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Kreuzstich Bienenstich Herzstich

Titel: Kreuzstich Bienenstich Herzstich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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ohne richtige Begeisterung dabei – er war mit einem Trüffelspürhund weder verwandt noch verschwägert. Sein Fachgebiet war das Bewachen von Hof und Heim. Schließlich apportierte er ja auch nicht. Die Würde des Hovawarts ist unantastbar.
    Rettenberg hatte sich mannhaft von ein paar Tropfen Blut getrennt und damit ein Hemd getränkt. Er hatte sich sogar ein richtig voluminöses Haarbüschel ausgerissen und das Haar rund um das blutgetränkte, in Fetzen gerissene Hemd verstreut.
    Es sollte so aussehen, als sei er ermordet worden und die Tiere des Waldes hätten die Leiche gefressen. Oder derMörder hätte sie in die Jagst geworfen. Egal. Hauptsache, die Versicherung zahlte.
    Die Rettenbergs hatten ausgemacht, dass zwei Monate nach seinem Verschwinden seine Geliebte Selina anonym die Polizei anrufen und von menschlichen Überresten im Wald berichten sollte. Die DNA-Analyse würde ergeben, dass die Überreste zu Rettenberg gehörten. Drei Monate später wollte dann Frau Rettenberg aufgrund schwieriger wirtschaftlicher Verhältnisse beantragen, dass ihr Mann vorzeitig für tot erklärt würde – genau so, wie es bei Steve Fossett gelaufen war.
    Bis die Versicherung zahlte, wollte Rettenberg in der Vierzimmerneubauwohnung von Selina im Stadtviertel Teurershof das zurückgezogene Leben eines Eremiten führen, mit viel Sex und Mitternachtsfernsehen.
    Seifferheld meldete seine Erkenntnisse den Ex-Kollegen von Mord zwo in der Hoffnung, endlich ihr Interesse zu wecken. Sie meinten jedoch nur, Versicherungs betrug falle nicht in ihr Arbeitsgebiet.
    Immerhin durfte Seifferheld die beiden Beamten von der Abteilung für Betrugsdelikte begleiten, als diese der Wohnung von Selina Özdogan einen Besuch abstatteten.
    Frau Özdogan ging allerdings gerade ihrer Tätigkeit als Nagelpflegerin in einem Kosmetikstudio nach. Daher öffnete Rettenberg, die Ahnungslosigkeit in Person, selbst die Tür. Nach dem ersten Schock angesichts der Hundemarken sagte er nur: »Hat die alte Schnapsdrossel ihre Klappe nicht halten können, wie?«
Süße Geheimnisse haben den Vorteil, dass man unendlich viele davon haben kann, ohne dass auch nur eines davon auf die Hüfte geht
    »Wenn mich dein Kürzel nicht jeden Morgen aus dem
Haller Tagblatt
anspringt, mache ich mir Sorgen«, sagte Seifferheld. »Bist du krank? Oder mit deinem Verleger durchgebrannt?«
    Früher war er nur dann auf sein Zimmer geschlichen, wenn er sticken wollte. Jetzt tat er es, um mit einer aufregenden Frau flüsternd zu telefonieren. Seifferheld spürte den Kitzel des Verbotenen.
    »Ich könnte ganze Seminare darüber abhalten, inwieweit die Häufigkeit von Kürzeln und Autorennamen in einer Ausgabe mit dem jeweiligen Zustand des dazugehörigen Journalisten korrelieren«, seufzte MaC. »Ich weiß ehrlich nicht, wo mir der Kopf steht – Redigierdienst, das anstehende Sonderheft nur neuen Würth-Ausstellung …«
    »Also muss ich mir keine Sorgen um die verlockenden Reize von Fremdmännern machen?«, hakte Seifferheld nach.
    MaC lachte unfroh. »Schön wär’s.«
    Das war nicht ganz das, was Seifferheld hatte hören wollen, aber immerhin war es auch kein »Doch, und wie!«.
    Unvermittelt wechselte er das Thema. »Rettenberg ist gar nicht tot, war nur Versicherungsbetrug.«
    »Das weiß ich schon. Kollege Döbelin schreibt bereits darüber. Wird der morgige Aufhänger.«
    »Ich weiß einfach nicht, wie ich meine Kollegen von der Richtigkeit meiner These überzeugen kann. Die glauben immer noch nicht an einen Serienmörder.«
    Eigentlich hatte er ihr noch ganz andere Dinge sagen wollen. Dass er sie gern wiedersehen würde. Dass er sich Sorgen um den Beißvorfall im Stadtpark machte. Dass er sie wiedersehen wollte. Aber irgendwie hatten sich dann doch wieder die toten Männer vorgedrängt. Penetrantes Pack.
    »Wie viele müssen noch sterben, bevor endlich einmal eine penible Autopsie gemacht wird? Ich versteh’s nicht.«
    »Du klingst, als wolltest du das Handtuch werfen«, sagte MaC. »Das ist nicht der Siegfried Seifferheld, den ich kenne.«
    Eigentlich kannte sie ihn ja noch überhaupt nicht, aber sie fand, er brauche jetzt ein wenig weiblichen Zuspruch.
    Doch Zuspruch wofür?
    Bevor sie diesen Gedanken zu Ende denken konnte, sagte er: »Danke, MaC. Du hast recht. Ich gebe jetzt nicht auf. Ich bin ein zäher Wadenbeißer, kein weinerlicher Schoßhund!«
    Bevor er den Hörer auflegte, meinte sie, im Hintergrund noch Onis bellen zu hören. Es war ein zu allem entschlossenes Bellen.

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