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Kreuzweg der Zeit

Kreuzweg der Zeit

Titel: Kreuzweg der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Schaufensters wurde von einem schmiedeeisernen Gitter geschützt. Erskine deutete auf ein Stück gleich hinter der Glasscheibe. Es war ein Anhänger aus silbrigem Metall, besetzt mit schwarzen Steinen, deren Oberflächen komplizierte Emaillemuster aufwiesen. Das Stück wirkte leicht orientalisch, und doch konnte es Blake keiner ihm bekannten östlichen Kunst zuordnen.
    »Eindeutig Ming-Hawn. Wir müssen herausbekommen, wie das Ding da reingekommen ist.«
    Erskine betrat den Laden und sprach den Mann an, der sich hinter dem Schreibtisch zu ihrer Begrüßung erhob.
    »Sie sind Mr. Arthur Beneirs?«
    »Ja. Darf ich den Herren etwas zeigen?«
    »Man hat mir gesagt, bei Ihnen könnte man Raritäten kaufen und verkaufen, Mister Beneirs?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Letzteres im allgemeinen nicht. Manchmal allerdings tritt man an mich heran, Gegenstände in Kommission zu nehmen, die veräußert werden müssen, um Vermögen finanziell in Ordnung zu bringen. Sonst aber nicht.«
    »Sie würden aber einen Kunstgegenstand schätzen?« fragte Erskine weiter.
    »Vielleicht –«
    »Das da zum Beispiel?« Erskine zeigte ihm die Kristallkugel, die Blake vor zwei Tagen in der Hand gehalten hatte.
    »Bergkristall.« Beneirs drehte die Kugel zwischen den Fingern. Doch zu Blakes Verwunderung war keine Veränderung der Farbe zu erkennen. Die Kugel blieb klar und durchsichtig.
    Und dann ging der Mann ohne ein weiteres Wort zum Fenster und nahm den Anhänger heraus. Er übergab ihn Erskine und fing ganz rasch zu sprechen an, als sage er eine auswendiggelernte Lektion auf.
    »Das da wurde mir vor zwei Tagen mit zwei anderen alten Schmuckstücken von einem Anwalt, einem gewissen Geoffrey Lake, angeboten. Ich habe mit ihm schon öfters bei Vermögensveräußerungen zu tun gehabt. Er hat mir nicht gesagt, von wem er das Stück hat, aber ich glaube, es wurde ihm zum privaten Weiterverkauf anvertraut. Lake hat einen guten Ruf – seine Kanzlei ist im Parker Building, Suite 140. Ich habe als Preis zweitausend Dollar gezahlt.«
    Erskine zog eine Brieftasche hervor und legte ein paar Banknoten auf den Tisch. Mit beinahe mechanischen Bewegungen nahm Beneirs das Geld an sich, während Erskine das Schmuckstück in seine Brieftasche steckte. Dann steckte er den Kristall wieder ein. Als wären sie nun unsichtbar geworden, ging Beneirs an seihen Platz hinter dem Schreibtisch zurück und beachtete sie nicht weiter.

4

    »Für Mister Beneirs' bemerkenswerte Hilfsbereitschaft muß es irgendeine simple Erklärung geben«, sagte Blake beim Hinausgehen.
    Erskine lachte. »Simpel ist das richtige Wort. Die Kugel hat nicht nur bewiesen, daß er über keine Psi-Kräfte verfügt, sie hat es mir auch ermöglicht, ihn anzuzapfen, und er hat reagiert, indem er mir alles sagte, was er wußte. Beneirs wird sich an uns nicht einmal erinnern können. Er wird zwar eine undeutliche Erinnerung an den Verkauf des Ming-Hawn-Stückes zurückbehalten, wenn er aber diesem Lake Meldung erstatten muß, wird er sich an keinerlei Einzelheiten der Transaktion erinnern. Jetzt liegen wir in diesem Spiel einen Schritt voraus, da wir eine Verbindung zu Lake haben.«
    »Aber was ist Ming-Hawn?«
    »Besser gesagt wer! Ming Hawn war ein Emaillekünstler. Diese Kunstform stellt eine Besonderheit für seine Nachfolgewelt dar. Seine bedeutendsten Werke hat er am Ende des achtzehnten Jahrhunderts geschaffen. Er lebte in einer Zeit, die als Resultate einer erfolgreichen mongolischen Eroberung ganz Europas im dreizehnten Jahrhundert entstand. Flüchtlinge vor dieser Invasion – Normannen, Bretonen, Norweger, Sachsen – flohen per Schiff westwärts zu den Wikingerkolonien auf Vinland. Ihre Nachkommen vermischten sich mit Indianern aus den sich ausbreitenden Eingeborenenreichen im Südwesten und bildeten das Volk Ixanilia, das auf dieser Stufe noch existiert. Die gegenwärtige Zivilisation dort ist nicht sehr attraktiv, bietet aber Möglichkeiten, die Pranj anlocken könnten. Jetzt aber brauchen wir Lake.«
    Erskine betrat einen Drugstore und ging in eine der Telefonzellen. Er nahm das Branchen-Telefonbuch zur Hand und schob Blake das andere zu. »Sehen Sie nach, ob seine Privatnummer verzeichnet ist.«
    Blake suchte noch immer, während Erskine bereits einen Anruf tätigte. Stirnrunzelnd kam er aus der Zelle.
    »Lake ist krank – liegt im Krankenhaus. Wohnt in den Nelson Arms.«
    »Ich habe keine Nummer gefunden«, antwortete Blake.
    »Hmm.« Erskine nahm eine zweite Münze. Diesmal

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