Reihe, und Katy kam es so vor, als ob der Zug diesmal länger bis zum nächsten Halt brauchte. Katy drängte sich durch den überfüllten Gang und hatte gerade die vorderste Tür erreicht, als die Bahn aus dem U-Bahn-Schacht ans Tageslicht fuhr. Barbarossaplatz. Ihr würde wohl nichts anderes übrig bleiben, als die Verfolgung aufzugeben. Rasch stieg sie aus, drehte sich aber noch einmal um, bevor sie um die Ecke bog. Und da sah sie Malte. Er stieg gerade aus der Bahn. Sie hatte ihn wiedergefunden.
    Mittlerweile hatte Schneeregen eingesetzt, und von weihnachtlichem Zauber war nicht viel zu spüren. Die feuchte Kälte ließ Katy frösteln. Hastig holte sie ihren Schirm aus der Tasche und suchte darunter Deckung. Eng an die Scheibe der Bäckerei gedrückt, beobachtete sie, wie Malte die Straße überquerte. Ob sie es wohl wagen konnte, ihm zu folgen? Wenn sie Pech hatte, würde er sie bemerken. Aber sie konnte ihn jetzt nicht einfach aus den Augen verlieren. Sie wollte wenigstens wissen, wo er wohnte.
    Malte zog sich die Kapuze seines Dufflecoat über und steckte eine Zeitung oben in den halb geöffneten Mantel. Kurz entschlossen lief Katy hinter ihm her und folgte ihm in sicherem Abstand. Aber Malte drehte sich nicht einmal um. Er bog in eine schmale Seitenstraße ein, in der wenig ansehnliche Altbauten sich mit heruntergekommenen Mietshäusern aus den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts mischten. Katy blieb stehen und lugte vorsichtig an der Einmündung um die Hausecke.
    Sieht ja nicht gerade einladend aus, dachte sie und hielt Ausschau nach Malte. Wo war er? Keine der Gestalten, die sie im Dämmerlicht erkennen konnte, hatte eine Gehhilfe. Etwas hilflos ging Katy einige Schritte die Straße entlang.
    »Suchst du mich?«, fragte es plötzlich hinter ihr.
    »Oh, Mann, hast du mich jetzt erschreckt«, schimpfte Katy, als sie Malte erkannte.
    »Was machst du denn hier in diesem Viertel? Heute ist doch Heiligabend! Solltest du nicht längst bei deiner Familie sein?«
    Katy zögerte nur kurz.
    »Warte mal. Ich muss mich erst einmal von dem Schreck eben erholen.« Etwas theatralisch atmete sie mehrmals hörbar durch. Aber dann hatte sie ihre Geistesgegenwart wiedergewonnen.
    »Ja, eben, weil heute Heiligabend ist, wollte ich dich fragen, ob du nicht mit zu uns kommen willst, statt zu deinem Kollegen zu fahren«, log sie. »Ich feiere mit meinem Vater.«
    »Und warum hast du nichts gesagt?«, fragte Malte misstrauisch.
    »Es ist mir ja erst eingefallen, als du schon gegangen warst. Und dann bin ich dir halt hinterhergelaufen«, entgegnete Katy.
    »Du hättest mich doch anrufen können.«
    »Ja, das wollte ich ja auch«, antwortete sie schnell. »Aber der Akku ist leer.«
    »Hast du deinen Vater denn schon gefragt, ob er überhaupt einverstanden ist?«
    »Nein, aber er kennt das. Es ist nicht das erste Mal, dass ich einen Überraschungsgast mitbringe. Eigentlich findet er das ganz gut, weil es ein bisschen Leben ins Haus bringt.«
    »Ja, okay. Dann komm erst einmal mit zu mir. Aber ich warne dich, typische Junggesellenbude.«
    Malte führte sie wieder zurück, an zwei Hauseingängen vorbei. Das vorletzte Haus vor der Straßenecke hatte eine Souterrainwohnung, die über einen schmalen Treppenzugang zu erreichen war. Als Malte aufschloss, strömte Katy ein etwas muffiger Geruch nach feuchten Wänden entgegen.
    Sie musste unwillkürlich an die

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