Kreuzstich Bienenstich Herzstich
Vielleicht hatte es sich ja auch der Kehle von Seifferheld entrungen.
MaC machte sich Sorgen.
Drei Dinge braucht der Mann – Feuer, Pfeife, Teerlunge
Roseanne Barr hat einmal gesagt, dass Männer mit Landkarten deshalb besser zurechtkämen als Frauen, weil nur Männer auf die Idee kommen könnten, ein Zentimeter entspreche hundert Kilometern. Wobei natürlich allgemeinbekannt ist, dass Männer keine Straßenkarten brauchen. Niemals. Sie haben es im Urin, wohin es geht. Richten sich nach den Sternen oder der bemoosten Seite von Baumstämmen oder dem Juckreiz in ihrem linken Nasenflügel. Selbst wenn sie ein eingebautes Navigationssystem in ihrem Wagen haben, das sie der weiblichen Stimme wegen liebevoll »Bärbel« oder »Aische« oder »die blöde Tante schon wieder« nennen, folgen sie nur in Ausnahmefällen den melodischen Anweisungen der Navigatorin, sondern entscheiden meistens kurzerhand selbst, wann es nach links geht oder nach rechts oder wie lange man dem Straßenverlauf zu folgen hat. Männer brauchen ihre Freiheit!
Seifferheld war es erfolgreich geglückt, die Frauenstimme in Susannes BMW auszublenden, und er brauchte auch nur vierundzwanzig Minuten länger als die vom Navi angegebenen zwölf Minuten, um die Seitenstraße in dem Haller Teilort Gschlachtenbretzingen zu finden, in der Ludger Klier zur Untermiete gewohnt hatte.
Vor dem Haus gab es keinen Parkplatz, aber schräg gegenüber unter einer Linde konnte er den Wagen abstellen. Seifferheld kurbelte das Seitenfenster einen Spaltbreit herunter, damit Onis genügend Luft bekam. »Es wird nicht lange dauern, mein Alter«, versprach er dem Hund, der plötzlich Triefaugen wie ein Beagle bekam, weil er nämlich genau wusste, dass es länger dauern würde, als es der Hundeseele lieb war. Wieso wurde nie auf die Bedürfnisse des getreuen Vierbeiners eingegangen? Auch er war ein Mann – auch er wollte Freiheit!
»Ich hätte eine Decke unterlegen sollen«, murmelte Seifferheld, als er auf den angesabberten, vollgehaartenRücksitz der Luxuslimousine schaute. Susanne würde Zustände kriegen. Der BMW galt eigentlich als absolut hundefreie Zone, aber Seifferheld hatte Onis nicht schon wieder allein zu Hause lassen wollen. Na, er würde zusehen, dass er mit Handsauger und Wischlappen das Schlimmste aus der Welt schaffte.
Seifferheld fühlte sich von Hundeblicken durchbohrt, als er sich umdrehte und auf das schmucke Einfamilienhaus zuhumpelte.
Es war ein nieseliger Nachmittag mitten in der Woche, niemand war auf den Straßen unterwegs.
Von fern hörte er das Muhen von Kühen. Hier zeigte sich Schwäbisch Hall noch von seiner ländlichen Seite.
Er klingelte.
Bei Singlemännern dachte man im Allgemeinen an schmucke Einzimmerapartments, sturmfreie Buden mit hoher Besucherinnenfrequenz und unsortiertem Partymüll in den Küchenecken. Aber erstaunlich viele der Opfer hatten zur Untermiete gewohnt. Männer waren eben nicht dazu geschaffen, allein zu sein. Sie brauchten Familienanschluss. Seifferheld überlegte kurz, was er tun würde, sollte sich sein Harem je von ihm verabschieden. Der Fall könnte ja durchaus eintreten – Susanne könnte sich ins Ausland versetzen lassen, Karina würde sicher irgendwann heiraten oder doch wenigstens mit einem tätowierten Heavy-Metal-Drummer zusammenziehen, mit dem sie uneheliche Bälger am Fließband produzierte, und Irmgard könnte ins Kloster gehen oder, da sie evangelisch war, Diakonisse werden. In diesem Fall würde er eine WG gründen. Nur Männer. Vielleicht mit Klaus und Olaf. Und Onis, versteht sich.
Seifferheld klingelte erneut.
Wenn er ein altes Omchen mit Dutt und Kittelschürze erwartet hatte, sah er sich getäuscht. Die Frau war zwar sichtlich jenseits der fünfzig, trug jedoch ein elegantes Twinset mit Perlenkette und eine Jeans mit rasiermesserscharfer Bügelfalte.
»Ja bitte?« Es klang nicht wirklich unfreundlich, aber echte Gastfreundschaft hörte sich anders an.
Bevor Seifferheld etwas sagen konnte, setzte die Frau noch eins drauf. »Ich kaufe nichts!«
Seifferheld lächelte. »Und ich verkaufe nichts.« Er zog seine Brieftasche heraus und klappte sie auf. »Siegfried Seifferheld. Mordkommission. Ich hätte ein paar Fragen bezüglich Herrn Klier. Bitte entschuldigen Sie die neuerliche Belästigung, aber es gibt noch offene Punkte und wir erhoffen uns viel von Ihrer Aussage, gnädige Frau.«
Kliers Vermieterin, denn um sie handelte es sich, lächelte geschmeichelt. Ihr war vor lauter aufsteigender
Weitere Kostenlose Bücher