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Kreuzstich Bienenstich Herzstich

Titel: Kreuzstich Bienenstich Herzstich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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siebter an diesem Tag war.
    Seifferheld nickte und hielt sie am Ellbogen fest, als sie ins Torkeln geriet.
    »Pleite«, wiederholte Seifferheld. »Das muss sehr unangenehm für Sie sein.«
    Er erinnerte sich an die Fotos im
Haller Tagblatt,
die Frau Rettenberg bei irgendwelchen Charity-Events an der Seite der Oberbürgermeistersgattin oder bei einer Kunsthallen-Vernissage im Dunstkreis der Familie Würth gezeigt hatten.
    »Sie haben ja keine Ahnung!«, rief Frau Rettenberg.
    »Ihre Freunde können Ihnen doch sicherlich finanziell unter die Arme greifen«, meinte Seifferheld, der zu Recht davon ausging, dass man gern unter sich blieb und reiche Leute viele andere reiche Leute kannten.
    »Niemand darf das wissen.
Niemand
«, gellte die Rettenberg und hob die Gin-Flasche. Eine Sekunde lang überlegte Seifferheld, ob sie ihn erschlagen wollte und er mit seiner Gehhilfe gegen sie ankam, aber da brach sieauch schon schluchzend auf dem zehn Finger dicken Teppich zusammen.
    »Das ist ja sooooo peinlich«, heulte sie. »Ich habe mein Gesicht verloren.«
    Sie schlug mit der Faust auf den Teppich ein, dann strich sie ihn wieder glatt, als suche sie darin nach ihrem verlorenen Gesicht.
    »Versprechen Sie mir, dass Sie es niemandem sagen werden«, wimmerte sie.
    »Keiner Menschenseele«, log Seifferheld. Die Frau brauchte Hilfe. Aber erst wollte er seinen Verdacht bestätigt sehen.
    »Mit dem Geld aus einer Lebensversicherung kann man eine Menge anfangen«, spekulierte er.
    Frau Rettenberg schluchzte, verschluckte sich, hustete, schluchzte erneut, sagte aber nichts.
    »Wie hoch war Ihr Mann versichert? Eine Million?« Seifferheld sah sich um. Mit einer Million kam man nicht weit, wenn man einen solchen Luxus gewöhnt war.
    Frau Rettenberg gab einen Laut von sich. Es klang wie »Pöh!«.
    Seifferheld wurde sich bewusst, dass er vor einem moralischen Dilemma stand. Er könnte sich nach vorn beugen und Frau Rettenbergs Schulter tröstend tätscheln – in die Hocke gehen ging wegen seiner Hüfte nicht – oder, tja, oder er könnte sie noch betrunkener machen, bis das Geständnis aus ihr herauskullerte wie M&Ms aus einer Packung, die man mit zu viel Schmackes aufgerissen hat.
    Ja, ich war unglücklich in meiner Ehe.
    Ja, die verschwundenen Männer brachten mich auf die Idee, meinen Mann zu töten und im Keller in der Tiefkühltruhezwischenzulagern, damit ich mit der Lebensversicherungssumme in Brasilien einen Neuanfang wagen konnte.
    Hm, gab es in diesen Flachbauten überhaupt einen Keller?
    Seifferheld ging zu der Silberkugel, nahm ein frisches Glas und goss es bis an den Rand mit Gin voll. Jetzt war nicht der Moment für Skrupel. Und auch nicht für schwäbische Sparsamkeit.
    Frau Rettenberg trank dankbar. Sie lächelte, woraufhin sich ihre beiden Augäpfel in unterschiedliche Richtungen aufmachten.
    Seifferheld hatte das Gefühl, ein Stichwort liefern zu müssen. »Die verschwundenen Männer …«, fing er an.
    »Genau!«, hickste Frau Rettenberg unfröhlich. »
Die
sind schuld!«
    Seifferheld lehnte sich schwer auf seine Gehhilfe, die in dem dicken Teppich allerdings keinen rechten Halt fand.
    Frau Rettenberg hickste neuerlich.
    Seifferheld nickte. Gleich. Gleich würde sie ihre Beichte vor ihm ausbreiten.
    Zur Abwechslung rülpste Frau Rettenberg, bevor sie weitersprach. »…
die
haben meinen Mann auf die Idee gebracht, unterzutauchen.«
    »Unterzutauchen? Sie haben ihn ertränkt?« Seifferheld hatte definitiv Schwierigkeiten, sich von seiner Lieblingstheorie zu verabschieden.
    »Ertränkt?« Die beiden Augäpfel von Frau Rettenberg fanden wieder zu einer parallelen Ausrichtung und blickten verständnislos.
    »Ihr Mann. Er ist doch tot, oder etwa nicht?«
    »Aber nein!«, empörte sich Frau Rettenberg und schnaubte: »Leider nicht.«
    Sie erhob sich schwerfällig vom Teppich. »Wir haben eine einträchtige Lösung gefunden … Er markiert den Toten, und sobald das Geld von der Versicherung kommt, zieht er mit seiner Geliebten nach Brasilien und ich kann meinen gebührenden Platz in der Haller High Society wieder einnehmen.«
    Seifferheld seufzte. Da ging sie hin, seine schöne Theorie. Immerhin in einem hatte er recht behalten:
    Brasilien!
Bauknecht weiß, was Frauen wünschen: Rache – eiskalt serviert
    Seifferheld fand die Überreste dort, wo Frau Rettenberg gesagt hatte. In einem Waldstück bei Kirchberg, eine gute halbe Autostunde von Schwäbisch Hall entfernt. Onis war bei dieser Aktion zwar körperlich anwesend, aber

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