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Kreuzstein

Kreuzstein

Titel: Kreuzstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Schreiber
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rechtzeitig ihre Scheine erreicht oder aber ihre Gebühren nicht bezahlt.«
    »Das heißt, es mussten also auch sehr gute Studenten gehen, nur weil sie kein Geld für die Gebühren hatten?«
    »Ob sie das Geld nicht hatten oder nicht bezahlen wollten, weiß ich nicht. Aber so ist es nun mal.«
    »Und du vermutest, dass sich jetzt einer von denen rächen will und lauter Steinbrüche in die Luft jagt?«
    »Das ist das, was ich von dir wissen will. Es scheint einen deutlichen Bezug zur Geologie und durch diese zerbrochenen Steinkreuze auch zu mir zu geben. Hältst du es für möglich, dass jemand durch einen Rausschmiss so sehr in seiner Eitelkeit gekränkt wird, dass er dafür morden würde, und dann in dieser Form?«
    »Schwer zu sagen. Die Psyche ist bei jedem Extremtäter anders und eben auch extrem. Sieh dir die Amokläufer in den Schulen an. Damit hat vor einiger Zeit keiner gerechnet. Aber das waren Reaktionen, die relativ kurz nach negativen Erlebnissen der Täter in den Schulen stattfanden. Aber bei euch liegt der Fall doch ganz anders. So komplexe Taten erfordern eine lange Planungsphase. Was sagtest du? Wie lange sind die Zwangsexmatrikulationen her?«
    »Der älteste Fall liegt etwa fünfzehn Jahre zurück, der jüngste vielleicht acht Jahre.«
    »Ich glaube nicht, dass es hier in Deutschland schon einmal einen ähnlichen Fall gab. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass sich jemand nach so langer Zeit wegen eines verpassten Studienabschlusses rächen will.«
    Katy überlegte einen Augenblick. »Andererseits …«
    »Was meinst du?«
    »Andererseits können natürlich verschiedene Faktoren zusammenkommen und dann zu einem derartigen Verhalten führen.«
    »Du meinst allgemeine psychische Labilität, schwierige Kindheit, Hänseleien in der Schule wegen eines körperlichen Gebrechens und so?«
    »Oder sogar noch schlimmer.«
    Allensteins Ohr fing wieder an, sich zu melden. Ärgerlich bohrte er mit dem Zeigefinger darin herum.
    »Hast du Ohrenschmerzen?«
    »Nein. Vor einiger Zeit bekam ich plötzlich einen Tinnitus. Zwei Töne, ein ›C‹ und ein ›Es‹.« Henno überlegte. »Moment mal, das war genau, als die Sprengungen losgingen.«
    »Hoffentlich keine Nachwirkungen von deinem Unfall.«
    »Das glaube ich nicht. Aber zurück zum Fall. Meintest du Misshandlungen?«
    »Zum Beispiel. In der Kindheit, in der Jugend. Dann, wenn die stärkste Persönlichkeitsprägung stattfindet. Der Täter versucht dies durch Leistung zu kompensieren, schafft das Abi und …«
    »Und fliegt aus irgendeinem Grund von der Uni«, ergänzte Henno.
    »Nein, das wollte ich nicht sagen. In so einem Fall würde ich eher schätzen, dass die Entscheidung für ein Ende des Studiums bei ihm lag, weil er Angst hatte, in den entscheidenden Prüfungen zu versagen. Solche Menschen setzen sich selbst so unter Leistungsdruck, dass sich ihre Ängste bis zu Panikattacken steigern, wenn sie nur in eine Vorlesung gehen müssen. Eine Abschlussprüfung ist ein Ereignis, das auf der anderen Seite eines reißenden Flusses liegt, unerreichbar. Ohne psychologische Hilfe, die ihnen eine Brücke baut, haben sie absolut keine Chance.«
    »Wenn du recht hast, müssen wir die Suche nach dem Täter neu überdenken.«
    »Du sagst ›wir‹. Kannst du als Außenstehender da überhaupt mitreden? Du bist schließlich nicht bei der Polizei.«
    »Das ist die zweite Sache, über die ich mit dir reden wollte. Der Fall wurde bisher von Kommissarin Kronberg untersucht und sie hat mich bei Fachfragen zurate gezogen.«
    »Ich weiß. Sie hat mich kürzlich angesprochen, als ich wieder mal einen unserer Problemfälle von der Polizei abholen durfte.«
    Allenstein überlegte kurz.
    »Ach ja, stimmt, sie hat erwähnt, dass sie dich kennt. Es ist jetzt so, also, Gabriele Kronberg und ich, na ja, wir sind uns etwas nähergekommen.«
    Katy sah ihn ungläubig an, aber dann strahlte sie übers ganze Gesicht. Sie sprang auf und gab ihrem Vater einen Kuss auf die Wange.
    »Toll, Paps, das finde ich richtig toll.«
    Jetzt, kurz vor Weihnachten, waren die Straßen voll. Die Menschen drängten sich mit Tüten und Taschen in der Einkaufszone, schlenderten über die Weihnachtsmärkte oder hetzten durch die Geschäfte.
    Katy war mit Achim, einem Jungen aus ihrer Heimgruppe in Köln, unterwegs. Achim hatte Geburtstag, und er hatte sich ein besonderes Paar Sportschuhe gewünscht. Selbstredend mussten die Schuhe noch am selben Tag gekauft werden, und Katy hatte sich bereit erklärt, den

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