Kreuzstich Bienenstich Herzstich
vorn und bog rechts ab.
Wildes Gehupe des Porsche Cayenne, der gerade über die Brücke gebrettert kam.
Meine Güte, dachte Seifferheld, sie weiß Bescheid und will mich abhängen. Ich muss Klaus retten!
»Nein!«, schrie Susanne, als auch Seifferheld nach kurzer Schrecksekunde bei Rot nach rechts bog, den Porsche überholte und dem Golf nachsetzte. Den er aus den Augen verloren hatte. War er nach links Richtung Gelbingen abgebogen? Nein, da fuhr er. Rechts in Richtung Langer Graben.
Seifferheld drückte aufs Gas.
»Bist du des Wahnsinns!«, rief Susanne von hinten. »Du fährst fast hundert mitten in der Stadt!«
Aus dem Parkhaus Landratsamt bog, ebenfalls zu schnell, ein Audi und schob sich auf diese Weise zwischen Golf und BMW.
Mist, dachte Seifferheld. Er fuhr auf.
»Papa, so geht das nicht«, nölte Susanne.
»Ruhig, ich bin im Dienst«, schimpfte Seifferheld.
Hinter der Michaelskirche wurde die Fahrbahn zweispurig. Der Audi nahm die andere Spur.
Seifferheld setzte sich direkt hinter den Golf, der aber den Braten roch und bei der Ampel abrupt rechts abbog, ohne geblinkt zu haben. Seifferheld bremste ab, was den Porsche hinter ihm zu einer erneuten Hup-Orgie veranlasste.
Seifferheld setzte zurück und bog ebenfalls rechts ab.
Der Porschianer zeigte ihm den Stinkefinger.
Seifferheld trat aufs Gas. Es war ein BMW 750i der dritten Generation mit einem auf 5,4 Liter vergrößerten Zwölfzylindermotor. Schon James Bond hatte so ein Auto gefahren, zeitweise sogar vom Rücksitz aus. Der Wagen ging ab wie eine Rakete.
»Papa!«, gellte Susanne.
Während Seifferheld mit affenartigem Tempo dem Golf nachsetzte, schrie Susanne »Anhalten!« und krallte sich in Mimis Schultern.
Mimi war derlei grobe Behandlung nicht gewöhnt, außerdem hatte Susanne seit längerem keine ordentliche Maniküre mehr gehabt. Jedenfalls gab es einen explosionsartigen Knall.
Onis bellte wie verrückt.
Susanne schrie auf.
Seifferheld verriss das Steuer und schrammte knirschend an dem goldenen Lancia entlang, der ihm auf der anderen Spur entgegenkam.
Der Golf fuhr weiter.
Seifferheld auch.
»Papa!«, gellte Susanne, inzwischen kreidebleich.
In Höhe der AOK bog der Golf wieder nach rechts.
Seifferheld hinterher. Das Adrenalin schoss ihm durch die Adern. Er hatte sich lange nicht mehr so lebendig gefühlt.
Vor dem Amtsgericht blieb der Golf stehen.
Sehr überraschend stehen.
Seifferheld konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und fuhr auf. Mit lautem Knall bliesen sich die Airbags auf.
»Bei euch alles in Ordnung?«, rief er und sah sich nach Susanne und Onis um.
Onis hechelte ungerührt, als gehöre derlei Action zu seinem täglich Brot – beziehungsweise Frolic-Napf.
Susanne hatte die Augenbrauen finster zusammengeschoben und sah aus wie Frida Kahlo an einem nicht so guten Tag.
Seifferheld sprang aus dem Wagen.
In der Ferne hörte man eine Polizeisirene.
Die Türen des Golfs gingen auf und ein Pärchen stieg aus. Gott sei Dank schien ihnen nichts weiter passiert zu sein.
Er ein Schlacks mit Wollmütze, sie eine Hochschwangere in lila Latzhose – der Schlacks kreidebleich, offenbar vor Angst, die Hochschwangere knallrot, ziemlich sicher vor Wut.
Definitiv nicht Klaus und die Verdächtige.
Seifferheld seufzte.
Dumm gelaufen!
Wer Gen-Mais sät, wird Widerstand ernten … Wer Abführtee trinkt, darf nicht mit Verstopfung rechnen … Wer sich bei einer lustigen Verfolgungsjagd auf die Straßenverkehrsordnung ein Ei pellt, hat kein lecker Spiegelei zu erwarten
Susanne Seifferheld überlegte einen kurzen, verzweifelten Moment lang, ob sie ihren Namen ändern und ihr Äußeres völlig umgestalten sollte. Dann könnte sie sich bei Wüstenrot oder der LBS bewerben. Bei der Bausparkasse waren ihre Karrierechancen doch jetzt gleich null. Vater, Cousine und Haushund waren polizeibekannte Straffällige. Sie würde es niemals ins oberste Management der Bausparkasse Schwäbisch Hall schaffen.
Seifferheld stand derweil einer jungen Streifenbeamtin gegenüber, die einen geschätzten halben Meter größer war als er. Wenn er den Kopf in den Nacken legte, konnte er ihre dunklen Augen beim Ausfüllen des Strafzettels hin und her flitzen sehen, was ihn sehr an eine aufgeschreckte Kakerlake erinnerte, die beim Einschalten des Küchenlichts panisch die Zickzackflucht ergreift.
»Er hat uns verfolgt. Es war wie im Film. Gruselig«, rief die Schwangere anklagend und zupfte die Streifenbeamtin am Hemd.
»Ich kümmere mich darum«,
Weitere Kostenlose Bücher