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Kreuzweg der Zeit

Kreuzweg der Zeit

Titel: Kreuzweg der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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auszugehen. Zu diesem Zweck entstand die Organisation, der wir angehören.
    Wir überwachen die Wanderer, mischen uns aber nie in das Geschehen auf anderen Zeitstufen ein. Bevor wir einen Fall übernehmen, werden wir gründlich über Sprache, Geschichte und Gebräuche jener Stufe, auf der wir operieren müssen, unterrichtet. Einige dieser Stufen sind für alle – mit Ausnahme offizieller Beobachter – verboten. Andere wiederum wagt niemand zu betreten. Dort hat die Zivilisation – oder vielmehr das Fehlen einer solchen – derartige Veränderungen gezeitigt, daß das Leben dort höchst unsicher ist.
    Es gibt tote radioaktive Welten, Welten, heimgesucht von Seuchen, Welten die so verworfenen Regierungen Untertan sind, daß ihre Bewohner nicht mehr ganz menschlich sind. Dann gibt es andere, wo die Zivilisation auf der Kippe steht, wo allein schon die Anwesenheit eines Außenseiters den Status quo gefährden könnte.
    Was uns nun zu dem in Frage stehenden Fall bringt: Wir sind hinter jemandem her. Nach den Maßstäben unserer Kultur ist er ein Verbrecher. Kmoat Vo Pranj gehört zu jenen Super-Egos, die nach Macht gieren, wie ein Süchtiger nach der Droge verlangt. In unserer Welt gibt es keine Nationalitätenunterschiede, wohl aber Gattungsunterschiede, Schranken als Folge des Atomkrieges der Vergangenheit. Saxton und ich gehören einer Gruppe an, die von Mitgliedern einer militärischen Einheit abstammt, die mehrere hundert Jahre abgeschnitten war und im hohen Norden dieses Kontinents gelebt hat. Hoyts Vorfahren haben im Untergrund auf jener Insel gelebt, die Ihnen als Großbritannien bekannt ist, und sie haben eine eigene Kultur entwickelt. Erskine hingegen und der Mann, den wir jagen, sind Mitglieder einer dritten Gruppe, die von einer Handvoll Technikern abstammt, die die Katastrophe in den südamerikanischen Anden überlebte und die an der Lenkung der Psi-Kräfte arbeitet.«
    »Hierzu kommt noch«, fiel Erskine mit farbloser und teilnahmsloser Stimme ein, »daß wir von Zeit zu Zeit Variationen hervorbringen, die die unangenehmen Eigenschaften unserer kriegslüsternen Urahnen besitzen. Pranj sucht eine Welt, die er sich unterwerfen kann. Da er seinen Ehrgeiz auf unsere Stufe nicht verwirklichen kann – besonders jetzt, da man ihn als das entlarvt hat, was er ist, und weil er einem Besserungsverfahren unterworfen werden soll –, sucht er sich anderswo ein Ventil für seine Energie. Er hat die Rolle eines Normalen so gut gespielt, daß es ihm glückte, in unseren Dienst zu treten. Er ist ausgebildet zum Stufenwandern ohne Überwachung.
    Jetzt ist er auf der Suche nach einer Stufe, deren Zivilisation bereit ist, ihm freie Hand zu lassen. Wen er eine solche Welt gefunden hat, wird er eine Organisation aufbauen und sich zum Herrscher des Planeten aufwerfen. Ein Teil seiner Unausgeglichenheit ist maßlose Selbstüberschätzung, er besitzt keine Spur von Selbstkritik, Reue oder andere mäßigende Tugenden. Unsere Absicht ist es, ihn nicht nur in Gewahrsam zu nehmen, sondern auch sämtliche durch ihn vielleicht schon angerichteten Schäden wiedergutzumachen.«
    »Und Sie glauben, er ist hier?«
    »Vielleicht sind Sie ihm heute nachmittag begegnet – wenn auch nicht von Angesicht zu Angesicht«, lautete Erskins nüchterne Antwort.
    Kittson förderte einen kleinen Würfel zutage, der aus irgendeiner durchsichtigen Substanz bestand. Einen Augenblick lang lag er auf seiner Handfläche, dann erhob er sich und schwebte durch die Luft zu Blakes zögernd ausgestreckter Hand. Durch die durchsichtige Hülle sah er hinein zu einer winzigen Figur, farbig leuchtend und einen lebensähnlichen Hauch ausstrahlend, als enthielte der Würfel ein lebendiges Männchen. Der winzige Mann hatte dieselben stark hervortretenden Backenknochen, die feingeschnittenen schmalen Lippen und das blonde Haar Erskins. Es gab aber einen feinen Unterschied. Je länger Blake die Gestalt studierte, desto mehr trat dieser Unterschied hervor. Erskine war zwar reserviert und von offenbar angeborener Zurückhaltung, aber man spürte in seinem Benehmen, daß keinerlei Bösartigkeit oder anmaßende Überheblichkeit vorlag. Das Figürchen hingegen zeigte einen skrupellosen Menschen. Diese Eigenschaft zeichnete sich wie ein Schatten um die Mundwinkel und über den Augen ab. Es war ein grausames Gesicht, ein arrogantes Gesicht – und ein kraftvolles.
    »Das ist Pranj – oder vielmehr Pranj, bevor er verschwand«, erklärte Kittson. »Welche Verkleidung oder

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