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Kreuzstich Bienenstich Herzstich

Titel: Kreuzstich Bienenstich Herzstich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Gutes.
    Seifferheld stockte der Atem.
    »Wuff.« Onis rettete die Situation, indem er sich auf den Rücken rollte und seinen wolligen Bauch präsentierte. Kraul mich, sagte der Blick seiner großen, braunen Augen.
    »Was bist du denn für ein süßer Fratz«, rief die Dame mit seltsam krächzender Stimme, beugte sich vor und presste den Taser auf die Leibesmitte des Hundes.
    »Nein! Nicht!«, brüllte Seifferheld.
    Frau und Hund zuckten zusammen.
    »Tun Sie meinem Hund nichts«, flehte Seifferheld und versuchte mühsam, sich aufzurichten.
    »Halten Sie mich für eine Tierquälerin?«, empörte sich die Frau. »Das Teil funktioniert nicht, ich hab’s nur zur Abschreckung immer dabei. Ein Geschenk meines Schwiegersohnes aus New York.« Sie sah ihn streng an. »Was machen Sie denn da auf dem Boden?«
    Kalter Schweiß stand Seifferheld auf der Stirn. An seiner Gehhilfe zog er sich nach oben.
    »Ich wollte Ihnen keine Angst einjagen«, entschuldigte er sich. »Mein … äh … Freund Klaus ist nicht da und ich sollte in der Wohnung nach dem Rechten schauen … äh … und jetzt habe ich doch gerade bemerkt, dass ich den falschen Schlüssel eingesteckt habe«, stotterte Seifferheld. »Ich Schussel«, setzte er noch eins drauf. »Am besten gehe ich nach Hause und hole den richtigen Schlüssel. Komm Hund.«
    »Ich kann Ihnen doch aufschließen, ist gar kein Problem.« Aus der Alcantara-Jacke holte sie einen Schlüsselbund mit Fotoanhänger. »Schauen Sie, das ist mein Enkel Kyle-Luca. Und das ist meine Tochter Ingrid. Und das ist mein Schwiegersohn Günther.«
    Seifferheld nickte und lächelte angetan. Hässliche Menschen. Alle drei. Besonders der Enkel.
    »Ich kenne Sie«, sagte die Alcantara-Dame plötzlich. »Sie sind Kommissar Seifferheld, nicht wahr?«
    Leugnen zwecklos. In einer Kleinstadt gibt es so etwas wie Anonymität nicht.
    Er nickte. »Ich will Sie wirklich nicht länger aufhalten, gnädige Frau«, säuselte Seifferheld. »Vielen Dank, dass Sie mir behilflich sind.«
    Sie schloss die Tür auf. Es ging enorm schwer. Wahrscheinlich hatte er mit seiner Drahtschlaufe irreparable Schädigungen am Schloss hinterlassen. Jedenfalls bekam sie den Schlüssel nicht wieder aus dem Schloss. Er steckte fest.
    Seifferheld pfriemelte den Schlüssel vom Schlüsselbund. »Ich kläre das für Sie«, versprach er. »Klaus wollte ohnehin ein neues Schloss installieren lassen. Unsichere Gegend hier.«
    »Wem sagen Sie das«, fing sie an. »Letztens höre ich doch tatsächlich, wie mitten in der Nacht …«
    »Ich muss leider weiter«, sagte Seifferheld und schloss die Tür vor ihrer Nase.
    Was mehr Wirkung gezeigt hätte, wenn er nicht gleich darauf die Tür wieder hätte öffnen müssen, um seinen Hund zu sich zu rufen.
Einblicke in die Welt eines Junggesellen – Achtung: nicht jugendfrei
    Seifferheld fragte sich, ob er auch so verkommen leben würde, wenn er seinen Harem nicht hätte.
    Begrüßt wurde er von den Fruchtfliegen, die als waberndes Wölkchen über dem Obstteller schwebten. Seit seinem letzten Besuch hatten sie sich signifikant vermehrt.
    Außerdem nahm ihn ein Duftschwall in Empfang. Ein Raumduft namens Alpenglühen, der – mit Enzian verziert, aber nach Chemielabor müffelnd – neben dem Obstteller stand. Sehr penetrant. Und süßlich. Bestimmt wähnten sich die Fruchtfliegen im Nirwana.
    Pizzakartons und Bierdosen, getragene Socken und Unterhosen, offene DVD-Hüllen – kurzum: das Übliche.
    »Klaus?«
    Irgendetwas in ihm hoffte, dass Klaus doch noch unversehrt nach Hause gekommen sein könnte und sich aus Langeweile in einen alkoholisierten Stupor getrunken haben könnte.
    Doch der leeren Wohnung konnte er keine Reaktion entlocken.
    Seifferheld öffnete seinen Mantel und zog die sterblichen Überreste von Mimi darunter hervor. Karina hatte die Löcher, die Susannes Nägel in die Gummischultern gerissen hatten, mit Fahrradreifenkleber repariert, woraufhin sich Mimi wieder zu ihrer offenmündigen Größe aufblasen ließ. Aber die Löcher waren nicht wirklich abgedichtet und ständig entwich etwas Luft. Druckversuchen würde Mimi schon gar nicht standhalten.
    Seifferheld nahm sich dennoch die Zeit, Mimi aufzublasen. Dann drapierte er sie auf der Couch.
    Anschließend humpelte er in Richtung Schlafzimmerecke.
    Onis lief zum Küchenblock in der Loftmitte und schleckte über den Fliesenboden, der schlammbraun aussah, jedoch einmal türkisblau gewesen war, wie Seifferheld sich erinnerte. Offenbar schmeckten die

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